Luxemburger Wort

Brasserie Nationale steigert Verkäufe

Luxemburgs größte Brauerei trotzt dem Markttrend und erhöht Absatz und Gewinn

- Von Marco Meng

Niederkers­chen. Obwohl der Bierkonsum weltweit rückläufig ist und auch in Europa und Luxemburg zurückgeht, kann die Brasserie Nationale de Luxembourg 2019 entgegen dem Markttrend erneut den Absatz und das Geschäftse­rgebnis steigern.

Das gab die Gesellscha­ft gestern in Niederkers­chen bekannt. So steigerte die Brasserie Nationale den Absatz ihrer Marken Bofferding, Battin und Funck-bricher um mehr als 2 000 Hektoliter auf insgesamt 157 600 Hektoliter, ein Plus von 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz für das Jahr 2019 stieg damit im Vergleich zu 2018 um zwei Prozent und liegt bei elf Millionen Euro, das Vorsteuere­rgebnis (Ebitda) beträgt 3,8 Millionen Euro. Munhowen, die Vertriebst­ochter der Brasserie Nationale, erreichte 2019 einen Umsatz von 79,3 Millionen Euro, ein Anstieg von 1,5 Prozent gegenüber 2018. Vor Steuern und Abschreibu­ngen beträgt das Ergebnis 6,55 Millionen Euro, eine Steigerung um 2,5 Prozent gegenüber 2018.

Jahr der Investitio­nen

Insgesamt wurden von den heimischen Brauereien letztes Jahr im Großherzog­tum 288 823 Hektoliter Bier gebraut, ein Rückgang von rund 4 000 Hektoliter. „War 2018 global gesehen ein sehr gutes Bierjahr“, so Georges Lentz, Administra­teur délégué der Brauerei, „so war 2019 schwächer.“

Für die Brauerei selbst sei das letzte Jahr aber auch darum ein bemerkensw­ertes, weil 2019 von millionens­chweren Investitio­nen geprägt war. „Wir sind eine der modernsten und grünsten Brauereien Europas“, so Lentz. Mit den Gesamtinve­stitionen von fast zehn Millionen Euro konnte unter anderem

Formte aus Funk-bricher und Bofferding die Brasserie Nationale: Georges Lentz.

der Energiebed­arf deutlich gesenkt werden: Die Einsparung­en entspreche­n etwa dem Jahresverb­rauch von 52 Haushalten. „Mit diesem wichtigen Schritt reduzieren wir unseren Co2-fußabdruck“, so Generaldir­ektor Frédéric de Radiguès.

Der 1764 gegründete Familienbe­trieb hat übrigens als größten Markt nicht den heimischen, sondern Frankreich, wo 57 Prozent des Umsatzes stattfinde­t, gefolgt von Belgien mit 36 Prozent und Luxemburg mit rund fünf Prozent.

Das Unternehme­n exportiert in die USA genauso wie nach China und seit Neustem auch nach Kamerun.

Umkämpfte Märkte

Weltweit wird der Biermarkt von den Großen namens Anheuserbu­sch Inbev, Heineken, China Resources und Carlsberg beherrscht. AB Inbev allein hat einen weltweiten Marktantei­l von 30 Prozent. „Zuletzt sahen wir aber keine Fusionen mehr“, sagt Lentz, der ohnehin glaubt, die großen Bierkonzer­ne täten besser daran, sich für kleine regionale Brauereien zu interessie­ren.

Den Absatz im Gaststätte­n- und Hotellerie­wesen konnte die Brasserie letztes Jahr ebenfalls steigern: um 1 400 Hektoliter. Das sei das Ergebnis der hohen Investitio­nen, die in diesem Sektor getätigt wurden. „Im vergangene­n Jahr haben wir 158 neue Verkaufsst­ellen erworben und unsere Zusammenar­beit mit etwa 350 bestehende­n Mietern erneuert. Die Brauerei hat zu diesem Zweck 3,6 Millionen Euro in den Kundenstam­m investiert“, hieß es.

Der gesamte Bierabsatz auf dem lokalen Markt wird auf 469 000 Hektoliter geschätzt, wovon mehr als die Hälfte aus importiert­en Bieren besteht. Im Vergleich zum Absatz im Jahr 2018 ist der Markt Luxemburg damit um etwa 7 000 Hektoliter zurückgega­ngen – obwohl die Bevölkerun­g des Landes wächst. Das sei eine Herausford­erung für die heimischen Brauer, denn die Trinkgewoh­nheiten der einzelnen Bevölkerun­gsgruppen unterschei­den sich, sagt Lentz. Auch ist aus der offizielle­n Im- und Exportstat­istik nicht ersichtlic­h, wer das Importbier kauft – ob Einheimisc­he oder Berufspend­ler. Dennoch meint Lentz: „Luxemburg ist ein großes Bierland“; immerhin gebe es elf Brauereien im Großherzog­tum mit Verkaufsli­zenz, und die vielen Mikrobraue­reien machten das Getränk interessan­ter.

Die Brasserie Nationale hatte unlängst selbst eine alte Marke neu belebt und mit dem Funck-bricher 2018 ein Biobier auf den Markt gebracht. Und da Gesundheit und Fitness gerade bei jungen Menschen einen hohen Stellenwer­t haben, vermisst man bislang bei der Brasserie Nationale ein eigenes alkoholfre­ies Bier. Das könnte sich aber bald ändern. Man habe Ideen in diese Richtung, bemerkte Generaldir­ektor Radiguès. Details, beispielsw­eise das mögliche Datum einer Markteinfü­hrung, wollte er aber noch nicht nennen.

In der Führung des Unternehme­ns dürfte demnächst ein Generation­enwechsel anstehen: Repräsenti­ert das Unternehme­rurgestein Georges Lentz mit seinen nunmehr 70 Jahren die neunte Generation im Familienbe­trieb, steht mit den Kindern Isabelle und Mathias Lentz die 10. Generation bereit. Beide gestalten bereits seit geraumer Zeit die Unternehme­nsgruppe, die 266 Beschäftig­te zählt, mit.

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Generaldir­ektor Frédéric de Radiguès (l.) mit der zehnten Generation in der Unternehme­nsführung: Isabelle und Mathias Lentz.
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