„Wir müssen umdenken“
Escher Stadtführung präsentiert Maßnahmen, um Parkproblem in den Griff zu bekommen
Esch/alzette. „Wir müssen uns bewusst sein, dass das Auto nicht mehr den Platz einnehmen kann, den es bisher hatte. Wir müssen umdenken“, so begann gestern Bürgermeister Georges Mischo im Gemeinderat die Vorstellung des neuen Escher Parkplatzkonzepts. Wer nun befürchtet, die Stadt solle komplett autofrei werden, den beruhigte er schnell. Dennoch müssen sich die Einwohner auf eine ganze Reihe von Neuerungen einstellen.
So wird der Preis der jährlichen Parkvignette in Zukunft gestaffelt. Statt 15 Euro pro Auto wird die erste Vignette künftig gratis sein, während die zweite 60 Euro kostet. Eine dritte wird nicht angeboten.
Es bleibt dabei, dass eine Parkvignette nur für ein Wohnviertel gültig ist und nicht für das gesamte Stadtterritorium. Zudem werden die Pufferzonen reduziert. Das heißt, dass es weniger Plätze an den Grenzen der Stadtteile geben wird, an denen Einwohner aus beiden Vierteln parken können. Dadurch erhofft sich die Stadt einen Parkplatzgewinn für die Stadtteile, in denen die Situation besonders problematisch ist.
Weiter wurde angekündigt, dass die Lieferparkplätze, deren es 120 in der Stadt gibt, nur mehr von 8 bis 14 Uhr als solche ausgewiesen werden. Nachmittags können sie in Zukunft als normale Parkplätze genutzt werden.
In zentralen Straßen, in deren Nähe sich Parkplätze oder Parkhäuser befinden, wird das sogenannte Bewohnerparken eingeführt. Das bedeutet, dass nur mehr Anrainer dort parken dürfen. Besucher müssen auf die Parkhäuser ausweichen.
Auch wird auf sogenannte Parklets gesetzt. Das sind kleinere Parkplatzflächen, die in der warmen Saison umgestaltet werden können, um die Attraktivität des öffentlichen Raums zu steigern.
Eine Neuigkeit betrifft auch das Parkhaus am Brillplatz. Da es nun ausgelastet sei, wird der Tarif von einem Euro auf 1,50 Euro die Stunde angehoben. Dafür wird aber samstags die erste Parkstunde gratis sein. Dies, um der Geschäftswelt zu helfen. Auch werden die Kurzzeitparkplätze, wie es sie beim Postamt gibt, ausgeweitet. Weitere sind zunächst bei der Place der Remparts geplant.
Radfahrer überholen verboten
Die Stadt will auch auf die Karte der sanften Mobilität setzen. Deshalb werden manche Straßen zu Fahrradstraßen umgestaltet. Dabei handelt es sich um eine Regelung, die erst kürzlich ihren Weg in die Straßenverkehrsordnung gefunden hat. In solchen Straßen wird das Tempo für Autofahrer auf 30 Stundenkilometer limitiert. Vor allem aber dürfen dort keine Fahrradfahrer überholt werden. Zudem
will die Stadt manche Einbahnstraßen in Gegenverkehrsrichtung für Radfahrer öffnen. Weiter soll die Radbrücke nach Belval, die 2022 eröffnen soll, durch neue Radwege mit Eschschifflingen und dem geplanten Schnellradweg nach Luxemburg verbunden werden.
Das genaue Timing für die Einführung all dieser Maßnahmen wurde nicht genannt. Sie basieren auf einer Studie von 340 Seiten, die mithilfe des Büros Schroeder et Associés erstellt wurde.
Viel Lob für das Parkkonzept gab es vom ehemaligen Mobilitätsschöffen, Henri Hinterscheid (LSAP). Er versprach aber, dass die Opposition der Mehrheit „op d'fangere kucke wäert“, was die Umsetzung anbelange. Auch forderte er eine Charta, laut der bei Baustellen nicht Rad- oder Gehwege
blockiert werden, sondern eher Straßenverengungen erfolgen sollen. Eine Forderung, auf die Georges Mischo einging.
Die Verkehrschaosskala
Kritischer zeigte sich Marc Baum (Déi Lénk). Die „euphorisierenden Worte“des ehemaligen Mobilitätsschöffen zeigten, dass Kontinuität herrsche und der große Wurf des neuen Konzepts nicht erreicht wurde.
Mit Humor bemerkte Baum, dass das Verkehrschaos in Esch, nach dem Modell der Richterskala für Erdbeben, in Hinterscheids gemessen werde. Baum hat Georges Mischo, der nun seit 2017 für die Mobilität zuständig ist, bei einer rezenten Autofahrt von einer Baustelle zur nächsten „mindestens 1,4 auf der Hinterscheidskala“attestiert.