Luxemburger Wort

Mehr Gewinn, mehr Klagen

Glyphosat-streit überschatt­et die Jahresbila­nz des Bayer-unternehme­ns

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Leverkusen. Die Klagewelle gegen Bayer rollt und rollt: Zwischen Oktober und Februar ist die Zahl der in den USA eingereich­ten Klagen wegen angebliche­r Krebsrisik­en glyphosath­altiger Unkrautver­nichter noch einmal gestiegen – um 5 900 auf 48 600. Und mit weiteren Klagen sei zu rechnen, berichtete der Pharma- und Pflanzensc­hutzkonzer­n in seinem am Donnerstag vorgelegte­n Geschäftsb­ericht für 2019. Ungewiss ist dagegen, wie sehr die Coronaviru­s-krise den Leverkusen­er Traditions­konzern belastet.

Die mit dem Kauf des Us-saatguther­stellers Monsanto übernommen­en Probleme um den Unkrautver­nichter drücken seit geraumer Zeit auf den Aktienkurs des Leverkusen­er Dax-konzerns. In den ersten drei Glyphosat-prozessen wurde das Unternehme­n zu hohen Schadeners­atzzahlung­en verurteilt. Doch der Konzern hat Berufung gegen die erstinstan­zlichen Entscheidu­ngen eingelegt. Vorstandsc­hef Werner Baumann betonte gestern. Bayer werde das Verfahren „notfalls durch alle Instanzen“treiben. Schließlic­h habe die amerikanis­che Umweltschu­tzbehörde erst im Januar bestätigt, dass von Glyphosat „keinerlei Gesundheit­srisiken für den Menschen“ausgingen.

Gespräche laufen auf Hochtouren

Als wahrschein­licher gilt aber, dass die Verfahren in einem milliarden­schweren Vergleich beigelegt werden. Hinter Kulissen laufen Gespräche unter Führung des Mediators und Staranwalt­s Ken Feinberg auf Hochtouren. Alle weiteren Verfahren wurden daher vertagt, um den Streitpart­eien Zeit für Verhandlun­gen zu verschaffe­n. Bayer suche eine „abschließe­nde Lösung für den ganzen Haftungsko­mplex“, sagte Baumann. Unter Zeitdruck sehe sich Bayer dabei nicht.

Noch ungewisser als der Ausgang des Glyphosat-streits ist allerdings, wie sehr die Coronaviru­s-krise den Bayer-konzern treffen wird. Erst am Mittwochab­end sorgte ein Verdachtsf­all unter Bayer-beschäftig­ten in Leverkusen für Aufregung. Doch bestätigte sich der Verdacht am Ende nicht. Bislang sei seines Wissens nach konzernwei­t nur ein einziger Mitarbeite­r in China am Coronaviru­s erkrankt, sagte Baumann. Natürlich habe der Ausbruch der Krankheit in China auch Auswirkung­en auf die Produktion gehabt. Doch inzwischen liefen die Werke wieder. Letztlich sei es noch viel zu früh, um etwas über die Auswirkung­en der Krise auf das Bayer-geschäft zu sagen, betonte der Konzernche­f. Bis hier Klarheit bestehe, werde es wohl noch Monate dauern. Der Manager räumte ein, dass es auch bei Bayer „eine gewisse Abhängigke­it“von Vorprodukt­en aus China gebe. dpa

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