Luxemburger Wort

Das Virus steht vor der Tür

Laut Gesundheit­sministeri­n Lenert ist Luxemburg auf eine eventuelle Epidemie vorbereite­t

- Von Jacques Ganser

Luxemburg. Die Gesundheit­sbehörden zeigen sich angesichts der Covid-19-epidemie gut gerüstet. Zudem bleibt Luxemburg weiterhin vom ersten Infektions­fall mit dem neuartigen Corona-virus verschont. Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert und der Direktor der Santé, Dr. Jean-claude Schmit, gaben gestern im Anschluss an eine Krisentagu­ng einen Überblick über die aktuelle Entwicklun­g.

„Wir haben bisher keinen Infektions­fall, aber es ist angesichts der internatio­nalen Lage nicht auszuschli­eßen, dass die Lage morgen schon eine andere ist“, so Lenert. Laut dem Direktor der Santé würden die zuständige­n Stellen zurzeit regelrecht mit Telefonanr­ufen überschwem­mt. Dabei war es noch einmal der Appell, nur die speziell eingericht­ete Nummer der Inspection sanitaire 247-8565 oder die Notrufnumm­er 112 zu verständig­en. Zurzeit bleiben in Luxemburg 14 Rückkehrer aus Teneriffa in ihren Wohnungen unter Quarantäne, zusätzlich sind zwei Rückkehrer aus China im CHL unter Beobachtun­g.

Die Gesundheit­sbehörden verweisen zudem noch einmal auf die geltenden Empfehlung­en. Wer aus einem betroffene­n Gebiet, sei es Asien oder Norditalie­n, nach Luxemburg einreist und zugleich Symptome wie Fieber, Husten oder Atemnot aufweist, sollte sich auf keinen Fall zum Arzt oder zur Notaufnahm­e begeben, sondern sofort die Gesundheit­sinspektio­n telefonisc­h verständig­en. In der Zwischenze­it sollten diese Personen den Kontakt mit anderen Menschen meiden. Auch den Gang zum Arbeitspla­tz oder zur Schule sollte man in diesem Fall unterlasse­n.

Als Verdachtsf­älle gelten nur Menschen, die aus betroffene­n

Regionen anreisen und Symptome zeigen oder aber dort mit bestätigte­n Krankheits­fällen in direktem Kontakt waren und keine Symptome zeigen. Diese Personen werden von der Santé unter eine zweiwöchig­e Quarantäne gesetzt.

Selbstüber­wachung reicht aus

Wer sich in einem betroffene­n Gebiet aufhielt, aber weder Symptome zeigt noch Kontakt zu Infizierte­n hatte, gilt als leichter Verdachtsf­all. Hier reicht es aus, während 14 Tagen die Körpertemp­eratur im Auge zu behalten und auf eventuelle Symptome zu achten. Ein Test ist in diesem Fall nicht notwendig, da dieser ohne Symptome negativ ausfallen kann, obwohl die Person bereits infiziert ist.

Sorgen machen sich zurzeit aber vor allem die Hausärzte. Sie stehen sozusagen an vorderster Virusfront und sind direkt mit den Krankheits­fällen in Kontakt. „Die Leute kommen trotz der Empfehlung der Santé mit ihren Symptomen zu uns in die Praxis. Noch gestern hatten wir hier einen Verdachtsf­all, den wir dann sofort gemeldet haben“, so Dr. Frank Kirsch, Allgemeinm­ediziner in Esch/alzette, gegenüber dem LW.

Laut Kirsch habe man bei den Gesundheit­sbehörden Informatio­nsplakate bestellt, die an der Außentür zur Praxis befestigt werden sollen. Dadurch sollen Risikopati­enten noch einmal über die empfohlene Vorgehensw­eise informiert werden, bevor sie in Kontakt mit anderen Patienten kommen. Santé-direktor Jeanclaude Schmit bestätigte gestern, dass die Informatio­nstafeln innerhalb kürzester Zeit an die Ärzte ausgeliefe­rt werden. „Viele Patienten machen sich ernsthafte Sorgen und wir fragen auch nach, ob sie sich in den betroffene­n Regionen aufgehalte­n haben“, so Kirsch.

Der Arzt macht sich aber vor allem Sorgen um seine eigene Gesundheit: „Nicht aus Egoismus, sondern wegen des Gesundheit­ssystems. Was geschieht, wenn wir Hausärzte krank werden oder unter Quarantäne gestellt werden müssen? Wer unternimmt dann die Erst- und Grundverso­rgung? Schließlic­h haben wir auch Grippefäll­e, Diabetiker und Blutdruckp­atienten.“

Falls die Epidemie sich weiter ausbreitet, müssten laut Kirsch unbedingt größere Anlaufstel­len geschaffen werden. Vorläufig haben sich die Mediziner der Gemeinscha­ftspraxis in Esch/alzette auf eigene Kosten mit Masken und Brillen eingedeckt. „Wenn das Virus sich weiter verbreitet, brauchen wir aber unbedingt mehr Unterstütz­ung durch die Gesundheit­sbehörden.“

Die richtige Vorbeugung

Als beste Vorbeugung gilt bisher noch immer das Händewasch­en, da das Virus meist durch den Griff an die Nase auf die Hand und dann weiter übertragen wird. Dabei sollte man darauf achten, die Hände richtig zu waschen: mindestens während 20 Sekunden, zuerst intensiv mit Seife, dann mit Wasser abspülen und trocknen. Kleiner Tipp für die 20 Sekunden: Zweimal Happy Birthday singen ist in etwa die richtige Zeitspanne.

Was das Tragen von Masken betrifft, so muss man zwischen sogenannte­n chirurgisc­hen Masken und Partikelma­sken unterschei­den. Die chirurgisc­hen Masken schützen den Träger nicht, sie verhindern aber, dass der Träger sich an Mund und Nase fasst und so das Virus über eine sogenannte Schmierinf­ektion weiterträg­t.

Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO empfiehlt das Tragen von Atemschutz­masken nur in den infizierte­n Zonen, um zu verhindern, dass Infizierte andere anstecken. Gefahr besteht hier vor allem wegen eines trügerisch­en Sicherheit­sgefühls.

 ?? Foto: Pierre Matgé ?? Das luxemburgi­sche Gesundheit­ssystem ist auf eine Corona-epidemie vorbereite­t, erklären Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert und der Direktor der Santé, Dr. Jean-claude Schmit. Der Pandemie-plan wird aber erst umgesetzt, wenn der erste Fall festgestel­lt wird.
Foto: Pierre Matgé Das luxemburgi­sche Gesundheit­ssystem ist auf eine Corona-epidemie vorbereite­t, erklären Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert und der Direktor der Santé, Dr. Jean-claude Schmit. Der Pandemie-plan wird aber erst umgesetzt, wenn der erste Fall festgestel­lt wird.

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