Zu Fuß durch die Wüste
Eine Wanderung für den guten Zweck führt Teilnehmerinnen aus Luxemburg durch die Sahara
Sie sind vier Frauen unter insgesamt 400 Teilnehmerinnen und sie alle haben eine gemeinsame Mission: Sie laufen – für den guten Zweck und für sich selbst. Denn der „Trek Elles Marchent“, eine Wanderung, bei der seit ihrer ersten Ausgabe im Jahr 2016 ausschließlich Frauen antreten, ist kein Spaziergang und wird sie an ihre eigenen Grenzen bringen.
„Natürlich hat man Angst davor, sich zu verletzen. Man ist abgeschottet von der Außenwelt, taucht in eine ganz neue, komplett andere Welt ein. Dieser Marsch ist eine Pause von allem, das wir kennen“, sagt Nadia Djenadi, die in ihrer Firma zum Mitmachen aufgerufen und die Gruppe formiert hat. Die gebürtige Algerierin ist erprobt, dieser Trek nicht ihre erste Erfahrung dieser Art.
Zusammen mit ihren Arbeitskolleginnen Sévérine Leick, Julia Sacré und Céline Alleaume, die für die zwei Tage vor der Reise krankheitsbedingt ausgefallene Sonia Bellissimo eingesprungen ist, macht sie sich heute auf den Weg nach Paris. Von dort aus geht es morgen weiter nach Marokko. Die ambitionierten Frauen fliegen dann nach Errachidia, das rund 500 Kilometer östlich von Marrakesch liegt, und fahren anschließend weiter in die Wüstenstadt Erfoud. Von Erfoud aus werden sie 120 Kilometer, über vier Tage verteilt, zu Fuß zurücklegen. Die Gruppe rechnet damit, pro Tag zehn Stunden auf den Beinen zu sein. Ein etwas anderes Programm ist somit für sie vorgesehen, als es die meisten Marokko-reisenden mit einer Mischung aus Städtetrip und Strandurlaub für gewöhnlich im Sinn haben.
Die richtige Ausrüstung
Vom 29. Februar bis zum 3. März geht es – statt mit Mobiltelefon und GPS ausgestattet – nur mit Karte und Kompass auf die abenteuerliche Wanderung. In Sportkleidung, zusätzlich mit einem Schal und einer Kopfbedeckung vor Sonne und Sand geschützt, werden sie jeden Morgen um spätestens 7.30 Uhr starten. Der maximal zwölf Kilogramm schwere Rucksack wird vor allem mit Wasser (zwei Liter) und nahrhaften Snacks, wie etwa Nüssen und Energieriegeln, beladen sein, außerdem mit Sonnencremes, einer Skimaske, die vor eventuell auftretenden Sandstürmen schützt, ferner mit einer Stirnlampe für eine bessere Sicht, etwa während der früh eintretenden Dämmerung.
Die Tagestouren von bis zu 30 Kilometern werden dank der planmäßigen drei bis vier Pausen in einigermaßen erträgliche Etappen unterteilt. An Stationen werden sich die Teilnehmerinnen ihren Wasser- und Proviantvorrat auffüllen und sich ausruhen können. Auch die medizinische Versorgung ist sichergestellt. Geschlafen wird in Biwaks, den typischen Nomadenzelten. Gegessen wird, was die „Locals“für ihre sportlichen Gäste vorbereiten.
Auf die ersten vier Tage des Sahara-streifzugs folgt ein Tag der
Solidarität. Hier helfen alle Teams gemeinsam bei unterschiedlichen Arbeiten in einem Dorf in der Wüste. Sie bauen den Palmenhain weiter aus, wo schon die Jahrgänge vor ihnen Palmenbäume gesetzt haben, und helfen bei Bauarbeiten im Ort. Hier dürfte vor allem die Landschaftsarchitektin Céline Alleaume eine wahre Bereicherung für die Gruppe sein.
„Auf das Essen freuen wir uns alle schon, denn von der marokkanischen Küche sind wir ohnehin begeistert, und vor Ort, nach einem anstrengenden Tag, wird es uns sicher noch besser schmecken“, so die vier Teilnehmerinnen. Den Schlafsack und die Kleidung transportieren Helfer für sie von Nachtlager zu Nachtlager, sie erhalten zudem täglich neue Briefings und wertvolle Tipps, damit sie die Sammelpunkte immer wieder sicher erreichen. „Natürlich macht sich die Familie zuhause auch Sorgen, wir haben alle viel mit unseren Liebsten über die Reise gesprochen, uns selbst gut informiert und alle Informationen an sie weitergegeben“, sagt die Belgierin Julie Sacré.
Umfassende Vorbereitung
Wer 30 Kilometer pro Tag unter nicht immer ganz einfachen Bedingungen zurücklegen möchte, der sollte in vielerlei Hinsicht gut vorbereitet sein. Die Kolleginnen haben sich jeden Donnerstag in der Mittagspause zu einem ausgiebigen, sportlichen Spaziergang getroffen. Unweit ihres Arbeitsplatzes, dem Bürogebäude von IKO Real Estate in Howald, bot ein
Waldgebiet dazu beste Voraussetzungen. Fußmärsche von etwa 15 bis 20 Kilometern am Wochenende sowie Fahrradeinheiten draußen und Gymnastik-sessions im Büro ergänzten das physische Training.
Auch mental wollten sich die Frauen auf das Abenteuer einstellen – und so verbrachten sie viel Zeit damit, sich in sehr persönlichen Gesprächen kennenzulernen, Informationen über den Trek zu sammeln und mit ehemaligen Teilnehmerinnen zu sprechen. Auch ein Arbeitskollege mit marokkanischen Wurzeln hat bei der Vorbereitung geholfen und die Frauen auf Geschichte, Wirtschaft, Mentalität und Essen in seinem Heimatland eingestimmt.
Ein Team von rund 80 Helfern unterstützt den französischen Organisator „Le Défi du Coeur“bei der Logistik. Einheimische helfen bei der Zubereitung der Mahlzeiten für die Frauen, auch Mediziner und Masseure stehen für Behandlungen zur Verfügung. Die Hilfsorganisation aus dem französischen Montélimar sammelt seit ihrer Gründung im Jahr 2008 Spenden zur Anschaffung lebensrettender Defibrillatoren.
Mit der Teilnahme unterstützen die vier Frauen aber nicht nur den Veranstalter. Sie sammeln auch Geld für den guten Zweck – und zwar für die „Fondation Autisme Luxembourg“(FAL). „Die Arbeit der Fondation Autisme hat uns sehr berührt. Sie ist nicht nur wichtig für die unmittelbar Betroffenen selbst, sondern auch für deren Familien. Kürzlich hat sich eine unserer Klientinnen im Nachgang zu einem Termin, in dem ich ihr von unserem Vorhaben erzählte, bei uns bedankt, da auch eines ihrer Kinder autistisch ist und unsere Aufmerksamkeit für das Thema sie sehr berührt hat“, sagt Nadia Djenadi.
Bisher hat das IKO’L-TEAM über ihre Facebook-seite rund 1 300 Euro für die 1996 gegründete Stiftung gesammelt, die das Geld in die Freizeitgestaltung ihrer Mitglieder sowie in die Einrichtung eines neuen Foyers in der Hauptverwaltung in Capellen investieren wird.
Teilnehmer aus Luxemburg
Direkt im Anschluss an die erste Runde mit 50 Teams gehen 50 weitere Gruppen an den Start. Darunter sind neben vielen Teams aus Frankreich, einigen aus der Schweiz und aus Kanada auch die beiden anderen Gruppen aus Luxemburg: „ABCD Girls“und „Les Brimb’elles“. Eine Teilnehmerin aus der Gruppe „Les Brimb’elles“, Carine Ball, startet bereits zum vierten Mal beim solidarischsportlichen Trek, ist somit von Beginn an jedes Jahr dabei. Und auch Nadja Djenadi, Sévérine Leick, Julia Sacré und Céline Alleaume sind sich schon jetzt sicher, dass die außergewöhnliche Erfahrung sie verändern wird und es für die ein oder andere auch nicht die letzte Teilnahme sein wird.
Die Reise der Frauen des „Trek Elles Marchent“kann in Echtzeit verfolgt werden: trekellesmarchent.com und bit.ly/ikol_trek
PARIS. Bei den gestrigen Schauen der Prêt-à-porter-modewoche in Paris spielten Kopfbedeckungen eine große Rolle. Das französische Modehaus Kenzo, das 1970 vom Japaner Kenzo Takada gegründet wurde, schickte beispielsweise Models in großen Kapuzenoberteilen, Schlapphüten und Schirmkappen auf den Laufsteg (l.). Einen Schritt weiter ging das Enfant terrible der Fashionwelt, John Galliano, kreativer Kopf des Designhauses Maison Margiela: Der britische Designer ließ seiner Fantasie freien Lauf – und präsentierte unter anderem einen Hybrid aus Tropenhelm und Imkerhut (r.), der womöglich vor Insekten, aber nicht vor dem derzeit heiß diskutierten Corona-virus schützt. mij