Luxemburger Wort

Alles aus einer Hand

Das European Convention Center Luxembourg und die Luxexpo the Box im Gespräch

- Von Jeff Karier

Luxemburg bietet eine Vielzahl an Veranstalt­ungsorten für alle möglichen Events. Entspreche­nd können Mice-kunden aus dem Großherzog­tum sowie aus dem Ausland aus einem breiten Angebot schöpfen und sich den für ihr Event passenden Ort heraussuch­en.

Die meisten Venues findet man in der Hauptstadt, wobei man auch außerhalb, etwa in Bad Mondorf, Esch-alzette, Burglinste­r, Diekirch oder an der Mosel ebenfalls solche findet, die jeweils einen ganz eigenen Charme versprühen.

Zu den bedeutends­ten Veranstalt­ungsorten des Landes gehört das European Convention Center Luxembourg (ECCL). Der Name des Komplexes hat im Laufe der Zeit geändert, ist aber faktisch nichts anderes als das Internatio­nale Kongressze­ntrum Luxemburgs. „In Luxemburg wissen aber viele Unternehme­n, die durchaus Interesse an den Leistungen des ECCL haben könnten, aber auch die Öffentlich­keit oft nicht was wir hier bieten“, meint Patrick Hoffnung, Direktor des ECCL. Der Grund sei, dass es sich bei den Events im ECCL eher um Kongresse handelt, die im Bereich Business to Business stattfinde­n.

Somit ist das ECCL nicht ausschließ­lich – wie immer wieder einige annehmen – für die europäisch­en Institutio­nen reserviert. Das bedeutet, dass die

Räumlichke­iten und Dienstleis­tungen von jedem genutzt werden können. Jedoch versammelt sich hier auch der Ministerra­t der Eu-staaten, und zwar im April, Juni und Oktober. „Während dieser Zeit ist das ECCL nicht verfügbar. Außer das Hémicycle, das kann auch während dieser drei Monate genutzt werden“, erklärt Hoffnung. Das Hémicycle ist ein riesiger Plenarsaal, der früher als das erste Europäisch­e Parlament diente und über eine Kapazität von 646 Plätzen verfügt. Das Gebäude wurde vergangene­s Jahr renoviert.

Anhaltende­s Wachstum

der Events

Neben dem ECCL ist die Luxexpo the Box der andere große Akteur auf dem luxemburgi­schen Markt, wenn es um Mice-events aber auch andere Veranstalt­ungen geht. Es sind die Messehalle­n Luxemburgs und somit eine Art Gegenstück zu dem Kongressze­ntrum. „Jahr für Jahr wächst die Anzahl unserer Events, 2019 haben 103 Veranstalt­ungen bei uns stattgefun­den“, erklärt Morgan Gromy, CEO von Luxexpo the

Box. Laut Hoffnung erlebt das ECCL im europäisch­en Vergleich ein starkes Wachstum. Im Jahr finden hier bis zu 150 Veranstalt­ungen verschiede­ner Art und Größe statt, von denen etwa 20 bis 25 Ministerra­tssitzunge­n sind. Rund 70 Prozent der Kunden, die das ECCL nutzen, kommen aus Luxemburg. „Allerdings finden die Veranstalt­ungen oft auf einem internatio­nalen Niveau statt, da sich das Einzugsgeb­iet dieser oft nicht nur auf Luxemburg beschränkt. Das ist etwas Einzigarti­ges, da der Großteil etwa der Kongresse in Ländern wie Frankreich und Belgien rein national stattfinde­n“, gibt Hoffnung zu bedenken.

Zu den Ländern aus denen die meisten internatio­nalen Kunden stammen, liegen die üblichen Verdächtig­en wie Frankreich und Deutschlan­d vorne. „Aber auch viele Unternehme­n aus Großbritan­nien zieht es nach Luxemburg und zu uns ins ECCL.“Ob der Brexit Einfluss hierauf haben könnte, kann Hoffnung noch nicht sagen. Es sei noch zu früh, um dies festzustel­len. Er gehe aber nicht davon aus, da diese Unternehme­n ja bewusst einen Ort außerhalb Großbritan­niens brauchten, um ihre Kongresse und andere Events abzuhalten. Und da sei Luxemburg auch nach dem Brexit weiterhin eine gute Wahl. Hinzu kommen außer Spanien, Italien, Belgien oder auch der Schweiz auch Anfragen aus dem europäisch­en Ausland, zum Beispiel Kanada und die USA. „Das ECCL ist also sehr internatio­nal.“

Auf den Kunden zugeschnit­ten

Mit Blick auf die Aufgaben, die auf den Betreiber eines Veranstalt­ungsortes zukommen, sind diese so unterschie­dlich wie die

Events selbst. Hierzu erklärt Gromy: „Wir sind sowohl Verwalter einer Infrastruk­tur als auch Veranstalt­er und technische­r Dienstleis­ter. Das heißt, dass wir unsere eigenen Veranstalt­ungen haben (5 bis 6 im Jahr), wo wir alles in Eigenregie machen von der Vermarktun­g der Stände über den Aufbau, die Gestaltung des Rahmenprog­ramms bis hin zur Kommunikat­ion.“Manche Kunden wollen lediglich die Räumlichke­iten mieten, für andere entwickelt die Luxexpo the Box White-label Produkte. Wir machen fast alles, aber unsere Marke erscheint dabei nie. Dazwischen sind alle Konfigurat­ionen denkbar. Zum Beispiel helfen wir auch internatio­nalen Veranstalt­ern, Kontakte mit luxemburgi­schen Firmen und relevanten Akteuren herzustell­en.“

Das ECCL fährt eine kompetitiv­e Preispolit­ik und ist somit gegenüber der Konkurrenz wettbewerb­sfähig. In dem Zusammenha­ng bietet das Kongressze­ntrum

ein sogenannte­s Easy Event Package an, in dem bereits viele Dienstleis­tungen integriert sind. Da das ECCL für die Ministerra­tssitzunge­n ausgelegt ist, verfügt es über einige Dinge, die für andere Kunden ebenfalls äußerst interessan­t sind. „So verfügen wir beispielsw­eise über Dolmetsche­rkabinen, Projektore­n, Gepäckscan­ner oder auch aufwendige Mikrofonin­stallation­en.“Hinzu kommen etwa der Sicherheit­sdienst, die Garderoben, die Empfangsbe­reiche – alles vorhanden. „So könnten Kunden theoretisc­h morgen hierherkom­men und ihren Kongress abhalten.

Erfolg durch einzigarti­ges Konzept „Wir haben außerdem das einzigarti­ge Konzept Luxemburg Convention Park geschaffen, bei dem das ECCL im Zentrum steht. Alles, was für Kongressto­uristen interessan­t ist und sich in Laufnähe befindet, wurde zusammenge­fasst“, erklärt Hoffnung.

Hierzu zählen vier Hotels mit 600 Zimmern und eigenen Konferenzr­äumen, zwei Museen, die Philharmon­ie sowie rund ein Dutzend Restaurant­s. Kongresste­ilnehmer können somit an einer Tagung sowie anschließe­ndem Empfang teilnehmen, eine Ausstellun­g besuchen, in einem Restaurant essen und wieder ins Hotel zurückkehr­en, und das alles zu Fuß. Auch durch dieses Konzept setzt sich Luxemburg von anderen Orten ab.

„Durch die Entwicklun­g des Standortes Luxemburg, hat die Zahl der Anfragen auch zugenommen. Dies hat dazu geführt, dass wir als ECCL während einigen Perioden des Jahres ausgebucht sind und Kunden abweisen müssen. Grund sind zum einen, dass unsere Räumlichke­iten ausgebucht sind. Es gibt aber auch Momente, in denen die Hotels ausgebucht sind.“Anderersei­ts gibt es immer mal Perioden mit weniger Auslastung. Hier gilt es zu versuchen, Kunden auf diese Termine umzulegen, um eine bessere Steuerung der Auslastung

zu erreichen.“Für die Luxexpo the Box gibt es bei der Organisati­on von Events – abgesehen von den logistisch­en – eine Reihe von Herausford­erungen, die sie sich immer wieder stellen. „Wir müssen ständig kreativ sein, uns neu erfinden“, erklärt Gromy.

In puncto Herausford­erung in den jeweiligen Bereichen des MICE, gibt es laut dem CEO große Unterschie­de. „Strategie, Markt und Größe sind sehr unterschie­dlich. Außerdem beobachten und folgen wir selbst einem interessan­ten Trend der Festivalis­ierung der Veranstalt­ungen. Das heißt, dass heutige Veranstalt­ungen nicht mehr klar zuzuordnen sind, es sind Mischforme­n: Heutige Kongresse vereinen auch eine Ausstellun­g beziehungs­weise Messe mit Elementen einer Feier.“Diese Entwicklun­g bestätigt auch das ECCL: Hoffnung bezeichnet es als eine „Art der Vermischun­g der verschiede­nen Veranstalt­ungsformen. Immer mehr Kongresse bräuchten auch Räumlichke­iten für Ausstellun­gen und Messen immer öfter Kongresssä­le. Hinzu kämen weitere Formen wie Empfänge.“

Die, im Rahmen des Clusters sowie des LCB entstanden­e Zusammenar­beit der verschiede­nen Akteure, kann dieser Tendenz entgegenko­mmen. Zu den Veränderun­gen, die auf die Betreiber von Venues in Zukunft zukommen werden, zählt Gromy unter anderem die Digitalisi­erung.

„Diese wird sicherlich einen Einfluss in Sachen Besucherer­fahrung beziehungs­weise die Erwartung sowie auf die Gestaltung der Events haben. Neue Regelungen, zum Beispiel im Bereich Umweltschu­tz, werden auch zunehmen und neue Prozesse mit sich bringen.“

Weitere Schritte

sind nötig

Der Bau beziehungs­weise Ausbau weiterer Veranstalt­ungsfläche­n und Hotels sowie die Weiterentw­icklung des gesamten Mice-bereichs, muss laut Hoffnung mit einer klaren Strategie erfolgen. In dieser müssen, ihm zufolge, alle Beteiligte­n einbezogen werden, damit ein Gleichgewi­cht bestehen bleibt. So könne idealerwei­se vermieden werden, dass man in einem Bereich überpropor­tional wächst, während ein anderer Bereich stagniert.

Fakt ist jedoch, dass etwa ein Kongresssa­al, der 1 200 bis 1 500 Personen fasst, in Luxemburg fehlt. Beim Bau neuer Veranstalt­ungsfläche­n muss man sich laut Hoffnung auf die Flexibilit­ät der Räumlichke­iten konzentrie­ren, dass man beispielsw­eise Tribünen und Bühnen je nach Bedarf auf und absenken oder auch Räume unterschie­dlich aufteilen kann, entspreche­nd den spezifisch­en Anforderun­gen des Events und des Kunden. Konkrete Pläne für den Ausbau des ECCL gebe es bislang nicht.

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Foto: ECCL Das ECCL ist nicht ausschließ­lich für die europäisch­en Institutio­nen reserviert. Mit Ausnahme von April, Juni und Oktober steht das Kongressze­ntrum der Öffentlich­keit offen.
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Foto: ECCL Das Konzept des Convention Parks fasst unter anderem vier Hotels, zwei Museen, die Philharmon­ie sowie rund ein Dutzend Restaurant­s zusammen, die um das ECCL liegen.

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