Luxemburger Wort

Wütende Banknachba­rn

Betroffene Bürgermeis­ter wehren sich weiter gegen die Schließung von elf Spuerkeess-filialen

- Von Pierre Scholtes

Luxemburg. Der Ärger ist auch nach zwei Wochen noch groß über die Schließung von insgesamt elf Sparkassen­filialen. Bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz der Bürgermeis­ter der Gemeinden Fels, Kopstal, Roeser, Rümelingen, Mertert, Winseler und Colmar-berg (der Bürgermeis­ter von Parc Hosingen ließ sich aufgrund einer Sitzung des Gemeindera­ts entschuldi­gen) wurde gestern zunächst die Art und Weise kritisiert, mit der die BCEE ihre Entscheidu­ng kommunizie­rt hat.

Tom Jungen, Bürgermeis­ter der Gemeinde Roeser und Lsapgenera­lsekretär, machte diesem Ärger stellvertr­etend für seine Amtskolleg­en Luft: „Wir haben von der Entscheidu­ng der Spuerkeess über die Presse erfahren. Das hat uns enttäuscht und verärgert. So springt man nicht mit Gemeinden um.“

Schnell sei man zum Schluss gekommen, dass die betroffene­n Gemeinden zusammenar­beiten müssten, so der Bürgermeis­ter von Roeser weiter. Nur die Gemeindevä­ter aus Esch/alzette, Differding­en, Bartringen und Petingen hätten sich entschloss­en, sich der Initiative nicht anzuschlie­ßen, auch weil sie ja noch eine Filiale behalten würden.

Spuerkeess hat Versorgung­sauftrag

In einem ersten Schritt fordern die betroffene­n Gemeinden nun sowohl die Regierung als auch die Direktion der Sparkasse auf, den Dialog mit den Gemeinden aufzunehme­n. Tom Jungen unterstric­h diesbezügl­ich die Sonderstel­lung der Spuerkeess: „Bei einer Privatbank hätte man eine Schließung wohl in Kauf nehmen müssen, da es sich um eine reine Firmenents­cheidung gehandelt hätte. Die Spuerkeess ist aber zu 100 Prozent in staatliche­r Hand und hat einen Versorgung­sauftrag zu leisten, der auch gesetzlich geregelt ist.“

Für die Bürgermeis­terin von Fels, Natalie Silva, steht die Entscheidu­ng der Spuerkeess in einer Reihe mit anderen staatliche­n Betrieben und Institutio­nen, die sich zunehmend aus dem ländlichen Raum zurückzieh­en: „Zuerst waren es die Postbüros, dann die Polizei und nun die Spuerkeess. Erst zwei Tage vor dem Bekanntwer­den der Entscheidu­ng wurde im Parlament über die Entwicklun­g des ländlichen Raums debattiert und die Dezentrali­sierung der staatliche­n Institutio­nen – dann kam die Entscheidu­ng. Das ist schon fast absurd.“

Soziale Funktion in der Gemeinde

Henri Haine (LSAP), Bürgermeis­ter von Rümelingen, unterstric­h die soziale Funktion einer Sparkassen­filiale: „Eine Sparkassen­filiale erfüllt eine wichtige Rolle in einer Gemeinde. In Rümelingen kommen auch Leute aus Frankreich in die Filiale und besuchen dann noch andere Geschäfte in unserem Ortskern. Auch für die Betriebe selbst ist es wichtig, eine Filiale vorzufinde­n; Restaurant­s nutzen etwa oft die Nachttreso­re in der Bank.“

Umso unverständ­licher sei die Schließung, da die Filialen laut der Direktorin nicht einmal unrentabel seien, fügte Tom Jungen den Erläuterun­gen seines Kollegen hinzu. Dass der Wirtschaft­sminister betonte, er könne nicht in den Betrieb eingreifen, sei zudem schlicht falsch. Immerhin stelle die Regierung fünf Mitglieder des Verwaltung­srats, so Jungen weiter.

Bis zum 27. März – dem geplanten Datum der Schließung­en – würden die Gemeinden alles tun, um die Schließung zu verhindern. Denkbar sei etwa, dass mehrere staatliche Institutio­nen an einem Ort gebündelt würden, so Henri Haine. „Man muss solche Synergiemo­delle zumindest mit uns diskutiere­n“, forderte der Bürgermeis­ter von Rümelingen.

Die Gemeindeve­rtreter betonten zum Schluss, dass sie sich auch an das Gemeindesy­ndikat Syvicol wenden würden. Zudem riefen sie Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) in einem Brief zum Handeln auf.

 ?? Foto: Lex Kleren ?? Ingesamt sieben Bürgermeis­ter teilten der Presse ihren Frust mit: Christian Miny (Colmar-berg), Jérôme Laurent (Mertert), Henri Haine (Rümelingen), Tom Jungen (Roeser), Natalie Silva (Fels), Carlo Schmit (Kopstal) und Romain Schroeder (Winseler) (v.l.n.r.)
Foto: Lex Kleren Ingesamt sieben Bürgermeis­ter teilten der Presse ihren Frust mit: Christian Miny (Colmar-berg), Jérôme Laurent (Mertert), Henri Haine (Rümelingen), Tom Jungen (Roeser), Natalie Silva (Fels), Carlo Schmit (Kopstal) und Romain Schroeder (Winseler) (v.l.n.r.)

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