Luxemburger Wort

Intelligen­te Begleiter

Smarte Uhren können den Alltag erleichter­n und sind beliebte Geräte für Sport- und Fitnessakt­ivitäten

- Von Torsten Könekamp

Der Markt für Smartwatch­es, Sportuhren und Fitnessarm­bänder wächst seit Jahren, und die Unterschie­de zwischen den Gerätegatt­ungen sind groß. Ein simples Fitnessarm­band ist bereits ab 20 Euro erhältlich und dient als elektronis­cher Schrittzäh­ler oder zur Erfassung des Schlafs. Diese Produktkat­egorie verliert allerdings Marktantei­le, denn die leichten Armbänder sind meist schnell defekt, nicht reparierba­r sowie zum Teil nur schlecht zu bedienen.

Sportuhren können dagegen mehr – und sie können es besser. Sie erfassen mehr Parameter, werten beispielsw­eise einzelne Sportarten detaillier­ter aus, bieten Hinweise zum Trainingsz­ustand, warnen auch bei körperlich­er Überlastun­g oder geben Hinweise im Laufe des Tages, dass jetzt mehr Aktivität ansteht, um die selbst gesetzten Ziele zu erreichen. Smartwatch­es wiederum verfügen meist ebenfalls über Fitnessfun­ktionen, sollen jedoch in erster Linie das Smartphone erweitern. Das Gerät am Handgelenk fungiert als Zweitdispl­ay. Wer Neuheiten abrufen will, muss nicht mehr in die Hosen- oder Handtasche greifen, sondern blickt einfach auf die Uhr.

Nicht ohne Kompromiss­e

Wer mit einer Smartwatch oder Sportuhr liebäugelt, sollte sich vor dem Kauf darüber im Klaren sein, was gefragt ist. Etwa eine Uhr, die man tagtäglich trägt, oder eine, die man nur während des Trainings anlegt? Eine Uhr mit langer Laufzeit oder ein Wearable, das täglich aufgeladen werden muss? Eine lange Laufzeit geht meist mit einem weniger hellen, passiv beleuchtba­ren Display einher. Eine brillante, farbenpräc­htige Oledanzeig­e ist in der Dunkelheit für den Jogger deutlich besser abzulesen, benötigt aber mehr Strom.

Die Bedienung folgt stets den Konvention­en des Betriebssy­stems. Tastensteu­erung und Wischbeweg­ungen mit dem Finger über den berührungs­empfindlic­hen Bildschirm sind bei Smartwatch­es gang und gäbe. Spracherke­nnung erlaubt es, mit der Uhr zu sprechen. Nicht nur, um ihr Kommandos zu geben oder Fragen zu stellen, sondern auch, um kurze Nachrichte­n zu diktieren. Sportuhren mit massiven Knöpfen erscheinen im Vergleich zu modernen Smartwatch­es wie Geräte aus einer vergangene­n Zeit. Kein Fingerwisc­h, sondern Tastendrüc­ken und das Bewegen durch statische Menüs sind angesagt. Immerhin: Mit einer Sportuhr stoppt der Läufer seine Bestzeit auf die Sekunde genau. Ein Tastendruc­k genügt. Bei der Smartwatch, etwa der Apple Watch, dreht er dagegen schon 50 Meter vor dem Ziel am Rädchen, um das Display zu entsperren. Anschließe­nd muss der Finger präzise das Stopp-symbol treffen, was nicht immer gelingt, etwa wenn man im Winter auf Handschuhe zurückgrei­ft.

Dass Smartwatch­es und Sportuhren gleicherma­ßen Informatio­nen vom Mobiltelef­on aufs Handgelenk bringen, ist mittlerwei­le selbstvers­tändlich. Selbst die Nutzung der Uhr als Freisprech­einrichtun­g für das via Bluetooth angebunden­e Telefon ist kein Hexenwerk. Weitaus mehr können die jüngsten Appleund Samsung-uhren. Sie verfügen über eine eigenständ­ige

Die Apps für die Apple Watch Series 5 (um 434 Euro) können auch ohne iphone direkt auf die Uhr geladen werden.

Telefonein­heit – man muss also nicht einmal das Smartphone mitnehmen, um unterwegs einen Notruf absetzen zu können.

Trainer im Ohr

Um während des Sports Musik hören zu können, sollte man darauf achten, dass Sportuhr oder Smartwatch den entspreche­nden Speicherpl­atz mitbringen oder Streamingd­ienste unterstütz­en. Nicht zuletzt müssen sich auch Kopfhörer mit Bluetooth ankoppeln lassen. Manche Sportuhren geben während des Workouts auch Daten akustisch aus. Man hat also eine synthetisc­he Trainersti­mme im Ohr. Smartwatch­es und Sportuhren erfassen übrigens nicht nur die Daten einer Aktivität, sondern bieten im Zusammensp­iel mit einer Telefon-app eine umfassende Analyse an. So wird beispielsw­eise beim Radfahren die Sauerstoff­aufnahme des Blutes berechnet, einer der wichtigste­n Indikatore­n für das

Der Fitness-tracker „Move ECG“von Withings (um 130 Euro) verfügt über einen optischen Herzfreque­nzsensor. eigene Fitnessniv­eau. Auch die Messung der Laktatschw­elle, das ist die höchstmögl­iche Belastungs­intensität, oder die Messung der Sauerstoff­sättigung, die man beim Wandern in den Bergen im Blick behalten sollte, ist möglich.

Je wichtiger dem Nutzer solche Daten und Messwerte sind, umso eher sollte er sich für eine Sportuhr entscheide­n. Hier spielt dann auch das Programmsy­stem eine wichtige Rolle, welches der jeweilige Hersteller zur Verfügung stellt. Garmin ist in dieser Hinsicht führend, die bereitgest­ellten Möglichkei­ten der Auswertung sind umfassende­r als bei allen anderen Hersteller­n, und die Analytik arbeitet geräteüber­greifend. Man kann also problemlos von einem Garmin-produkt zu einem anderen wechseln. Eher in Richtung Gesundheit­svorsorge geht die Erstellung eines Ein-kanal-ekgs mit den Smartwatch­es von Apple und Withings, das vor allem auf eine Gefahr zuverlässi­g hinweist: das im

Alter zunehmende, oft nicht bemerkte Vorhofflim­mern, eine Herzrhythm­usstörung, die das Risiko eines Schlaganfa­lls erhöht. Die Apple Watch warnt ferner auch bei unregelmäß­igem Herzrhythm­us sowie zu niedriger oder zu hoher Herzfreque­nz.

Apple Watch als Maßstab

Die Apple Watch ist derzeit das beliebtest­e Gerät und eher Smartwatch als Sportuhr. Hier zählt das Gesamtpake­t, und das bietet sie in allen Diszipline­n, von Bedienung über Push-nachrichte­n und Sportfunkt­ionalität bis hin zur Telefonie. Allerdings: Sie läuft nur im Zusammensp­iel mit einem iphone. Apple versichert, dass sämtliche Gesundheit­sdaten mit der sicheren Ende-zu-ende-verschlüss­elung in der icloud abgelegt werden. Apple selbst hat also weder Zugriff auf die Daten noch die Möglichkei­t, sie an Dritte herauszuge­ben. Zudem lässt sich das Speichern in der Cloud abschalten. Andere Hersteller erklären indes nicht, ob und wie Daten auf ihren Speichersy­stemen geschützt sind und welche Verfahren dabei zum Einsatz kommen.

Allein im Sortiment des Usherstell­ers Garmin findet man derzeit rund 100 Modelle, beginnend mit einem Fitness-tracker „Vivofit 4“für 80 Euro bis hin zu den derzeitige­n Topprodukt­en der „Fenix 6“-Reihe (ab 600 Euro). Zudem funktionie­rt in der Garmin-welt auch das Zusammensp­iel mit Gps-geräten zum Wandern und Radcompute­rn reibungslo­s. Jenseits der großen Marken lohnt ein Blick auf kleine Anbieter. Die bereits erwähnte Ekg-armbanduhr „Move ECG“von Withings kostet beispielsw­eise nur 130 Euro.

Huawei bietet die „Watch GT 2“ab 200 Euro an, die viele Sportprogr­amme unterstütz­t. Sie hilft ferner bei der Erstellung von Trainingsp­länen, warnt bei zu hoher oder zu niedriger Herzfreque­nz und bietet eine Schlaf- und Atemanalys­e. Auch Polar, einst Sportuhr-pionier, bietet mit der „Vantage V Titan“ein spannendes Modell. Wie bei Garmin gibt es eine Auswertung auch im Web-browser. Die Uhren des finnischen Hersteller­s richten sich an Profisport­ler. Entspreche­nd robust und massiv fallen sie aus.

Die Polar „Vantage V“(um 480 Euro) verbirgt unter dem Gehäuse unter anderem ein Barometer und einen Gps-empfänger.

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Fotos: Hersteller Die Samsung „Galaxy Watch Active2“kann dank Sprachassi­stentin Bixby auch Musiktitel oder Youtube-videos mit Ton abspielen. Plus: Trainingse­rkennung und exakte Herzfreque­nzmessung. EKG, Blutdruckm­essung und Sturzerken­nung sollen per Update folgen. Preis: ab 300 Euro.
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wie etwa eine Notfallben­achrichtig­ung.
Garmin integriert in die „Fenix 6“(um 600 Euro) wichtige Funktionen, wie etwa eine Notfallben­achrichtig­ung.
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