Luxemburger Wort

WHO löst höchste globale Alarmstufe aus

Die Weltgesund­heitsorgan­isation schätzt das Risiko einer weiteren Ausbreitun­g des Corona-erregers als „sehr hoch“ein

- Von Jan Dirk Herbermann (Genf)

Die Corona-krise könnte zu einer globalen Bedrohung eskalieren. Diese Erkenntnis hat sich nun bei der Weltgesund­heitsorgan­isation durchgeset­zt. Am Freitag löste die WHO die höchstmögl­iche internatio­nale Alarmstufe angesichts des Vormarsche­s des Erregers Covid-19 aus. „Wir haben jetzt unsere Einschätzu­ng des Risikos der Ausbreitun­g und des Risikos der Auswirkung von Covid-19 auf dem globalen Niveau auf sehr hoch erhöht“, erklärte Who-generaldir­ektor Tedros Adhanom Ghebreyesu­s in Genf. Davor hatte die WHO die globale Risikolage noch als „hoch“eingestuft. Tedros betonte, dass die WHO mit der Hochstufun­g auf die zunehmende Ausbreitun­g von Covid-19 reagiere. Inzwischen sind laut der WHO neben China 49 weitere Länder betroffen. Von Donnerstag auf Freitag stieg die Zahl dieser Staaten um fünf. „Dänemark, Estland, Litauen, die Niederland­e und Nigeria haben ihre ersten Fälle gemeldet“, berichtete Tedros.

In China stieg die Zahl der erfassten Infektione­n auf knapp 79 000, nahezu 2 800 Menschen starben dort an der Atemwegser­krankung. Außerhalb Chinas traten laut der WHO rund 4 350 Fälle auf, 67 Menschen überlebten die Infektion und ihre Folgen nicht.

Symbolisch­er Appell an Weltgemein­schaft

Mit der neuen sehr hohen globalen Risikobewe­rtung will die WHO die Länder noch einmal aufrütteln und sie dazu bewegen, alle möglichen Maßnahmen gegen das Virus zu ergreifen. So sollten die Regierunge­n ihre Einwohner umfangreic­h über die Gefahren des Erregers aufklären, jeden Fall aufspüren, die Patienten isolieren und seine Kontakte verfolgen. Konkrete praktische oder sogar juristisch­e Folgen zieht die veränderte Risikoeins­chätzung nicht nach sich. Die WHO wird weiter ihre mehr als 190 Mitgliedsl­änder beraten, unterstütz­en und die globalen Anstrengun­gen im Kampf gegen Covid-19 koordinier­en. Die Organisati­on verfügt nicht über die Kompetenz, den Staaten verpflicht­ende Anweisunge­n zu geben.

Ende Dezember informiert­e China die WHO über die ersten Fälle der rätselhaft­en Krankheit. Ende Januar dann rief die WHO den internatio­nalen Gesundheit­snotstand aus. Ob es sich bei der raschen Ausbreitun­g der Krankheit jedoch um eine Pandemie handelt, bleibt umstritten. Eine Pandemie gilt als die ernsthafte­ste Form einer sich global ausbreiten­den, infektiöse­n Krankheit.

Einige Gesundheit­sexperten sprechen angesichts der Coronakris­e von einer Pandemie oder zumindest von einer „stillen Pandemie“. Die WHO will aber von dem Begriff weiter nichts wissen, noch nicht. Das Corona-virus besitzt nach Untersuchu­ngen der WHO immerhin ein „pandemisch­es Potenzial“. Bei der letzten Pandemie, dem H1n1-ausbruch 2009 und 2010, starben Hunderttau­sende Menschen. Trotz der neuen Risikoeins­chätzung betonte WHOCHEF Tedros: Die Welt kann den Kampf gegen das Corona-virus noch gewinnen. Die „Eindämmung“des Erregers starte mit jedem Menschen. So wiederholt­e der Äthiopier den simplen Ratschlag Nummer eins an jedes Kind, jede Frau und jeden Mann: gründliche­s Händewasch­en.

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Foto: AFP Japan: Das Land, in dem im Sommer die Olympische­n Spiele stattfinde­n sollen, schließt im Kampf gegen das Virus alle Schulen.

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