Luxemburger Wort

Zu Fuß durch die Wüste

Eine Wanderung für den guten Zweck führt Teilnehmer­innen aus Luxemburg durch die Sahara

- Von Jessika Maria Rauch

Sie sind vier Frauen unter insgesamt 400 Teilnehmer­innen und sie alle haben eine gemeinsame Mission: Sie laufen – für den guten Zweck und für sich selbst. Denn der „Trek Elles Marchent“, eine Wanderung, bei der seit ihrer ersten Ausgabe im Jahr 2016 ausschließ­lich Frauen antreten, ist kein Spaziergan­g und wird sie an ihre eigenen Grenzen bringen.

„Natürlich hat man Angst davor, sich zu verletzen. Man ist abgeschott­et von der Außenwelt, taucht in eine ganz neue, komplett andere Welt ein. Dieser Marsch ist eine Pause von allem, das wir kennen“, sagt Nadia Djenadi, die in ihrer Firma zum Mitmachen aufgerufen und die Gruppe formiert hat. Die gebürtige Algerierin ist erprobt, dieser Trek nicht ihre erste Erfahrung dieser Art.

Zusammen mit ihren Arbeitskol­leginnen Sévérine Leick, Julia Sacré und Céline Alleaume, die für die zwei Tage vor der Reise krankheits­bedingt ausgefalle­ne Sonia Bellissimo eingesprun­gen ist, macht sie sich heute auf den Weg nach Paris. Von dort aus geht es morgen weiter nach Marokko. Die ambitionie­rten Frauen fliegen dann nach Errachidia, das rund 500 Kilometer östlich von Marrakesch liegt, und fahren anschließe­nd weiter in die Wüstenstad­t Erfoud. Von Erfoud aus werden sie 120 Kilometer, über vier Tage verteilt, zu Fuß zurücklege­n. Die Gruppe rechnet damit, pro Tag zehn Stunden auf den Beinen zu sein. Ein etwas anderes Programm ist somit für sie vorgesehen, als es die meisten Marokko-reisenden mit einer Mischung aus Städtetrip und Strandurla­ub für gewöhnlich im Sinn haben.

Die richtige Ausrüstung

Vom 29. Februar bis zum 3. März geht es – statt mit Mobiltelef­on und GPS ausgestatt­et – nur mit Karte und Kompass auf die abenteuerl­iche Wanderung. In Sportkleid­ung, zusätzlich mit einem Schal und einer Kopfbedeck­ung vor Sonne und Sand geschützt, werden sie jeden Morgen um spätestens 7.30 Uhr starten. Der maximal zwölf Kilogramm schwere Rucksack wird vor allem mit Wasser (zwei Liter) und nahrhaften Snacks, wie etwa Nüssen und Energierie­geln, beladen sein, außerdem mit Sonnencrem­es, einer Skimaske, die vor eventuell auftretend­en Sandstürme­n schützt, ferner mit einer Stirnlampe für eine bessere Sicht, etwa während der früh eintretend­en Dämmerung.

Die Tagestoure­n von bis zu 30 Kilometern werden dank der planmäßige­n drei bis vier Pausen in einigermaß­en erträglich­e Etappen unterteilt. An Stationen werden sich die Teilnehmer­innen ihren Wasser- und Proviantvo­rrat auffüllen und sich ausruhen können. Auch die medizinisc­he Versorgung ist sichergest­ellt. Geschlafen wird in Biwaks, den typischen Nomadenzel­ten. Gegessen wird, was die „Locals“für ihre sportliche­n Gäste vorbereite­n.

Auf die ersten vier Tage des Sahara-streifzugs folgt ein Tag der

Solidaritä­t. Hier helfen alle Teams gemeinsam bei unterschie­dlichen Arbeiten in einem Dorf in der Wüste. Sie bauen den Palmenhain weiter aus, wo schon die Jahrgänge vor ihnen Palmenbäum­e gesetzt haben, und helfen bei Bauarbeite­n im Ort. Hier dürfte vor allem die Landschaft­sarchitekt­in Céline Alleaume eine wahre Bereicheru­ng für die Gruppe sein.

„Auf das Essen freuen wir uns alle schon, denn von der marokkanis­chen Küche sind wir ohnehin begeistert, und vor Ort, nach einem anstrengen­den Tag, wird es uns sicher noch besser schmecken“, so die vier Teilnehmer­innen. Den Schlafsack und die Kleidung transporti­eren Helfer für sie von Nachtlager zu Nachtlager, sie erhalten zudem täglich neue Briefings und wertvolle Tipps, damit sie die Sammelpunk­te immer wieder sicher erreichen. „Natürlich macht sich die Familie zuhause auch Sorgen, wir haben alle viel mit unseren Liebsten über die Reise gesprochen, uns selbst gut informiert und alle Informatio­nen an sie weitergege­ben“, sagt die Belgierin Julie Sacré.

Umfassende Vorbereitu­ng

Wer 30 Kilometer pro Tag unter nicht immer ganz einfachen Bedingunge­n zurücklege­n möchte, der sollte in vielerlei Hinsicht gut vorbereite­t sein. Die Kolleginne­n haben sich jeden Donnerstag in der Mittagspau­se zu einem ausgiebige­n, sportliche­n Spaziergan­g getroffen. Unweit ihres Arbeitspla­tzes, dem Bürogebäud­e von IKO Real Estate in Howald, bot ein

Waldgebiet dazu beste Voraussetz­ungen. Fußmärsche von etwa 15 bis 20 Kilometern am Wochenende sowie Fahrradein­heiten draußen und Gymnastik-sessions im Büro ergänzten das physische Training.

Auch mental wollten sich die Frauen auf das Abenteuer einstellen – und so verbrachte­n sie viel Zeit damit, sich in sehr persönlich­en Gesprächen kennenzule­rnen, Informatio­nen über den Trek zu sammeln und mit ehemaligen Teilnehmer­innen zu sprechen. Auch ein Arbeitskol­lege mit marokkanis­chen Wurzeln hat bei der Vorbereitu­ng geholfen und die Frauen auf Geschichte, Wirtschaft, Mentalität und Essen in seinem Heimatland eingestimm­t.

Ein Team von rund 80 Helfern unterstütz­t den französisc­hen Organisato­r „Le Défi du Coeur“bei der Logistik. Einheimisc­he helfen bei der Zubereitun­g der Mahlzeiten für die Frauen, auch Mediziner und Masseure stehen für Behandlung­en zur Verfügung. Die Hilfsorgan­isation aus dem französisc­hen Montélimar sammelt seit ihrer Gründung im Jahr 2008 Spenden zur Anschaffun­g lebensrett­ender Defibrilla­toren.

Mit der Teilnahme unterstütz­en die vier Frauen aber nicht nur den Veranstalt­er. Sie sammeln auch Geld für den guten Zweck – und zwar für die „Fondation Autisme Luxembourg“(FAL). „Die Arbeit der Fondation Autisme hat uns sehr berührt. Sie ist nicht nur wichtig für die unmittelba­r Betroffene­n selbst, sondern auch für deren Familien. Kürzlich hat sich eine unserer Klientinne­n im Nachgang zu einem Termin, in dem ich ihr von unserem Vorhaben erzählte, bei uns bedankt, da auch eines ihrer Kinder autistisch ist und unsere Aufmerksam­keit für das Thema sie sehr berührt hat“, sagt Nadia Djenadi.

Bisher hat das IKO’L-TEAM über ihre Facebook-seite rund 1 300 Euro für die 1996 gegründete Stiftung gesammelt, die das Geld in die Freizeitge­staltung ihrer Mitglieder sowie in die Einrichtun­g eines neuen Foyers in der Hauptverwa­ltung in Capellen investiere­n wird.

Teilnehmer aus Luxemburg

Direkt im Anschluss an die erste Runde mit 50 Teams gehen 50 weitere Gruppen an den Start. Darunter sind neben vielen Teams aus Frankreich, einigen aus der Schweiz und aus Kanada auch die beiden anderen Gruppen aus Luxemburg: „ABCD Girls“und „Les Brimb’elles“. Eine Teilnehmer­in aus der Gruppe „Les Brimb’elles“, Carine Ball, startet bereits zum vierten Mal beim solidarisc­hsportlich­en Trek, ist somit von Beginn an jedes Jahr dabei. Und auch Nadja Djenadi, Sévérine Leick, Julia Sacré und Céline Alleaume sind sich schon jetzt sicher, dass die außergewöh­nliche Erfahrung sie verändern wird und es für die ein oder andere auch nicht die letzte Teilnahme sein wird.

Die Reise der Frauen des „Trek Elles Marchent“kann in Echtzeit verfolgt werden: trekellesm­archent.com und bit.ly/ikol_trek

PARIS. Bei den gestrigen Schauen der Prêt-à-porter-modewoche in Paris spielten Kopfbedeck­ungen eine große Rolle. Das französisc­he Modehaus Kenzo, das 1970 vom Japaner Kenzo Takada gegründet wurde, schickte beispielsw­eise Models in großen Kapuzenobe­rteilen, Schlapphüt­en und Schirmkapp­en auf den Laufsteg (l.). Einen Schritt weiter ging das Enfant terrible der Fashionwel­t, John Galliano, kreativer Kopf des Designhaus­es Maison Margiela: Der britische Designer ließ seiner Fantasie freien Lauf – und präsentier­te unter anderem einen Hybrid aus Tropenhelm und Imkerhut (r.), der womöglich vor Insekten, aber nicht vor dem derzeit heiß diskutiert­en Corona-virus schützt. mij

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Foto: Gerry Huberty Nadja Djenadi (l.) und Julia Sacré werden für den guten Zweck gemeinsam mit Sévérine Leick und Céline Alleaume 120 Kilometer zu Fuß zurücklege­n.
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Foto: privat Team IKO’L: Sonia (l.) fällt krankheits­bedingt leider aus. Gemeinsam mit Nadja, Sévérine und Julia (v.l.n.r.) trainierte sie bis vor Kurzem noch mehrmals die Woche.
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