Ständig im Umfragehoch
Laut Eurobarometer sind die Einwohner Luxemburgs zuversichtlich, was die Zukunft der Europäischen Union angeht
Mehr als die Hälfte der Einwohner Luxemburgs sehen die Europäische Union positiv – sie beschreiben sie als „demokratisch, modern, zukunftsgewandt und beschützend“. Das geht aus der jüngsten Eurobarometer-umfrage hervor, die im Auftrag der Europäischen Kommission die Gemütslage in den verschiedenen Eu-mitgliedstaaten analysiert.
In Luxemburg führte Tns-ilres die Umfrage aus. 510 Menschen wurden im November 2019 befragt – 59 Prozent davon sind Luxemburger. So sind 93 Prozent der Befragten zufrieden mit der wirtschaftlichen Lage des Landes – in Griechenland sind es nur acht Prozent. Was die wirtschaftliche Lage Europas angeht, sind die Einwohner Luxemburgs dagegen etwas skeptischer – lediglich 59 Prozent der Einwohner schätzen diese als positiv ein. „Die Berichterstattung über die Probleme im Ausland spiegelt sich in diesem Resultat wider“, schätzt Tommy Klein von TNS Ilres ein. Nichtsdestotrotz bleiben sieben von zehn der Befragten optimistisch, was die Zukunft der EU angeht. Außerdem vertrauen über 60 Prozent den europäischen Institutionen wie Kommission und Parlament. In diesem Zusammenhang gibt es einen leichten Rückschritt im Vergleich zu vorherigen Umfragen. Klein meint, dass dies mit dem Postengeschacher nach den Euwahlen zu tun haben könnte. Die überraschende Nominierung von
Ursula von der Leyen an der Spitze der Eu-kommission wurde in der Tat in Medien und Politik als fragwürdig bezeichnet. Dennoch bleiben die Einwohner Luxemburgs viel optimistischer als die Bürger aus den Nachbarländern Belgien, Frankreich und Deutschland. Als größte nationale Sorge sehen die meisten Befragten erwartungsgemäß die Wohnungsproblematik. Eu-politisch sehen sie Migration, Klimawandel und die Finanzen der anderen Eustaaten als Herausforderungen. Wichtig für die Einwohner Luxemburgs sind in der EU die Personenfreizügigkeit, der Frieden und der Euro.
Mit Vorsicht genießen
Die Resultate des Eurobarometers sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Zum einen kann die niedrige Antwortquote die Statistiken etwas verfälschen. Dass relativ viele Leute ihre Teilnahme verweigern, habe einen Einfluss auf die Resultate, so die Kritik: Ausgerechnet Bürger, die nur wenig von der EU halten oder die einen geringen Bildungsgrad hätten, würden vermutlich eine Teilnahme verweigern und seien daher unterrepräsentiert. Die Antwortquote in Luxemburg liegt bei 20 Prozent. Zum Vergleich: In Ungarn liegt sie bei etwa 61 Prozent, in den Niederlanden bei 78 Prozent. „Dies wirft in der Tat Fragen zur Repräsentativität auf“, meint etwa Anna-lena Högenauer, Politologin und Eu-expertin an der Universität Luxemburg. Obendrein
gibt es andere Faktoren, die auf die überwiegend positiven Resultate in Luxemburg einen Einfluss haben können, so Högenauer weiter: „In Luxemburg sind die Hälfte der Einwohner Ausländer. Davon sind die große Mehrheit Eu-bürger, die von Rechten wie Freizügigkeit Gebrauch gemacht haben. Diese geografisch mobilen Menschen sind wahrscheinlich Eu-freundlicher als der durchschnittliche Eu-bürger. Darüber hinaus arbeiten einige dieser Leute für Eu-institutionen oder Einrichtungen, die der EU nahestehen.“
„Es handelt sich dabei nicht um eine exakte Wissenschaft“, räumt auch Yuriko Backes ein, die Vertreterin der Eu-kommission in Luxemburg. „Daher ist es wichtig, die quantitativen Ergebnisse von derartigen Stichprobenerhebungen mit qualitativen Studien zu vergleichen, um zu verstehen, was die Menschen wirklich über ein bestimmtes Thema denken“, weiß Daniel Debomy, ein Meinungsforscher bei der Denkfabrik „Jacques Delors Institute“. Die relativ guten Zahlen in Luxemburg „bedeuten nicht gleich, dass die EU für alle jederzeit ideal ist“.