Intelligente Begleiter
Smarte Uhren können den Alltag erleichtern und sind beliebte Geräte für Sport- und Fitnessaktivitäten
Der Markt für Smartwatches, Sportuhren und Fitnessarmbänder wächst seit Jahren, und die Unterschiede zwischen den Gerätegattungen sind groß. Ein simples Fitnessarmband ist bereits ab 20 Euro erhältlich und dient als elektronischer Schrittzähler oder zur Erfassung des Schlafs. Diese Produktkategorie verliert allerdings Marktanteile, denn die leichten Armbänder sind meist schnell defekt, nicht reparierbar sowie zum Teil nur schlecht zu bedienen.
Sportuhren können dagegen mehr – und sie können es besser. Sie erfassen mehr Parameter, werten beispielsweise einzelne Sportarten detaillierter aus, bieten Hinweise zum Trainingszustand, warnen auch bei körperlicher Überlastung oder geben Hinweise im Laufe des Tages, dass jetzt mehr Aktivität ansteht, um die selbst gesetzten Ziele zu erreichen. Smartwatches wiederum verfügen meist ebenfalls über Fitnessfunktionen, sollen jedoch in erster Linie das Smartphone erweitern. Das Gerät am Handgelenk fungiert als Zweitdisplay. Wer Neuheiten abrufen will, muss nicht mehr in die Hosen- oder Handtasche greifen, sondern blickt einfach auf die Uhr.
Nicht ohne Kompromisse
Wer mit einer Smartwatch oder Sportuhr liebäugelt, sollte sich vor dem Kauf darüber im Klaren sein, was gefragt ist. Etwa eine Uhr, die man tagtäglich trägt, oder eine, die man nur während des Trainings anlegt? Eine Uhr mit langer Laufzeit oder ein Wearable, das täglich aufgeladen werden muss? Eine lange Laufzeit geht meist mit einem weniger hellen, passiv beleuchtbaren Display einher. Eine brillante, farbenprächtige Oledanzeige ist in der Dunkelheit für den Jogger deutlich besser abzulesen, benötigt aber mehr Strom.
Die Bedienung folgt stets den Konventionen des Betriebssystems. Tastensteuerung und Wischbewegungen mit dem Finger über den berührungsempfindlichen Bildschirm sind bei Smartwatches gang und gäbe. Spracherkennung erlaubt es, mit der Uhr zu sprechen. Nicht nur, um ihr Kommandos zu geben oder Fragen zu stellen, sondern auch, um kurze Nachrichten zu diktieren. Sportuhren mit massiven Knöpfen erscheinen im Vergleich zu modernen Smartwatches wie Geräte aus einer vergangenen Zeit. Kein Fingerwisch, sondern Tastendrücken und das Bewegen durch statische Menüs sind angesagt. Immerhin: Mit einer Sportuhr stoppt der Läufer seine Bestzeit auf die Sekunde genau. Ein Tastendruck genügt. Bei der Smartwatch, etwa der Apple Watch, dreht er dagegen schon 50 Meter vor dem Ziel am Rädchen, um das Display zu entsperren. Anschließend muss der Finger präzise das Stopp-symbol treffen, was nicht immer gelingt, etwa wenn man im Winter auf Handschuhe zurückgreift.
Dass Smartwatches und Sportuhren gleichermaßen Informationen vom Mobiltelefon aufs Handgelenk bringen, ist mittlerweile selbstverständlich. Selbst die Nutzung der Uhr als Freisprecheinrichtung für das via Bluetooth angebundene Telefon ist kein Hexenwerk. Weitaus mehr können die jüngsten Appleund Samsung-uhren. Sie verfügen über eine eigenständige
Die Apps für die Apple Watch Series 5 (um 434 Euro) können auch ohne iphone direkt auf die Uhr geladen werden.
Telefoneinheit – man muss also nicht einmal das Smartphone mitnehmen, um unterwegs einen Notruf absetzen zu können.
Trainer im Ohr
Um während des Sports Musik hören zu können, sollte man darauf achten, dass Sportuhr oder Smartwatch den entsprechenden Speicherplatz mitbringen oder Streamingdienste unterstützen. Nicht zuletzt müssen sich auch Kopfhörer mit Bluetooth ankoppeln lassen. Manche Sportuhren geben während des Workouts auch Daten akustisch aus. Man hat also eine synthetische Trainerstimme im Ohr. Smartwatches und Sportuhren erfassen übrigens nicht nur die Daten einer Aktivität, sondern bieten im Zusammenspiel mit einer Telefon-app eine umfassende Analyse an. So wird beispielsweise beim Radfahren die Sauerstoffaufnahme des Blutes berechnet, einer der wichtigsten Indikatoren für das
Der Fitness-tracker „Move ECG“von Withings (um 130 Euro) verfügt über einen optischen Herzfrequenzsensor. eigene Fitnessniveau. Auch die Messung der Laktatschwelle, das ist die höchstmögliche Belastungsintensität, oder die Messung der Sauerstoffsättigung, die man beim Wandern in den Bergen im Blick behalten sollte, ist möglich.
Je wichtiger dem Nutzer solche Daten und Messwerte sind, umso eher sollte er sich für eine Sportuhr entscheiden. Hier spielt dann auch das Programmsystem eine wichtige Rolle, welches der jeweilige Hersteller zur Verfügung stellt. Garmin ist in dieser Hinsicht führend, die bereitgestellten Möglichkeiten der Auswertung sind umfassender als bei allen anderen Herstellern, und die Analytik arbeitet geräteübergreifend. Man kann also problemlos von einem Garmin-produkt zu einem anderen wechseln. Eher in Richtung Gesundheitsvorsorge geht die Erstellung eines Ein-kanal-ekgs mit den Smartwatches von Apple und Withings, das vor allem auf eine Gefahr zuverlässig hinweist: das im
Alter zunehmende, oft nicht bemerkte Vorhofflimmern, eine Herzrhythmusstörung, die das Risiko eines Schlaganfalls erhöht. Die Apple Watch warnt ferner auch bei unregelmäßigem Herzrhythmus sowie zu niedriger oder zu hoher Herzfrequenz.
Apple Watch als Maßstab
Die Apple Watch ist derzeit das beliebteste Gerät und eher Smartwatch als Sportuhr. Hier zählt das Gesamtpaket, und das bietet sie in allen Disziplinen, von Bedienung über Push-nachrichten und Sportfunktionalität bis hin zur Telefonie. Allerdings: Sie läuft nur im Zusammenspiel mit einem iphone. Apple versichert, dass sämtliche Gesundheitsdaten mit der sicheren Ende-zu-ende-verschlüsselung in der icloud abgelegt werden. Apple selbst hat also weder Zugriff auf die Daten noch die Möglichkeit, sie an Dritte herauszugeben. Zudem lässt sich das Speichern in der Cloud abschalten. Andere Hersteller erklären indes nicht, ob und wie Daten auf ihren Speichersystemen geschützt sind und welche Verfahren dabei zum Einsatz kommen.
Allein im Sortiment des Usherstellers Garmin findet man derzeit rund 100 Modelle, beginnend mit einem Fitness-tracker „Vivofit 4“für 80 Euro bis hin zu den derzeitigen Topprodukten der „Fenix 6“-Reihe (ab 600 Euro). Zudem funktioniert in der Garmin-welt auch das Zusammenspiel mit Gps-geräten zum Wandern und Radcomputern reibungslos. Jenseits der großen Marken lohnt ein Blick auf kleine Anbieter. Die bereits erwähnte Ekg-armbanduhr „Move ECG“von Withings kostet beispielsweise nur 130 Euro.
Huawei bietet die „Watch GT 2“ab 200 Euro an, die viele Sportprogramme unterstützt. Sie hilft ferner bei der Erstellung von Trainingsplänen, warnt bei zu hoher oder zu niedriger Herzfrequenz und bietet eine Schlaf- und Atemanalyse. Auch Polar, einst Sportuhr-pionier, bietet mit der „Vantage V Titan“ein spannendes Modell. Wie bei Garmin gibt es eine Auswertung auch im Web-browser. Die Uhren des finnischen Herstellers richten sich an Profisportler. Entsprechend robust und massiv fallen sie aus.
Die Polar „Vantage V“(um 480 Euro) verbirgt unter dem Gehäuse unter anderem ein Barometer und einen Gps-empfänger.