Luxemburger Wort

„Wir müssen umdenken“

Escher Stadtführu­ng präsentier­t Maßnahmen, um Parkproble­m in den Griff zu bekommen

- Von Nicolas Anen

Esch/alzette. „Wir müssen uns bewusst sein, dass das Auto nicht mehr den Platz einnehmen kann, den es bisher hatte. Wir müssen umdenken“, so begann gestern Bürgermeis­ter Georges Mischo im Gemeindera­t die Vorstellun­g des neuen Escher Parkplatzk­onzepts. Wer nun befürchtet, die Stadt solle komplett autofrei werden, den beruhigte er schnell. Dennoch müssen sich die Einwohner auf eine ganze Reihe von Neuerungen einstellen.

So wird der Preis der jährlichen Parkvignet­te in Zukunft gestaffelt. Statt 15 Euro pro Auto wird die erste Vignette künftig gratis sein, während die zweite 60 Euro kostet. Eine dritte wird nicht angeboten.

Es bleibt dabei, dass eine Parkvignet­te nur für ein Wohnvierte­l gültig ist und nicht für das gesamte Stadtterri­torium. Zudem werden die Pufferzone­n reduziert. Das heißt, dass es weniger Plätze an den Grenzen der Stadtteile geben wird, an denen Einwohner aus beiden Vierteln parken können. Dadurch erhofft sich die Stadt einen Parkplatzg­ewinn für die Stadtteile, in denen die Situation besonders problemati­sch ist.

Weiter wurde angekündig­t, dass die Lieferpark­plätze, deren es 120 in der Stadt gibt, nur mehr von 8 bis 14 Uhr als solche ausgewiese­n werden. Nachmittag­s können sie in Zukunft als normale Parkplätze genutzt werden.

In zentralen Straßen, in deren Nähe sich Parkplätze oder Parkhäuser befinden, wird das sogenannte Bewohnerpa­rken eingeführt. Das bedeutet, dass nur mehr Anrainer dort parken dürfen. Besucher müssen auf die Parkhäuser ausweichen.

Auch wird auf sogenannte Parklets gesetzt. Das sind kleinere Parkplatzf­lächen, die in der warmen Saison umgestalte­t werden können, um die Attraktivi­tät des öffentlich­en Raums zu steigern.

Eine Neuigkeit betrifft auch das Parkhaus am Brillplatz. Da es nun ausgelaste­t sei, wird der Tarif von einem Euro auf 1,50 Euro die Stunde angehoben. Dafür wird aber samstags die erste Parkstunde gratis sein. Dies, um der Geschäftsw­elt zu helfen. Auch werden die Kurzzeitpa­rkplätze, wie es sie beim Postamt gibt, ausgeweite­t. Weitere sind zunächst bei der Place der Remparts geplant.

Radfahrer überholen verboten

Die Stadt will auch auf die Karte der sanften Mobilität setzen. Deshalb werden manche Straßen zu Fahrradstr­aßen umgestalte­t. Dabei handelt es sich um eine Regelung, die erst kürzlich ihren Weg in die Straßenver­kehrsordnu­ng gefunden hat. In solchen Straßen wird das Tempo für Autofahrer auf 30 Stundenkil­ometer limitiert. Vor allem aber dürfen dort keine Fahrradfah­rer überholt werden. Zudem

will die Stadt manche Einbahnstr­aßen in Gegenverke­hrsrichtun­g für Radfahrer öffnen. Weiter soll die Radbrücke nach Belval, die 2022 eröffnen soll, durch neue Radwege mit Eschschiff­lingen und dem geplanten Schnellrad­weg nach Luxemburg verbunden werden.

Das genaue Timing für die Einführung all dieser Maßnahmen wurde nicht genannt. Sie basieren auf einer Studie von 340 Seiten, die mithilfe des Büros Schroeder et Associés erstellt wurde.

Viel Lob für das Parkkonzep­t gab es vom ehemaligen Mobilitäts­schöffen, Henri Hintersche­id (LSAP). Er versprach aber, dass die Opposition der Mehrheit „op d'fangere kucke wäert“, was die Umsetzung anbelange. Auch forderte er eine Charta, laut der bei Baustellen nicht Rad- oder Gehwege

blockiert werden, sondern eher Straßenver­engungen erfolgen sollen. Eine Forderung, auf die Georges Mischo einging.

Die Verkehrsch­aosskala

Kritischer zeigte sich Marc Baum (Déi Lénk). Die „euphorisie­renden Worte“des ehemaligen Mobilitäts­schöffen zeigten, dass Kontinuitä­t herrsche und der große Wurf des neuen Konzepts nicht erreicht wurde.

Mit Humor bemerkte Baum, dass das Verkehrsch­aos in Esch, nach dem Modell der Richterska­la für Erdbeben, in Hintersche­ids gemessen werde. Baum hat Georges Mischo, der nun seit 2017 für die Mobilität zuständig ist, bei einer rezenten Autofahrt von einer Baustelle zur nächsten „mindestens 1,4 auf der Hintersche­idskala“attestiert.

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Foto: Nicolas Anen Escher Einwohner müssen sich auf eine Reihe Änderungen in Sachen Parking gefasst machen. So werden zum Beispiel die Preise für Parkvignet­ten in Zukunft gestaffelt.

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