WHO löst höchste globale Alarmstufe aus
Die Weltgesundheitsorganisation schätzt das Risiko einer weiteren Ausbreitung des Corona-erregers als „sehr hoch“ein
Die Corona-krise könnte zu einer globalen Bedrohung eskalieren. Diese Erkenntnis hat sich nun bei der Weltgesundheitsorganisation durchgesetzt. Am Freitag löste die WHO die höchstmögliche internationale Alarmstufe angesichts des Vormarsches des Erregers Covid-19 aus. „Wir haben jetzt unsere Einschätzung des Risikos der Ausbreitung und des Risikos der Auswirkung von Covid-19 auf dem globalen Niveau auf sehr hoch erhöht“, erklärte Who-generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. Davor hatte die WHO die globale Risikolage noch als „hoch“eingestuft. Tedros betonte, dass die WHO mit der Hochstufung auf die zunehmende Ausbreitung von Covid-19 reagiere. Inzwischen sind laut der WHO neben China 49 weitere Länder betroffen. Von Donnerstag auf Freitag stieg die Zahl dieser Staaten um fünf. „Dänemark, Estland, Litauen, die Niederlande und Nigeria haben ihre ersten Fälle gemeldet“, berichtete Tedros.
In China stieg die Zahl der erfassten Infektionen auf knapp 79 000, nahezu 2 800 Menschen starben dort an der Atemwegserkrankung. Außerhalb Chinas traten laut der WHO rund 4 350 Fälle auf, 67 Menschen überlebten die Infektion und ihre Folgen nicht.
Symbolischer Appell an Weltgemeinschaft
Mit der neuen sehr hohen globalen Risikobewertung will die WHO die Länder noch einmal aufrütteln und sie dazu bewegen, alle möglichen Maßnahmen gegen das Virus zu ergreifen. So sollten die Regierungen ihre Einwohner umfangreich über die Gefahren des Erregers aufklären, jeden Fall aufspüren, die Patienten isolieren und seine Kontakte verfolgen. Konkrete praktische oder sogar juristische Folgen zieht die veränderte Risikoeinschätzung nicht nach sich. Die WHO wird weiter ihre mehr als 190 Mitgliedsländer beraten, unterstützen und die globalen Anstrengungen im Kampf gegen Covid-19 koordinieren. Die Organisation verfügt nicht über die Kompetenz, den Staaten verpflichtende Anweisungen zu geben.
Ende Dezember informierte China die WHO über die ersten Fälle der rätselhaften Krankheit. Ende Januar dann rief die WHO den internationalen Gesundheitsnotstand aus. Ob es sich bei der raschen Ausbreitung der Krankheit jedoch um eine Pandemie handelt, bleibt umstritten. Eine Pandemie gilt als die ernsthafteste Form einer sich global ausbreitenden, infektiösen Krankheit.
Einige Gesundheitsexperten sprechen angesichts der Coronakrise von einer Pandemie oder zumindest von einer „stillen Pandemie“. Die WHO will aber von dem Begriff weiter nichts wissen, noch nicht. Das Corona-virus besitzt nach Untersuchungen der WHO immerhin ein „pandemisches Potenzial“. Bei der letzten Pandemie, dem H1n1-ausbruch 2009 und 2010, starben Hunderttausende Menschen. Trotz der neuen Risikoeinschätzung betonte WHOCHEF Tedros: Die Welt kann den Kampf gegen das Corona-virus noch gewinnen. Die „Eindämmung“des Erregers starte mit jedem Menschen. So wiederholte der Äthiopier den simplen Ratschlag Nummer eins an jedes Kind, jede Frau und jeden Mann: gründliches Händewaschen.