Luxemburger Wort

Schrankmon­ster

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Wer suchet, der findet. Ein wahres Wort – und bei uns daheim öfters an der Tagesordnu­ng. Was wir suchen? Schlüssel? Brillen? Brieftasch­en? Den Sinn des Lebens? Nein, nicht wirklich. Wir suchen vor allem unsere beiden Mitbewohne­r. Diese sind verhältnis­mäßig klein, machen gern auf süß und flauschig, sind dabei aber recht umtriebig. Und kreativ, was die Wahl neuer Rückzugs- beziehungs­weise Schlafmögl­ichkeiten betrifft. Dass ich auf der Couch schon lange nicht mehr die Wahl habe, wo ich mich hinsetze, sondern eher nur dann dort geduldet werde, wenn ich selbst als Sitzgelege­nheit genutzt werden kann, daran habe ich mich mittlerwei­le gewöhnt.

Halb offene Schiebetür­en sind untrüglich­e Zeichen.

Dass ich auch morgens beim Weckruf im Bett gerne als Unterlage missbrauch­t werde, ist einem erholsamen Schlaf nun nicht gerade förderlich, aber notgedrung­en beuge ich mich auch da dem Urteil der beiden Bettbesatz­er, dass ich bestimmt genug geschlafen habe. Zumindest weiß ich dann, wo sich die beiden befinden – nämlich auf mir. Ist dies nicht der Fall, sucht man schon mal das ganze Haus, den Garten und die Umgebung ab, wenn man die kleinen Rumtreiber länger nicht mehr gesehen hat. Mit der Zeit entwickelt man dabei den Reflex, auch auf kleinste Details und geringfügi­ge Änderungen zu achten, die einen Hinweis bei der Suche liefern können. So ist die einen Spalt weit geöffnete Schiebetür des Kleidersch­ranks ein untrüglich­es Zeichen, dass sich jemand Zutritt zu besagtem Möbelstück verschafft hat, um auf kuschelige­n Pullovern ein erholsames Nickerchen zu halten. Für die einen ist es halt ein Kleidersch­rank, für andere ein Paradies aus mannigfalt­igen Schlafgele­genheiten. Und seien wir mal ehrlich: Würden wir es nicht genau so machen, wenn wir könnten? Gilles

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