Religion zum Frühstück
Andrew Mark Henry macht das Thema Glaube auf seinem Youtube-kanal zum Klickbringer
Washington. Der junge Mann ist ein Wanderer zwischen den Welten. „Sie denken vielleicht, dass ich versuche, Sie zu bekehren“, nimmt der Religionswissenschaftler potenziellen Kritikern im Trailer zu seinem Youtube-kanal gleich den Wind aus den Segeln. „Oder vielleicht denken Sie, dass ich versuche, Religion als das Schlimmste aller Zeiten niederzumachen.“Nichts dergleichen ist seine Absicht. Andrew Mark Henry ist der etwas andere Botschafter religiöser Themen. Er will Menschen erreichen, egal ob sie an Gott glauben oder mit Religion auf Kriegsfuß stehen.
Henry selbst ist Christ – doch sein Anspruch ist, „neutral“über Religionen zu informieren und die Lücke zwischen Missionierung und Hassattacken auf Religionen zu füllen. Das scheint ihm zu gelingen, denn sein Youtube-kanal „Religion for Breakfst“erfreut eine immer größer werdende Netzgemeinde.
Religionswissenschaftler Andrew Mark Henry spricht in den Videos nicht nur über das Christentum.
Henry produziert seit rund fünf Jahren Videos zu klassischen wie leicht kuriosen Themen rund um Religion und Glaube. Die Spannbreite reicht von einer 15-minütigen Einführung in den Islam bis hin zu der These, dass die japanischen Religionen Shintoismus und Buddhismus Pokemon beeinflusst haben. Mittlerweile hat er rund 113 000 Abonnenten auf Youtube. Sein erfolgreichstes Video schauten sich mehr als 1,3 Millionen Nutzer an.
Nebenbei arbeitet der Internetstar in Boston derzeit an seiner Promotion im Fachbereich Religionswissenschaften. Sein besonderes Interesse gilt dem frühen Christentum, Mitbewohner im akademischen Elfenbeinturm wollte er jedoch nie werden. Schon während seines Studiums entdeckte er die Verbreitungsmöglichkeiten und die Wirkung des Internets.
Kein Nischenthema
Das Besondere an Henrys Youtube-initiative ist sein großes Engagement, Religion nicht als Nischenthema für Eingeweihte anzubieten, sondern buchstäblich unters Volk zu bringen und in den
Kontext der Gesellschaft zu stellen. „Wo du auch hinschaust, du findest immer den Einfluss von Religion.“. Er verkündet in seinen Videos keine letzten Wahrheiten, sondern gibt Hilfestellung für Lernbegierige. Und das immer wissenschaftlich fundiert und witzig in der Präsentation.
Die Nachteile des für alle zugänglichen Internets bekommt Henry allerdings auch zu spüren. Das Löschen von Hass-kommentaren beschäftigt ihn jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen. Harmlosere Zeitgenossen werfen ihm entweder vor, den Glauben zu rechtfertigen oder aber die Religion zu zerstören.
Seine inzwischen mehr als 100 Videos kann Henry nicht allein über die Werbeeinnahmen von Youtube finanzieren. Einige Hundert Nutzer greifen ihm regelmäßig mit Spenden unter die Arme. Die sind auch nötig, um seine Reisekosten zu Experten und Originalschauplätzen zu decken. KNA