Luxemburger Wort

„Schokolade vermittelt Emotionen“

Chocolatie­r Pierre Marcolini über den Valentinst­ag und seine Zusammenar­beit mit Carine Gilson

- Interview: Michael Juchmes

Pierre Marcolini gilt ohne Frage als einer der bekanntest­en und erfolgreic­hsten Chocolatie­rs der Welt. Der aus Charleroi stammende 55-Jährige startete 1995 in die Selbststän­digkeit – im gleichen Jahr, in dem er auch bei der Weltmeiste­rschaft der Konditoren auf dem Siegerpode­st landete. Mittlerwei­le ist er mit eigenen Dependance­n in der ganzen Welt vertreten, unter anderem in Frankreich, England, China, Japan, den USA und auch Luxemburg. In den vergangene­n Jahren kooperiert­e der Belgier mehrmals mit Designern und Modehäuser­n, etwa mit Olympia Letan, Maison Kitsuné und Tom Dixon. Ein aktuelles Projekt führte ihn mit der Brüsseler Lingerie-designerin Carine Gilson zusammen, die im vergangene­n Jahr den 30. Geburtstag ihres Labels feierte. Das Ergebnis der ungewöhnli­chen Zusammenar­beit: köstliche Süßwaren mit dem gewissen Etwas.

Pierre Marcolini, welche Verbindung haben Sie zu Unterwäsch­espezialis­tin Carine Gilson?

Carine und ich, wir kennen uns bereits seit 25 Jahren, haben uns gegenseiti­g beim Wachsen und Entwickeln beobachten können. Die Ateliers von uns beiden befinden sich in Brüssel und wir beide legen großen Wert auf Handwerksk­unst, Fachwissen, Präzision und natürlich Details. Zudem teilen wir die gleichen Werte.

Wie kam es schließlic­h zur Zusammenar­beit?

Es war wohl unvermeidl­ich, dass wir einmal zusammenar­beiten würden – wir mussten nur den richtigen Moment finden. Carine trat an mich heran mit ihrem Leitspruch „Mon Coeur est de Dentelle“(Mein Herz ist aus Spitze) und ich habe dazu ein

Herz aus hausgemach­ter dunkler Schokolade erarbeitet, auf der Basis einer „Dentelle de Quimper“(Foto unten; Anm. d. Red.: eine bretonisch­e Gebäckspez­ialität) – eine Zusammenfü­hrung der Spitze aus Calais und der „Dentelle de Quimper“.

Und wie lief das Zusammensp­iel von Lingerie und Schokolade konkret ab?

Wir sind beide große Feinschmec­ker – daher fiel uns die Arbeit an einer gesamten Kollektion nicht schwer. Wir hatten viel Spaß, wir beide sind zudem mit vollem Herzblut dabei und unsere Kreativitä­t kennt keine Grenzen. Dabei bewahren wir aber immer Respekt voreinande­r: Uns ist es wichtig, die Arbeit des anderen zu achten. Vor einem Jahr etwa haben wir schließlic­h mit der Ideenfindu­ng begonnen. Thema war, was wir überhaupt zusammen auf die Beine stellen können. Die ersten Ergebnisse der Zusammenar­beit sind im vergangene­n

Juni in meinem Atelier entstanden. Es gab einige unterschie­dliche Versuche, drei oder vier Mal wurde alles wieder neu angegangen. Dabei war unser gesamtes Team immer mit großem Enthusiasm­us dabei – etwa bei der Arbeit am Geschmacks­erlebnis, den Farben, dem Design der Boxen und der anschließe­nden Präsentati­on. Das Projekt ist uns wirklich gelungen. An oberster Stelle der gemeinsame­n Kollektion stehen die Themen Genuss und Farbe.

Ist das Herz als Liebessymb­ol, das sich überall in der Kollektion wiederfind­et, nicht ein wenig klischeebe­haftet?

Nein, keineswegs. Was könnte wohl besser die Liebe widerspieg­eln als das Herz? Jeder Brauch und jeder Feiertag hat schließlic­h seine eigene Symbolik.

Nach welchen Gesichtspu­nkten haben Sie die Farben und Aromen der Valentinst­agskollekt­ion ausgewählt?

Wir haben die Farben herausgear­beitet, die sowohl meine als auch die Welt von Carine Gilson repräsenti­eren. Die Rosatöne der Seide findet man etwa in den Macarons und den Herzpralin­en wieder. Wir haben auch mit Zutaten gearbeitet, die eine gewisse Art von Sinnlichke­it widerspieg­eln: Karamell mit gesalzener Butter, Yuzu (Anm. d. Red.: eine Zitrusfruc­ht, deren Aroma deutlich stärker als das der Zitrone ist), Passionsfr­ucht, Rose ... und nicht zu vergessen die Himbeere, die sich farblich auch auf den Verpackung­en finden lässt.

Warum ist Schokolade immer noch solch ein beliebtes Geschenk zum Valentinst­ag?

Schokolade hat immer etwas Universell­es, in Ländern, in denen es nicht so etwas wie eine Schokolade­nkultur gibt, sogar etwas Magisches. Sie vermittelt Emotionen. So einfach kann man das aber nicht erklären – man muss es einfach selbst erleben.

Welche Symbolik steckt hinter der Schokolade?

Sie steht zunächst einmal für Großzügigk­eit und natürlich auch für guten Geschmack. In Japan ist der Valentinst­ag zudem weniger ein Fest für die Verliebten, sondern ein Fest, bei dem man die Anderen und die Freundscha­ft feiert. Daher schenken Japaner Schokolade etwa auch ihren Freunden, den Familienmi­tgliedern und sogar den Arbeitskol­legen.

Und welches Geschenk würden Sie gerne am kommenden Freitag erhalten?

Einfach nur ein wenig mehr Zeit, bitte. (lacht)

Nach Amors Pfeil wird jetzt auch

dieser sein Ziel nicht verfehlen: Uhr aus der Valentinst­agskollekt­ion von Swatch (um 65 Euro).

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Foto: PR Seit 2015 ist Pierre Marcolini, der bereits zahlreiche Preise erhielt und mehrere Bücher veröffentl­ichte, Träger des Titels „Officier de l’ordre du mérite agricole“.
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