„Schokolade vermittelt Emotionen“
Chocolatier Pierre Marcolini über den Valentinstag und seine Zusammenarbeit mit Carine Gilson
Pierre Marcolini gilt ohne Frage als einer der bekanntesten und erfolgreichsten Chocolatiers der Welt. Der aus Charleroi stammende 55-Jährige startete 1995 in die Selbstständigkeit – im gleichen Jahr, in dem er auch bei der Weltmeisterschaft der Konditoren auf dem Siegerpodest landete. Mittlerweile ist er mit eigenen Dependancen in der ganzen Welt vertreten, unter anderem in Frankreich, England, China, Japan, den USA und auch Luxemburg. In den vergangenen Jahren kooperierte der Belgier mehrmals mit Designern und Modehäusern, etwa mit Olympia Letan, Maison Kitsuné und Tom Dixon. Ein aktuelles Projekt führte ihn mit der Brüsseler Lingerie-designerin Carine Gilson zusammen, die im vergangenen Jahr den 30. Geburtstag ihres Labels feierte. Das Ergebnis der ungewöhnlichen Zusammenarbeit: köstliche Süßwaren mit dem gewissen Etwas.
Pierre Marcolini, welche Verbindung haben Sie zu Unterwäschespezialistin Carine Gilson?
Carine und ich, wir kennen uns bereits seit 25 Jahren, haben uns gegenseitig beim Wachsen und Entwickeln beobachten können. Die Ateliers von uns beiden befinden sich in Brüssel und wir beide legen großen Wert auf Handwerkskunst, Fachwissen, Präzision und natürlich Details. Zudem teilen wir die gleichen Werte.
Wie kam es schließlich zur Zusammenarbeit?
Es war wohl unvermeidlich, dass wir einmal zusammenarbeiten würden – wir mussten nur den richtigen Moment finden. Carine trat an mich heran mit ihrem Leitspruch „Mon Coeur est de Dentelle“(Mein Herz ist aus Spitze) und ich habe dazu ein
Herz aus hausgemachter dunkler Schokolade erarbeitet, auf der Basis einer „Dentelle de Quimper“(Foto unten; Anm. d. Red.: eine bretonische Gebäckspezialität) – eine Zusammenführung der Spitze aus Calais und der „Dentelle de Quimper“.
Und wie lief das Zusammenspiel von Lingerie und Schokolade konkret ab?
Wir sind beide große Feinschmecker – daher fiel uns die Arbeit an einer gesamten Kollektion nicht schwer. Wir hatten viel Spaß, wir beide sind zudem mit vollem Herzblut dabei und unsere Kreativität kennt keine Grenzen. Dabei bewahren wir aber immer Respekt voreinander: Uns ist es wichtig, die Arbeit des anderen zu achten. Vor einem Jahr etwa haben wir schließlich mit der Ideenfindung begonnen. Thema war, was wir überhaupt zusammen auf die Beine stellen können. Die ersten Ergebnisse der Zusammenarbeit sind im vergangenen
Juni in meinem Atelier entstanden. Es gab einige unterschiedliche Versuche, drei oder vier Mal wurde alles wieder neu angegangen. Dabei war unser gesamtes Team immer mit großem Enthusiasmus dabei – etwa bei der Arbeit am Geschmackserlebnis, den Farben, dem Design der Boxen und der anschließenden Präsentation. Das Projekt ist uns wirklich gelungen. An oberster Stelle der gemeinsamen Kollektion stehen die Themen Genuss und Farbe.
Ist das Herz als Liebessymbol, das sich überall in der Kollektion wiederfindet, nicht ein wenig klischeebehaftet?
Nein, keineswegs. Was könnte wohl besser die Liebe widerspiegeln als das Herz? Jeder Brauch und jeder Feiertag hat schließlich seine eigene Symbolik.
Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie die Farben und Aromen der Valentinstagskollektion ausgewählt?
Wir haben die Farben herausgearbeitet, die sowohl meine als auch die Welt von Carine Gilson repräsentieren. Die Rosatöne der Seide findet man etwa in den Macarons und den Herzpralinen wieder. Wir haben auch mit Zutaten gearbeitet, die eine gewisse Art von Sinnlichkeit widerspiegeln: Karamell mit gesalzener Butter, Yuzu (Anm. d. Red.: eine Zitrusfrucht, deren Aroma deutlich stärker als das der Zitrone ist), Passionsfrucht, Rose ... und nicht zu vergessen die Himbeere, die sich farblich auch auf den Verpackungen finden lässt.
Warum ist Schokolade immer noch solch ein beliebtes Geschenk zum Valentinstag?
Schokolade hat immer etwas Universelles, in Ländern, in denen es nicht so etwas wie eine Schokoladenkultur gibt, sogar etwas Magisches. Sie vermittelt Emotionen. So einfach kann man das aber nicht erklären – man muss es einfach selbst erleben.
Welche Symbolik steckt hinter der Schokolade?
Sie steht zunächst einmal für Großzügigkeit und natürlich auch für guten Geschmack. In Japan ist der Valentinstag zudem weniger ein Fest für die Verliebten, sondern ein Fest, bei dem man die Anderen und die Freundschaft feiert. Daher schenken Japaner Schokolade etwa auch ihren Freunden, den Familienmitgliedern und sogar den Arbeitskollegen.
Und welches Geschenk würden Sie gerne am kommenden Freitag erhalten?
Einfach nur ein wenig mehr Zeit, bitte. (lacht)
Nach Amors Pfeil wird jetzt auch
dieser sein Ziel nicht verfehlen: Uhr aus der Valentinstagskollektion von Swatch (um 65 Euro).