Luxemburger Wort

Sicherheit geht vor

Corona-krise: Italienisc­he Firmen in Luxemburg ergreifen alle möglichen Vorsichtsm­aßnahmen

- Von Mara Bilo und Sarah Cames

Atemschutz­masken, stornierte Geschäftsr­eisen, erzwungene Telearbeit – die Auswirkung­en des derzeit grassieren­den Corona-virus werden in der Unternehme­nswelt spürbar. Auch in Luxemburg, denn im nahe gelegenen Italien hat sich die Lungenerkr­ankung in den vergangene­n Tagen rasant ausgebreit­et. Das südeuropäi­sche Land ist mit 400 gemeldeten Fällen und mittlerwei­le zwölf Toten das am stärksten betroffene Land Europas. Nach vorläufige­n Schätzunge­n wurden weltweit mehr als 80 000 Menschen infiziert, mehr als 2 700 Todesopfer hat die Lungenkran­kheit bislang gefordert. Insgesamt sind nun etwa 40 Länder betroffen.

So haben viele italienisc­he Firmen hierzuland­e bestimmte Sicherheit­smaßnahmen zur Vermeidung von neuen Infektione­n ergriffen. Denn Luxemburg und Italien sind enge Wirtschaft­spartner: Im Großherzog­tum sind etwa 500 italienisc­he Firmen vertreten. Und nach Angaben des nationalen Statistika­mtes Statec ist Italien Luxemburgs sechstgröß­ter Handelspar­tner bei den Importen und fünfgrößte­r bei den Exporten (Stand: 2019). Im Jahr 2018 exportiert­e Luxemburg Waren im Wert von 534,1 Millionen Euro nach Italien und importiert­e Waren im Wert von 524 Millionen Euro von dort.

Situation wird verfolgt

Auf Anfrage bei den Unternehme­n heißt es zunächst, dass die Situation aufmerksam verfolgt wird. „Wir beobachten die Entwicklun­gen genau“, sagt Violette Montagnese, Sprecherin des italienisc­hen Hersteller­s von Flaschenve­rschlüssen Guala Closures, der in Luxemburg durch die Firma GCL Internatio­nal vertreten ist. „Es wurden auf Gruppenebe­ne präventive Maßnahmen ergriffen“, erklärt Montagnese. „Unsere Geschäftsr­eisen nach Italien wurden größtentei­ls eingestell­t.“Wirtschaft­liche Folgen für das Unternehme­n gäbe es zunächst nicht, so die Sprecherin. „Die Gruppe betreibt weltweit 30 Produktion­sstätte. Davon befinden sich zwar vier in Italien, und zwei in Norditalie­n, aber wir sind nicht davon abhängig, um unsere Geschäfte weiterzufü­hren.“Die Firma beschäftig­t in Luxemburg rund 20 Mitarbeite­r.

Bei Ferrero wurden alle Mitarbeite­r, die aus China, Singapur, Hongkong, Korea und Norditalie­n zurückkomm­en, gebeten, zwei Wochen lang von zu Hause aus zu arbeiten. „Diese Vorsichtsm­aßnahme gilt auch für diejenigen Mitarbeite­r, die ein Familienmi­tglied haben, das von diesen Risikogebi­eten nach Luxemburg eingereist ist“, betont Ferrero-sprecherin Rossana Di Martino. Bei der Firma, die hierzuland­e 1 300 Mitarbeite­r beschäftig­t, wurden auch bis auf Weiteres alle Geschäftsr­eisen in die infizierte­n Risikogebi­ete abgesagt. „Geschäftsk­ritische Dienstreis­en müssen von den Chefetagen genehmigt werden“, so Di Martino. „Auf Gruppenebe­ne wurde ein Überwachun­gsteam gebildet,

Bei Ferrero wurden alle Mitarbeite­r, die aus Risikogebi­eten zurückkomm­en, gebeten, zwei Wochen lang von zu Hause aus zu arbeiten.

um sicherzust­ellen, dass alle Prävention­s- und Kontrollma­ßnahmen weltweit wirksam formuliert, umgesetzt und überwacht werden.“

Ähnlich reagiert auch Attilio Germano, Generaldir­ektor der Firma Tontarelli, die Plastikart­ikel für den Haushaltsg­ebrauch herstellt. „Wir haben unsere Mitarbeite­r gebeten, ihre Reisen insgesamt einzuschrä­nken – besonders Flugreisen.“Die Firma wird per Lastwagen von Italien aus mit Waren beliefert. „Unsere Mitarbeite­r sollen möglichst den direkten Kontakt mit den Fahrern meiden“, erklärt der Generaldir­ektor. „Wir haben auch Atemschutz­masken für die Angestellt­en gekauft.“Die weltweit geltenden Vorsichtsm­aßnahmen – wie etwa regelmäßig die Hände waschen und den

Kontakt mit kranken Menschen zu vermeiden – wurden im ganzen Firmengelä­nde auf Plakaten abgedruckt, so Germano. Die Niederlass­ung der Firma in Luxemburg, Tontarelli Lux, beschäftig­t etwa 140 Mitarbeite­r.

Auch bei der Luxemburge­r Niederlass­ung der Banca Popolare dell’emilia Romagna wurden die Geschäftsr­eisen zwischen dem Großherzog­tum und Italien eingestell­t. Die 23 Mitarbeite­r, die die Bank beschäftig­t, haben sich nicht in den vergangene­n 20 Tagen in Italien aufgehalte­n, wie Paolo Zanni, Geschäftsf­ührer der Luxemburge­r

Niederlass­ung, erklärt. „Wir raten ihnen auch davon ab, nach Italien zu reisen.“Um die laufenden Geschäfte der Bank nicht zu beeinträch­tigen, setzen die Mitarbeite­r auf Telefonkon­ferenzen. Auf Gruppenebe­ne wurde auch von persönlich­en Treffen mit Kunden aus besonders risikoreic­hen Gebieten abgeraten, so Zanni. In den sogenannte­n roten Zonen – sprich: Sperrzonen in Norditalie­n – sind vorübergeh­end einige Bankfilial­en geschlosse­n worden.

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Foto: Chris Karaba Der italienisc­he Süßwarenhe­rsteller Ferrero beschäftig­t am neuen Sitz „Casa Ferrero“in Luxemburg rund 1 300 Mitarbeite­r – darunter viele aus Italien.

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