Provisorisches Krankenhaus im Aufbau
Luxemburg hat fünf Corona-tote zu beklagen – Materiallieferung aus China für Montag erwartet
Die Zahl der bestätigten Coronafälle in Luxemburg steigt von Tag zu Tag weiter an. Gestern (Stand 14 Uhr) waren 484 Personen positiv auf das Virus getestet worden. Fünf Personen haben die Infektion mit dem Virus nicht überlebt. 16 Corona-patienten befinden sich in stationärer Behandlung, drei von ihnen auf der Intensivstation. Das teilte Premierminister Xavier Bettel (DP) gestern um 14 Uhr nach der Kabinettssitzung per Videopressekonferenz mit.
Weitere 21 Personen werden stationär im Krankenhaus behandelt, allerdings lägen die Testergebnisse, das heißt die Bestätigung, dass es sich um das Covid19-virus handelt, noch nicht vor, so der Premier. Drei der 21 Patienten müssen künstlich beatmet werden.
Wurde zu Beginn der Epidemie recht restriktiv getestet, stieg die Kadenz der Tests in den vergangenen Tagen kräftig an. Donnerstag und gestern wurden jeweils knapp 750 Tests durchgeführt. In der Regel dauert es 24 Stunden, bis das Ergebnis vorliegt. Dass Luxemburg die Tests ausgehen könnten, sei nicht zu befürchten, sagte der Premier. Er erinnerte noch einmal daran, dass die Tests – wie zum Beispiel in den Drivein-stationen – nur auf Anordnung des Arztes durchgeführt werden.
Wir sollten manche Gewohnheiten in den Stand-bymodus setzen und Solidarität zeigen. Xavier Bettel
Provisorisches Krankenhaus
Der Höhepunkt der Krise ist noch nicht erreicht und Luxemburg rechnet in den kommenden Tagen und Wochen mit steigenden Infektionszahlen. Um auf einen möglichen Ansturm vorbereitet zu sein, wird beim CHL eine provisorische Klinik aufgebaut. Das Material wurde gestern von der Cargolux aus der italienischen Stadt Bari eingeflogen. Wie viele Betten und Beatmungsgeräte hier verfügbar sein werden, darüber gab der Premier keine Auskunft.
Neue Entscheidungen
Zu den Berufssparten, die weiterhin aktiv sein dürfen, zählen nun offiziell auch die Orthopädisten und Hörgeräteakustiker.
Zusammen mit den Nachbarländern wurde beschlossen, dass der Warenverkehr weiterhin gewährleistet sein muss. Der Lastwagen-transitverkehr ist ausnahmsweise auch an diesem Sonntag erlaubt, so der Premier.
Auch Haus- und Wohnungsumzüge sind weiterhin gestattet, sofern sie nicht zu verschieben sind. Xavier Bettel appellierte an den gesunden Menschenverstand von Immobilienbesitzern, Personen, deren Mietvertrag in diesen Tagen und Wochen ausläuft, nicht auf die Straße zu setzen. „Wir sollten manche Gewohnheiten in den Stand-by-modus setzen und Solidarität zeigen“, so der Premier. Das gelte auch für Mieter von Geschäftsflächen. Um sie nicht in Gefahr zu bringen, könnten Besitzer Mietzahlungen aussetzen oder verschieben.
Kinder von getrennt lebenden Eltern dürfen auch weiterhin zwischen den Elternteilen pendeln, allerdings ist es der Appell, sich wenn möglich auf einen Aufenthaltsort festzulegen und nicht ständig hin- und herzufahren.
Situation an den Grenzen
Die Situation an den Grenzen sei stabil, sagte der Premier. „Wir sind in ständigem Kontakt mit den Nachbarländern.“Man sei bemüht, einen schnellen Grenzübertritt zu gewährleisten. Luxemburg habe Deutschland 50 Zollbeamte zugesagt, die bei den Grenzkontrollen helfen.
Derzeit sind nur noch sieben deutsch-luxemburgische Grenzübergänge geöffnet: Weil das für manche Pendler einen riesigen Umweg zu ihrem Arbeitsplatz bedeutet, wird mit Deutschland über weitere Grenzübergänge im Norden verhandelt. Laut Außenminister Jean Asselborn (LSAP) wurde ausgehandelt, dass Vianden und Dasburg geöffnet bleiben.
Luxemburg hat Abkommen mit Belgien und Frankreich bezüglich der steuerlichen Behandlung von Heimarbeit ausgehandelt. Mit
Deutschland steht ein Abkommen noch aus.
Die Frage, ob der Kollektivurlaub verschoben werden sollte, gehöre zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu seinen Prioritäten, meinte Xavier Bettel. „Wenn die Krise überwunden ist, werden wir über Lösungen diskutieren“, so der Premier. „Momentan habe ich andere Sorgen.“
Zwei Betriebe sanktioniert
Bettel erinnerte die Bevölkerung erneut daran, zu Hause zu bleiben. Die Polizei führt Kontrollen durch. Ein Betrieb und eine Gaststätte wurden am Donnerstag von der Polizei zu einem Bußgeld von 4 000 Euro verdonnert, weil sie sich nicht an die Anweisungen gehalten hatten. Sollten sie ein zweites Mal erwischt werden, verdoppelt sich das Bußgeld. Privatpersonen wurden Bettel zufolge bislang nicht verwarnt. Weiter war es die Mitteilung, dass es auch erlaubt ist, außer Haus zu gehen, um Haustiere – zum Beispiel Pferde – zu versorgen.
Seit Donnerstag können besonders gefährdete Personen Lebensmittel und andere Produkte über eine Online-plattform bestellen und liefern lassen. Am ersten Tag gingen 60 telefonische und 350 Online-bestellungen ein.
Unter strengen sanitären Sicherheitsmaßnahmen kommt heute um 14 Uhr das Parlament zusammen, um das Notstandsgesetz zu verabschieden. Dazu ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig. Die Parlamentarier haben sich schon Anfang der Woche im Plenum parteiübergreifend für das Gesetz ausgesprochen.
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