Kontrolliert wachsen und gestalten
Düdelinger Gemeinderat schickt den neuen allgemeinen Bebauungsplan auf den Instanzenweg
Düdelingen. Die Entwicklung der Industriebrache Neischmelz, das Fördern von kontrolliertem Wachstum und der Erhalt sowie die Stärkung der Identität der zehn Viertel. Es sind die ambitiösen Ziele der Stadt Düdelingen für die kommenden Jahre, die gleichzeitig das Kernstück des neuen allgemeinen Bebauungsplans (PAG) der Kommune bilden. Heute wird er in der Gemeinderatssitzung in die Prozedur geschickt. Mit drei Monaten Verspätung, dafür aber umso anspruchsvoller.
Mit 21 300 Einwohnern ist Düdelingen nach Luxemburg-stadt, Esch/alzette und Differdingen die viertgrößte Stadt des Landes. In den vergangenen zehn Jahren ist die Gemeinde im Durchschnitt um 1,2 Prozent, sprich 240 Einwohner gewachsen. Dies ist weniger, als der im Rahmen des Pacte logement berechnete Zuwachs von 15 Prozent innerhalb von zehn Jahren. „Bewusst haben wir in der Vergangenheit auf kontrolliertes Wachstum gesetzt. Und das werden wir auch weiterhin“, betont der Düdelinger Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP).
Identität der Viertel stärken
Der neue PAG ist darauf ausgerichtet, in den kommenden zehn bis 20 Jahren und darüber hinaus die 31 700-Einwohner-grenze zu erreichen. Dazu aber müsse das Potenzial der Stadt, innerhalb der räumlichen Grenzen des neuen allgemeinen Bebauungsplans, voll ausgeschöpft werden. „Geschehen wird dies in einem angepassten Rhythmus und anlehnend an die bestehenden, identitätsprägenden Gegebenheiten der zehn Düdelinger Stadtteile. Das Potenzial der Stadt soll sich Schritt für Schritt entfalten können“, sagt der Bürgermeister.
Er weist in diesem Zusammenhang auf die Besitzverhältnisse der Grundstücke auf dem Gebiet der Stadt Düdelingen hin. 62 Prozent sind in Privatbesitz. 28 Prozent gehören dem Staat, zehn Prozent der Gemeinde.
Wie bereits angedeutet, sollen die Vorzüge der unterschiedlichen Stadtteile im Zuge der künftigen Gestaltung der Gemeinde weiterhin zur Geltung kommen. Der ländliche Charakter der Viertel Büringen und Budersberg, die an der Wiege der Düdelinger Stadtentwicklung stehen, wird beibehalten.
In den ehemaligen, historischen Arbeitervierteln Italien und Schmelz wird weiterhin das industrielle Profil geschärft während die Neubausiedlung Lenkeschléi sowie der Stadtteil Wollkeschdall auch künftig einen starken Anziehungspol für junge Familien bilden sollen. Im Zusammenhang mit dem neuen PAG wird es in bestimmten Vierteln zudem nicht mehr möglich sein, Einfamilienhäuser durch Wohngebäude zu ersetzen. Dies sei eine weitere Maßnahme, um die Identität der Viertel zu schützen.
Bürgermeister Dan Biancalana setzt auf kontrolliertes Wachstum.
Insgesamt 19,3 Prozent der Düdelinger Stadtbewohner leben im Zentrum. Dieses Viertel verzeichnet eine hohe Bevölkerungsdichte. Das Durchschnittsalter der Stadtbevölkerung liegt bei 41 Jahren. Im Durchschnitt leben die Bürger 26 Jahre in der Kommune. 73,2 Prozent der Düdelinger Einwohner sind unterdessen Eigentümer ihrer Wohnung. Damit sämtliche Bürger ihre Ideen im Zusammenhang
mit der künftigen Entwicklung der Stadt mit einbringen konnten, waren sie in den Jahren 2015 und 2016 zu einer Bürgerbeteiligungsinitiative eingeladen worden. „Ziel war es damals bereits, hinsichtlich der Ausarbeitung des neuen PAG, die Stimme der Bürger zu hören. Ihre Ideen und Vorschläge haben denn auch ihre Niederlassung im fertigen Dokument gefunden“, sagt der Düdelinger Bürgermeister.
So sei zum Beispiel ihrem Wunsch nach Mixität in den Wohnvierteln weitgehend nachgekommen worden. Gezielt habe man darauf geachtet, den Erhalt der sozialen und kulturellen Mixität zu fördern sowie einen sogenannten Funktionsmix herbeizuführen. „Das Zusammenführen von Wohnen, Arbeiten und Freizeit soll sich künftig stärker bemerkbar machen in den unterschiedlichen Stadtteilen. Genauso wichtig ist es, parallel dazu das industrielle Erbe der Stadt zu schützen und neu zu nutzen“, sagt Dan Biancalana.
Ökoviertel Neischmelz hat Priorität
Und wer in Düdelingen von Industrieerbe spricht, spricht vom Gelände Neischmelz. Die Entwicklung der Industriebrache genießt im Zusammenhang mit dem neuen PAG oberste Priorität, sagt der Bürgermeister. Das Projekt Ökoviertel Neischmelz ist richtungsweisend für die Stadt.
Auf der 40 Hektar großen Industriebrache, deren Entwickler seit 2016 der Fonds du logement ist, sollen immerhin mehr als 1 000 Wohnungen gebaut werden. Wohnraum für 2 300 Einwohner ist dort geplant. Mit dem städtebaulichen Projekt soll denn auch die Brücke geschlagen werden zwischen der durch die Industrie geprägten Vergangenheit der Stadt und dem angepeilten, innovativen Charakter der Gemeinde (siehe auch LW von gestern).
Ins Auge gefasst wurden hinsichtlich des neuen PAG auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze, die Verfeinerung des Mobilitätskonzepts und die Bewahrung von Grünkorridoren und der Natur.