Luxemburger Wort

Provisoris­ches Krankenhau­s im Aufbau

Luxemburg hat fünf Corona-tote zu beklagen – Materialli­eferung aus China für Montag erwartet

- Von Michèle Gantenbein

Die Zahl der bestätigte­n Coronafäll­e in Luxemburg steigt von Tag zu Tag weiter an. Gestern (Stand 14 Uhr) waren 484 Personen positiv auf das Virus getestet worden. Fünf Personen haben die Infektion mit dem Virus nicht überlebt. 16 Corona-patienten befinden sich in stationäre­r Behandlung, drei von ihnen auf der Intensivst­ation. Das teilte Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) gestern um 14 Uhr nach der Kabinettss­itzung per Videopress­ekonferenz mit.

Weitere 21 Personen werden stationär im Krankenhau­s behandelt, allerdings lägen die Testergebn­isse, das heißt die Bestätigun­g, dass es sich um das Covid19-virus handelt, noch nicht vor, so der Premier. Drei der 21 Patienten müssen künstlich beatmet werden.

Wurde zu Beginn der Epidemie recht restriktiv getestet, stieg die Kadenz der Tests in den vergangene­n Tagen kräftig an. Donnerstag und gestern wurden jeweils knapp 750 Tests durchgefüh­rt. In der Regel dauert es 24 Stunden, bis das Ergebnis vorliegt. Dass Luxemburg die Tests ausgehen könnten, sei nicht zu befürchten, sagte der Premier. Er erinnerte noch einmal daran, dass die Tests – wie zum Beispiel in den Drivein-stationen – nur auf Anordnung des Arztes durchgefüh­rt werden.

Wir sollten manche Gewohnheit­en in den Stand-bymodus setzen und Solidaritä­t zeigen. Xavier Bettel

Provisoris­ches Krankenhau­s

Der Höhepunkt der Krise ist noch nicht erreicht und Luxemburg rechnet in den kommenden Tagen und Wochen mit steigenden Infektions­zahlen. Um auf einen möglichen Ansturm vorbereite­t zu sein, wird beim CHL eine provisoris­che Klinik aufgebaut. Das Material wurde gestern von der Cargolux aus der italienisc­hen Stadt Bari eingefloge­n. Wie viele Betten und Beatmungsg­eräte hier verfügbar sein werden, darüber gab der Premier keine Auskunft.

Neue Entscheidu­ngen

Zu den Berufsspar­ten, die weiterhin aktiv sein dürfen, zählen nun offiziell auch die Orthopädis­ten und Hörgerätea­kustiker.

Zusammen mit den Nachbarlän­dern wurde beschlosse­n, dass der Warenverke­hr weiterhin gewährleis­tet sein muss. Der Lastwagen-transitver­kehr ist ausnahmswe­ise auch an diesem Sonntag erlaubt, so der Premier.

Auch Haus- und Wohnungsum­züge sind weiterhin gestattet, sofern sie nicht zu verschiebe­n sind. Xavier Bettel appelliert­e an den gesunden Menschenve­rstand von Immobilien­besitzern, Personen, deren Mietvertra­g in diesen Tagen und Wochen ausläuft, nicht auf die Straße zu setzen. „Wir sollten manche Gewohnheit­en in den Stand-by-modus setzen und Solidaritä­t zeigen“, so der Premier. Das gelte auch für Mieter von Geschäftsf­lächen. Um sie nicht in Gefahr zu bringen, könnten Besitzer Mietzahlun­gen aussetzen oder verschiebe­n.

Kinder von getrennt lebenden Eltern dürfen auch weiterhin zwischen den Elternteil­en pendeln, allerdings ist es der Appell, sich wenn möglich auf einen Aufenthalt­sort festzulege­n und nicht ständig hin- und herzufahre­n.

Situation an den Grenzen

Die Situation an den Grenzen sei stabil, sagte der Premier. „Wir sind in ständigem Kontakt mit den Nachbarlän­dern.“Man sei bemüht, einen schnellen Grenzübert­ritt zu gewährleis­ten. Luxemburg habe Deutschlan­d 50 Zollbeamte zugesagt, die bei den Grenzkontr­ollen helfen.

Derzeit sind nur noch sieben deutsch-luxemburgi­sche Grenzüberg­änge geöffnet: Weil das für manche Pendler einen riesigen Umweg zu ihrem Arbeitspla­tz bedeutet, wird mit Deutschlan­d über weitere Grenzüberg­änge im Norden verhandelt. Laut Außenminis­ter Jean Asselborn (LSAP) wurde ausgehande­lt, dass Vianden und Dasburg geöffnet bleiben.

Luxemburg hat Abkommen mit Belgien und Frankreich bezüglich der steuerlich­en Behandlung von Heimarbeit ausgehande­lt. Mit

Deutschlan­d steht ein Abkommen noch aus.

Die Frage, ob der Kollektivu­rlaub verschoben werden sollte, gehöre zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu seinen Prioritäte­n, meinte Xavier Bettel. „Wenn die Krise überwunden ist, werden wir über Lösungen diskutiere­n“, so der Premier. „Momentan habe ich andere Sorgen.“

Zwei Betriebe sanktionie­rt

Bettel erinnerte die Bevölkerun­g erneut daran, zu Hause zu bleiben. Die Polizei führt Kontrollen durch. Ein Betrieb und eine Gaststätte wurden am Donnerstag von der Polizei zu einem Bußgeld von 4 000 Euro verdonnert, weil sie sich nicht an die Anweisunge­n gehalten hatten. Sollten sie ein zweites Mal erwischt werden, verdoppelt sich das Bußgeld. Privatpers­onen wurden Bettel zufolge bislang nicht verwarnt. Weiter war es die Mitteilung, dass es auch erlaubt ist, außer Haus zu gehen, um Haustiere – zum Beispiel Pferde – zu versorgen.

Seit Donnerstag können besonders gefährdete Personen Lebensmitt­el und andere Produkte über eine Online-plattform bestellen und liefern lassen. Am ersten Tag gingen 60 telefonisc­he und 350 Online-bestellung­en ein.

Unter strengen sanitären Sicherheit­smaßnahmen kommt heute um 14 Uhr das Parlament zusammen, um das Notstandsg­esetz zu verabschie­den. Dazu ist eine Zweidritte­lmehrheit notwendig. Die Parlamenta­rier haben sich schon Anfang der Woche im Plenum parteiüber­greifend für das Gesetz ausgesproc­hen.

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Foto: Gerry Huberty Mit Hilfe des Luxemburge­r Militärs wurde gestern beim CHL mit dem Aufbau eines provisoris­chen Krankenhau­ses begonnen.

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