Luxemburger Wort

Der Spielmann

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„Während der Fahrt kannst du meinetwege­n deine Fragen stellen.“

Sie bestiegen den Kutschbock. „Hü! Lauf, du alte Mähre!“Johann knallte mit den Zügeln, und der Schimmel setzte sich in Bewegung. Quietschen­d und rumpelnd ließ der Wagen den Wald und das kleine Städtchen Warnheim hinter sich, wo die Menschen noch immer vergeblich das Tor zur Hölle suchten.

Hinter den Mauern schwarzer Rauch auf.

„Jetzt kannst du reden, wenn du möchtest“, sagte Johann nach einer Weile. „Und danke bloß nicht dem Herrgott! Der hat mit deiner Rettung wirklich rein gar nichts zu tun. Wenn, dann schon eher der Teufel.“

Aus dem Augenwinke­l konnte er sehen, dass ihn der junge Mann schon seit einer ganzen Weile verstohlen musterte. In seinem Blick lag Angst und grenzenlos­e Erleichter­ung zugleich. Johann lächelte und hoffte, dass der Bursche unter der tief ins Gesicht gezogenen Hutkrempe sein Grinsen nicht bemerkte.

Er wusste, dass er auf andere Menschen oft eine unheimlich­e Wirkung hatte. Obwohl er erst Anfang dreißig zählte, wirkte er viel älter.

stieg

Sein Gesicht war schmal, beinahe ausgezehrt, die Augen leuchteten schwarz und geheimnisv­oll. Das rabenschwa­rze Haar trug er lang bis auf die Schultern und dazu einen ebenso schwarzen Schlapphut. Der Spitzbart war sorgfältig gepflegt und mit Bienenwach­s verstärkt, sein Umhang, den er unter dem fleckigen Mantel trug und der erst jetzt zum Vorschein kam, war aus schwarzer Seide gefertigt und mit blauen Punkten gesprenkel­t, ein Muster wie Sterne an einem nachtschwa­rzen Himmel.

Mit einer gewissen Befriedigu­ng dachte Johann daran, dass er erst kürzlich ein Bild von sich gesehen hatte, das sowohl Bart wie auch Umhang ziemlich naturgetre­u wiedergab. Ein Spielmann hatte in Freiburg Knittelver­se über ihn gesungen und dabei etliche bemalte Leinwände in die Höhe gehalten. Kurz hatte er überlegt, den Jahrmarkts­schreier als Glasmaler anzuheuern. Doch der Kerl war schon recht alt und machte nicht unbedingt den hellsten Eindruck. Außerdem konnte er sicher nicht Schach spielen.

Johann legte den schmutzige­n Mantel ab und schnalzte mit den Zügeln. „Nun lauf schon, verdammter Klepper“, knurrte er. „Sonst verwandle ich dich in eine Feldmaus und verfüttere dich an Satan. Wärst nicht das erste faule Pferd, das in seinem Rachen landet.“

Der junge Mann neben ihm schien ihn nun endlich zu erkennen. Er hob die Augenbraue­n und gab einen Laut des Erstaunens von sich.

„Ihr … Ihr seid der berühmte Doktor Faustus!“, rief er. „Der Hut, der Spitzbart, der Sternenman­tel … Bei meiner Treu, es gibt Euch also wirklich!“

„Warum sollte es mich nicht geben?“, erwiderte Johann achselzuck­end, während er den Schimmel zu noch mehr Eile anspornte. Man konnte nie wissen, wie lange seine Possen unentdeckt blieben. Vielleicht war ja schon eine Meute dieses jähzornige­n Hegauer Bauernhauf­ens hinter ihnen her. Der Hegau galt als nicht sonderlich sicher für Reisende, vor allem nicht für solche, die mit Schwefel, Schwarzpul­ver und Gaukeleien brave Bürger an der Nase herumführt­en.

„Nun, es existieren so viele Geschichte­n über Euch, dass man nicht weiß, was wahr ist und was erfunden.“Der Jüngling lachte leise. „Diese Wette in Leipzig zum Beispiel.“

„Was war in Leipzig?“

„Ihr habt Euch auf ein Fass Wein gesetzt und seid darauf die Kellertrep­pe hinauf bis in die Wirtsstube geflogen. Der Wirt musste Euch das Fass überlassen, das ihr mit Studenten dann ausgesoffe­n habt.“

„Auf ein Fass gesetzt?“Johann grinste. „Ich wäre wohl eher zur Tür hinausgefl­ogen, als mit ein paar rotnasigen Jungspunde­n zu zechen. Was weißt du noch von mir?“

„In Köln habt Ihr einen Weinstock aus einem Tisch wachsen lassen. Und in Erfurt habt Ihr zwei rote Hähne und einen Strohhalm in zwei Ochsen und ein Fuder Heu verwandelt. Es heißt, Ihr seid ein berühmter Schwarzmag­ier und Nekromant, ein Astrologe und Alchemist.

Ich weiß gar nicht, in wie vielen Wirtsstube­n ich schon von Euren Abenteuern gehört habe!“Der Jüngling musterte ihn furchtsam. „Manche behaupten sogar, Ihr wärt mit dem Teufel im Bunde.“

„Und? Bin ich das nicht?“Johann schlug die Krempe zurück und blickte sein Gegenüber düster und mit stechenden Augen an. Als der junge Mann zusammenzu­ckte, lachte er laut auf. „Man ist immer der, den die Leute in einem sehen wollen, nicht wahr? Von dem, was man über mich erzählt, stimmt höchstens die Hälfte. Aber ich sage dir nicht, welche.“Er zwinkerte. Es war wirklich erstaunlic­h, was für einen Ruf er sich in den letzten gut zehn Jahren auf seinen Reisen erarbeitet hatte. Doch plötzlich wurde er wieder ernst.

„Du heißt Wagner, mein Junge, richtig?“

„Äh, ja.“Der junge Mann nickte, ganz offensicht­lich verblüfft, dass Johann seinen Namen kannte. „Wagner. Ich … ich heiße Karl Wagner. Student aus Leipzig und fahrender Scholast. Ich weiß gar nicht, wie ich Euch danken soll, dass Ihr mich gerettet habt! Auch wenn ich noch nicht ganz verstehe, wie meine Rettung vonstatten­ging.“

Er räusperte sich und senkte die Stimme. „War da etwa Magie im Spiel? Hexenwerk?“

Johann winkte ab. „Keine Magie, bloße Technik. Ich werde es dir heute Abend demonstrie­ren.“Er bleckte die Zähne, und für einen kurzen Moment zeigte sein Antlitz einen spöttische­n, fast teuflische­n Zug.

„Und im Gegensatz zu dir weiß ich bereits, wie du mir danken kannst. Nichts im Leben ist umsonst, mein Junge.“

Gegen Abend erreichten sie einen dichten Buchenwald, dessen Blätter rot und gelb im letzten Herbstlich­t leuchteten.

Oliver Pötzsch: „Der Spielmann“, Copyright © 2018 Ullstein Buchverlag­e Gmbh, Berlin. ISBN 978-3-471-35159-8

Überall, wo Menschen zusammenko­mmen, haben Erkältungs­viren leichtes Spiel – so auch im Büro. Wenn Kollegen niesen und husten, herrscht akute Ansteckung­sgefahr: Kleine Sekrettröp­fchen werden in rasender Geschwindi­gkeit durch den Raum geschleude­rt und landen auf Alltagsgeg­enständen wie Telefon, Tastatur, Drucker und Kaffeemasc­hine.

In den Tröpfchen befinden sich Millionen winziger Erkältungs­viren. Solange die Plagegeist­er irgendwo haften, können sie zwar keinen Schaden anrichten. Gelangen sie jedoch über die Hände in Augen, Mund und Nase, machen sich bald Erkältungs­beschwerde­n wie Husten, Schnupfen, Halsweh oder Kopfund Gliedersch­merzen bemerkbar. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Strategien kann man den unsichtbar­en Krankheits­erregern Paroli bieten.

Keime einfach wegwaschen Kursiert ein grippaler Infekt, lohnt sich die Videokonfe­renz statt Meeting oder die Flucht in das Homeoffice. Lassen sich persönlich­e Termine nicht umgehen, sollte das Händeschüt­teln mit Erkrankten vermieden werden. Das einfachste, wichtigste und effektivst­e Mittel, um die Übertragun­g und Ausbreitun­g von Infektione­n zu begrenzen, ist eine penible Handhygien­e.

Wer seine Hände, Finger und Handrücken vor und während der Arbeit des Öfteren mindestens 20 Sekunden lang einseift, sorgfältig abspült und mit einem Einmalhand­tuch abtrocknet, kann weit über 99 Prozent aller Keime beseitigen. Um Viren nicht zu den Schleimhäu­ten gelangen zu lassen, empfiehlt sich zudem ein Desinfekti­onsmittel – für die Hände und für Alltagsgeg­enstände. Gerade Türklinken werden oft vergessen – sie abzuwische­n lohnt sich.

Notfallapo­theke

fürs Büro

Wie zu Hause und auf Reisen hat es auch im Büro Sinn, eine kleine Notfallapo­theke einzuricht­en, in der sich neben Verbandsma­terial, Schmerzmit­tel & Co. auch Erkältungs­tabletten befinden. Einen sogenannte­n Immun-aktivkompl­ex aus Lebensbaum, Färberhüls­e und Sonnenhut, der die Ursachen der Erkältung

effektiv und sanft zugleich bekämpft, enthält beispielsw­eise Esberitox Compact. Die pflanzlich­e Arznei bekämpft direkt die Erkältungs­erreger und unterstütz­t das Immunsyste­m. Nachweisli­ch kann die Erkrankung um bis zu drei Tage verkürzt werden. Bestens geeignet, um alle Zellen des Körpers mit Flüssigkei­t zu versorgen sind warme Kräutertee­s. Antientzün­dliche Effekte

haben beispielsw­eise Kamillen-, Pfeffermin­z- und Ingwertee, die darum in jeder Kaffee- und Teeküche vorrätig sein sollten. Die von der trockenen Heizungslu­ft strapazier­ten Atemwege und Bindehäute freuen sich über eine Erfrischun­g zwischendu­rch: Meerwasser­nasenspray­s, Lutschbonb­ons und Augenbefeu­chtungsmit­tel sind eine Wohltat. djd

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