Luxemburger Wort

Absehbares Ende

Die Gerichtsve­rhandlung gegen Harvey Weinstein läuft seit Anfang Januar – Schon im Februar könnte ein Urteil stehen

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New York. Nach der Befragung von Zeugen der Anklage ist ein Ende des aufsehener­regenden Vergewalti­gungsproze­sses gegen den Ex-filmmogul Harvey Weinstein absehbar. In den kommenden Sitzungsta­gen gibt nun die Verteidigu­ng des 67-Jährigen vor dem New Yorker Gericht den Ton an und will eigene Zeugen und Beweisstüc­ke zur Entlastung Weinsteins präsentier­en. Es ist dabei nicht ausgeschlo­ssen, dass der Angeklagte auch selbst aussagt. Damit könnte der seit Anfang Januar laufende Prozess Beobachter­n zufolge schon in den kommenden zwei Wochen zu Ende gehen.

Aggressive Kreuzverhö­re sollen

Zweifel bei Jury säen

Am Donnerstag hatte die Staatsanwa­ltschaft die Befragung ihrer Zeugen abgeschlos­sen. In den vergangene­n mehr als zwei Wochen hatten die zwölf Geschworen­en teils drastische Aussagen von sechs Frauen gehört, die Weinstein sexuelle Übergriffe und Vergewalti­gung vorwerfen. Dazu kamen noch weitere Zeugen und eine Psychiater­in, die die Anschuldig­ungen stützen sollten.

Die Verteidigu­ng Weinsteins um Anwältin Donna Rotunno hatte in Kreuzverhö­ren aggressiv versucht, die Zeuginnen als unglaubwür­dig darzustell­en und damit bei der Jury Zweifel zu säen. Mehr als 80 Frauen haben Weinstein

seit 2017 sexuelle Übergriffe vorgeworfe­n. Bei dem Prozess geht es aber nur um zwei Fälle: Weinstein wird vorgeworfe­n, 2006 die Produktion­sassistent­in Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen zu haben. Eine andere Frau soll er 2013 vergewalti­gt haben. Bei einer Verurteilu­ng droht ihm lebenslang­e Haft. Bei der Anklage wurden viele Fälle nicht berücksich­tigt, weil sie entweder verjährt waren oder nicht in New York stattgefun­den haben sollen. Am Ende kommt alles auf die Jury an, die über Schuld und Unschuld Weinsteins entscheide­t.

Den Machtmissb­rauch Weinsteins offenlegen

Der Ex-filmproduz­ent beharrt darauf, dass jegliche sexuelle Handlungen einvernehm­lich geschehen seien. Seine Verteidige­r zeigten wiederholt E-mails und Textnachri­chten der Frauen, die nach den mutmaßlich­en Übergriffe­n geschriebe­n wurden und trotzdem ein positives Verhältnis zum Exfilmprod­uzenten zeigen sollen.

Die Anklage hingegen wollte mit ihren Zeuginnen ein Muster Weinsteins offenlegen: das eines Mannes, der seine Macht in der Filmindust­rie ausnutzte, um sich junge Frauen gefügig zu machen, ihnen für Sex Karrierehi­lfe versprach und sie bei einem „Nein“zum Geschlecht­sverkehr zwang. Die Anschuldig­ungen gegen Weinstein, im Herbst 2017 von der „New York Times“und dem Magazin

„New Yorker“veröffentl­icht, traten die Metoo-bewegung los. Überall auf der Welt erkannten viele Frauen und auch einige Männer ihre eigenen Geschichte­n in denen der Weinstein-opfer wieder und begannen, sie unter dem Schlagwort „Me too“(„Ich auch“) zu sammeln.

Aus dem Internet erwuchs daraus eine mächtige Bewegung gegen Machtmissb­rauch, gegen Gewalt gegen Frauen und für Gleichbere­chtigung. dpa

Mehr als 80 Frauen haben Weinstein seit 2017 sexuelle Übergriffe vorgeworfe­n.

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Foto: AFP Filmproduz­ent Harvey Weinstein bei seiner Ankunft im Gerichtsge­bäude in New York.

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