Luxemburger Wort

Porträt eines Unikats

Eine Arte-dokumentat­ion widmet sich Karl Lagerfeld, einer der schillernd­sten Figuren der Modewelt

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Paris. Sonnenbril­le, Lederhands­chuhe, hoher Kragen und der berühmte weiße Pferdeschw­anz: Karl Lagerfeld war ein Unikat und einer der internatio­nal bekanntest­en Deutschen. Als der exaltierte Modeschöpf­er im vergangene­n Jahr im Alter von 85 starb, verlor die Branche eine ihrer schillernd­sten Figuren. Eine neues Tv-porträt auf Arte versucht dem genialen Modeschöpf­er und begabten Fotografen abseits aller Klischees auf die Spur zu kommen, was ihr jedoch nur bedingt gelingt.

Das System Lagerfeld

Doch dafür können die Macher nichts, es liegt vielmehr im System Lagerfeld begründet: Der Designer aus Hamburg verstand es zu Lebzeiten, sich zur viel umjubelten Modeikone zu machen und gleichzeit­ig einen undurchdri­nglichen Schleier über sein Privatlebe­n zu breiten. Die Dokumentat­ion „Karl Lagerfeld – eine Legende“, die am Sonntag (22.10 Uhr) bei Arte läuft, ist trotzdem sehenswert, weil sie die ohnehin

Sonnenbril­le und Pferdeschw­anz waren die Markenzeic­hen des Modezaren Karl Lagerfeld. spannende Biografie des Modeschöpf­ers mit den bekannten Daten und den Aussagen von Menschen, die ihm nahestande­n, schlüssig nacherzähl­t. Drei Menschen waren dem Tv-porträt zufolge prägend für die Entwicklun­g des 1933 in Hamburg geborenen Modeschöpf­ers: Sein Vater Otto, ein Unternehme­r, der es mit der Kondensmil­ch „Glücksklee“zu Vermögen gebracht hatte, seine Mutter Elisabeth und sein langjährig­er Liebhaber Jacques de Bascher.

Von seinem Vater guckte er sich die eiserne Arbeitsdis­ziplin ab, für die der hauptsächl­ich in Paris lebende und wirkende Lagerfeld in der Modebranch­e berühmt war. Von seiner Mutter lernte er eigenen Aussagen zufolge, nach Höherem zu streben und niemals mit dem Gewöhnlich­en zufrieden zu sein. Von der strengen Dame wusste der eitle, aber stets selbstiron­ische Karl Lagerfeld außerdem herrliche Anekdoten und Sottisen zu berichten. So habe sie ihm als Kind einmal die Bedingunge­n für ein Gespräch mit ihr diktiert: „Mir wurde gesagt, wenn du dich mit mir unterhalte­n willst, gib dir Mühe. Du bist sechs, ich nicht, also gib dir Mühe“, erzählt der in einem früheren Interview befragte Lagerfeld in der Dokumentat­ion mit einem Augenzwink­ern. Jacques de Bascher schließlic­h war die Liebe seines Lebens: Lagerfeld lernte den französisc­hen Lebemann und Dandy in den 1970erjahr­en kennen und war über viele Jahre sein Lebensgefä­hrte. Als Jacques de Bascher 1989 an Aids starb, war das ein schwerer Schlag für den Modeschöpf­er.

Der Beitrag handelt die wichtigste­n Stationen im Leben des Karl Lagerfeld ab, von seinen ersten Jahren als künstleris­cher Leiter bei berühmten Pariser Modefirmen wie Chloé über seine Zeit als gefeierter Chefdesign­er bei Chanel und der Phase, als er seine eigene Modemarke gründete und mit Supermodel­s wie Claudia Schiffer zusammenar­beitete, bis zu seiner Tätigkeit als Fotograf.

Am 19. Februar 2019 starb Karl Lagerfeld, der in den letzten Lebensjahr­en seine Katze Choupette regelrecht vergöttert hatte, an Krebs. mwe

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