Das Virus hat Rheinland-pfalz erreicht
EU lässt Mitgliedsländer Notfallpläne überarbeiten – Die jüngsten Entwicklungen von Koblenz bis zur Lombardei
Rom/berlin/düsseldorf. Alle Eustaaten müssen sich nach Aussagen von Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides mit Notfallplänen auf einen größeren Ausbruch des neuen Corona-virus vorbereiten. Die Mitgliedsländer sollten ihre Pandemiepläne überarbeiten und die Brüsseler Behörde informieren, wie sie sie umsetzen wollten, sagte sie am Mittwoch bei einem Besuch in Rom. „Die Europäische Union ist noch in der Eindämmungsphase, es ist wichtig, das zu unterstreichen.“Es gehe weiter um den Schutz vor einer ganz großen Ausweitung. Aber die Lage bei der neuen Lungenkrankheit Covid-19 könne sich schnell ändern.
Das Virus könne sich auch in anderen Eu-ländern schnell ausbreiten, betonte die Direktorin des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC), Andrea Ammon. „Unsere Einschätzung ist, dass wir wahrscheinlich ähnliche Situationen in anderen Ländern in Europa sehen werden.“
Berlin sieht Beginn einer Epidemie Angesichts der Ausbreitung des neuen Corona-virus in Deutschland,
wo seit Dienstagabend fünf Fälle bekannt geworden sind, sieht die Bundesregierung mittlerweile eine „neue Situation“. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte: „Wir befinden uns am Beginn einer Corona-epidemie in Deutschland.“
Erstmals stellten Experten auch in Rheinland-pfalz bei einem Patienten das neuartige Virus fest. Es handele sich um einen 41-jährigen Soldaten der Flugbereitschaft am Militärflughafen Köln-wahn, der seit Mittwoch im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz behandelt werde, teilte die Bundeswehr mit. Er habe grippeähnliche Symptome, sei aber „in einem gutem Zustand“.
Der Soldat hatte laut Bundeswehr beim Karneval Kontakt einem Patienten in Nordrheinwestfalen, der in der Nacht zum Mittwoch in kritischem Zustand auf die Intensivstation der Uniklinik Düsseldorf gebracht wurde. „Nur weil er hörte, dass sein Bekannter in der Uniklinik in Düsseldorf behandelt wird, hat er sich gemeldet“, sagte Oberstarzt Thomas Harbaum. Zuvor habe der 41Jährige an eine normale Grippe geglaubt. Nun werde versucht, seine
Kontaktpersonen ausfindig zu machen, um sie „wegen häuslicher Absonderung“zu informieren.
Kritischer Zustand bei Nrw-patient Der Zustand des 47 Jahre alten Patienten in NRW war am Mittwoch nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums kritisch. Die Uniklinik Düsseldorf behandelte auch seine 46-jährige Frau.
Am Mittwoch stoppte die Bundespolizei in Idar-oberstein einen Regionalzug von Frankfurt nach Saarbrücken mit 70 Reisenden. Ein Fahrgast habe an sich selbst Symptome
festgestellt und sich beim Zugpersonal gemeldet, teilte eine Sprecherin des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums mit. Nach einer Untersuchung sei der Fahrgast mit den Symptomen zur weiteren Klärung in ein Krankenhaus der Region gebracht worden. Von den Mitreisenden seien Kontaktdaten aufgenommen worden, „um sie gegebenenfalls benachrichtigen zu können“. Danach fuhr der Zug weiter.
Nachgewiesen wurde der Erreger auch bei mehreren Personen aus Baden-württemberg. Bei „Patient
Null“handelt es sich um einen 25-jährigen Mann aus Göppingen, der nach Behördenangaben gemeinsam mit einer Freundin Mailand besucht hatte. Dem Patienten gehe es gut. Bei den beiden anderen Corona-fällen im Südwesten handelt es sich nach dpa-informationen um seine Reisebegleiterin und deren Vater. Bekannt wurde auch der Fall eines 32-Jährigen aus dem Landkreis Rottweil, der aus dem Risikogebiet in Italien eingereist sei.
Zwölf Tote in Italien
In Italien stieg die Zahl der Infizierten trotz teils drastischer Schutzmaßen weiter. Mittlerweile seien 400 Menschen mit dem Virus SARS-COV-2 angesteckt, sagte Zivilschutzchef Angelo Borrelli am Mittwochabend. Am Vortag hatte die Zahl der Infizierten bei gut 320 gelegen. Borrelli gab die Zahl der Toten mit zwölf an. Der Schwerpunkt der Krise befindet sich in der norditalienischen Region Lombardei, unweit von Mailand. Insgesamt sind inzwischen jedoch mindestens zehn von zwanzig Regionen betroffen.
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