Sektor mit viel Potenzial
Welche Bedeutung MICE für Luxemburg hat und was getan wird
„Neben dem traditionellen Tourismus haben wir seit einigen Jahren auch eine andere Branche fest im Blick: den Bereich der Business-events“, betont Tourismusminister Lex Delles. Immer wieder wird vom Tourismusministerium dessen Vorhaben, mehr Kongresstouristen nach Luxemburg zu locken, bekräftigt. Wie Delles erklärt, bietet dieser Sektor für Luxemburg viele interessante Perspektiven sowie ein großes Wachstumspotenzial.
Business-events werden heute unter dem Begriff MICE zusammengefasst. Dabei stehen die vier Buchstaben für Meetings, Incentives, Conferences and Exhibitions, wobei diese Bezeichnungen stellvertretend für viele weitere Arten von geschäftlichen Events sind. So können unter anderem auch Teambuilding, Workshops, Familientage, Personalfeste, Schulungen, Pressekonferenzen, Produktvorstellungen oder Entscheidungsrunden unter den Bereich MICE fallen beziehungsweise im Rahmen solcher Events stattfinden.
Wichtige wirtschaftliche
Impulse
„Bereits jetzt ist der Micesektor ein wichtiger Pfeiler der luxemburgischen Tourismusindustrie, auf den rund ein Drittel aller Übernachtungen in den Hotelbetrieben entfallen.“Insgesamt sind die wirtschaftlichen Impulse, die von MICE ausgehen, recht hoch. Im Schnitt kann man pro Kongresstourist und Tag von rund 300 Euro ausgehen, die im Land ausgegeben werden. Eine beachtliche Summe, die höher ist als die von traditionellen Touristen. „Neben den Hotels profitieren aber auch die Geschäfte, die Restaurants und auch das Transportwesen von diesem vielversprechenden Tourismusbereich“, betont Delles.
Der Sektor umfasst eine ganze Reihe an verschiedenen Akteuren. Dies reicht von Kongresszentren und Messehallen über Hotels und Eventagenturen bis hin zu Transport-, Kommunikationsunternehmen sowie Caterern. Diese entsprechend den Anforderungen jedes einzelnen Events zu organisieren und durch diese die Vorstellungen des Kunden umzusetzen, kann je nach Größe eine außerordentliche Herausforderung sein.
Ansprechpartner für alle
Veranstaltungsplaner
Um die Aktivitäten der verschiedenen Akteure besser zu koordinieren sowie den Bedürfnissen der Kunden zu entsprechen, hat der luxemburgische Staat mit der Wirtschaft mehrere Schritte unternommen. So wurde zunächst ein Mice-cluster geschaffen. „In diesem waren zunächst 26 Mitglieder versammelt und sollte unter anderem nicht nur die Stadt Luxemburg als Mice-destination promovieren, sondern das ganze Land“, erinnert sich Patrick Hoffnung, Direktor des European Convention Center
Luxembourg und früherer Präsident des Clusters.
Letztes Jahr wurde mit der Schaffung des Luxembourg Convention Bureau (LCB) eines der wichtigsten Ziele des Clusters erreicht, dessen Aufgaben sich seither etwas verändert haben, da das LCB einen Großteil übernommen hat. Beim LCB handelt es sich vereinfacht gesagt um den „ersten Ansprechpartner für alle Veranstaltungsplaner“, wie es auf dem Internetauftritt des Luxembourg City Tourist Office (LCTO) heißt. „Dieses soll eine umfangreiche und neutrale Beratung bieten und dabei helfen Events bis ins letzte Detail zu organisieren“, erklärt François Lafont, Direktor des LCB.
Professionalisierung
des Sektors
„Mit der Gründung des LCB gemeinsam mit der Stadt Luxemburg haben wir einen immens wichtigen Schritt hin zur Professionalisierung und des Ausbaus des Kongressmarktes in Luxemburg unternommen. Ich bin froh, dass sich bereits rund 80 Akteure aus den verschiedenen Bereichen dem Partnerprogramm des LCB angeschlossen haben“, führt der Minister aus.
Diese Art der Professionalisierung sei mit Blick auf das im Regierungsprogramm 20182023 festgehaltene Ziel auch nötig. Demnach soll Luxemburg in den nächsten fünf bis zehn Jahren in die Top 50 der ICCA (International Congress and Convention Association) Kongressdestinationen weltweit aufsteigen. In diesem Zeitraum will man laut Delles die Zahl der internationalen Kongresse verdoppeln und die Gesamtzahl an Mice-events um 20 Prozent steigern.
Fokus auf einigen Wirtschaftsbereichen
Mit Blick auf die Mice-kunden bildet sich ein sehr heterogenes Bild. Dies reichen von Mittelständischen Unternehmen aus dem Großherzogtum bis hin zu global agierenden Multikonzernen, die Mitarbeiter auf praktisch jedem Kontinent der Welt sitzen haben. Hinzu kommen noch Verbände, NGOS oder auch Ämter. „Ein Teil der Strategie des LCB ist es proaktive auf Unternehmen und Organisationen aus jenen Wirtschaftsbereichen zuzugehen und anzulocken, in denen Luxemburg stark vertreten ist be
Das Land der kurzen Wege Angesichts der starken Konkurrenz muss Luxemburg sich also auf seine Stärken besinnen und dort, wo Nachholbedarf herrscht, nachbessern. Zu den Stärken und Vorteilen des Landes gehören beispielsweise die kurzen Wege. Das gilt besonders für die Stadt. Außerdem sind einzigartige Ort, die sich auch für Mice-events eignen von der Hauptstadt aus mit dem Auto in zehn bis 30 Minuten mit dem Auto zu erreichen.
Hinzu kommt der Flughafen, der von vielen Fluggesellschaften angeflogen wird, wodurch zu zahlreichen bedeutenden Städten Europas und der Welt eine gute Anbindung besteht. Auch an das europäische Zugnetz ist Luxemburg gut angeschlossen. Allgemein profitiert das Land von seiner zentralen Lage im Herzen Westeuropas. Ein wichtiger Faktor wenn etwa ein Unternehmen einen Ort sucht, an dem sich dessen Mitarbeiter, die etwa in Frankreich, Großbritannien, Irland, Deutschland, Spanien und der Schweiz ansässig sind, ohne größere logistische Probleme einfinden und mehrere Tage bleiben können.
Des Weiteren findet man im Großherzogtum viele Einrichtungen, sei es kultureller oder kommerzieller Art. Hinzu kommt der Umstand, dass einige europäische Einrichtungen hier sitzen, was für einige Kunden ausschlaggebend ist. Auch aufgrund der in Luxemburg ansässigen bedeutsamen Unternehmen sowie den hier betriebenen Forschungen, ist Luxemburg für bestimmte Unternehmen und Organisatoren zusätzlich attraktiv. Aber auch das attraktive Stadtbild sowie hervorragende wie vielfältige Gastronomie des Landes samt dem traditionsreichen Weinbau sind Pluspunkte.
Im Vergleich zu Städten, die als Mice-destination bereits seit langem etabliert sind, wie etwa Wien, Paris oder Barcelona, ist Luxemburg noch neu und frisch. „Das ist immer wieder ein Argument für viele, denn Unternehmen suchen für ihre Events, ob nun Kongresse oder auch Incentives neue, unverbrauchte Städte und Länder“, weiß Hoffnung.
Defizite, die es auszubessern gilt Punkte, die noch verbessert werden können und auf die aktuell auch hingearbeitet wird, sind unter anderem die Digitalisierung und die damit verbundene Vereinfachung von Buchungen sowie anderen Vorteilen. Zum anderen Green MICE. „Mir persönlich ist es wichtig, dass wir diese professionellen Events nachhaltiger gestalten“, betont Delles. Entsprechend ist es ein Ziel des LCB, neue Ansätze und Wege zu finden, um in diesem Bereich grüner zu werden. In den Augen von Lafont ist dies wichtig, da viele Kunden auch bei ihren Mice-events viel Wert auf das Thema Nachhaltigkeit legen.