Die Reportage
auch bald an der Reihe.
Was Marokkos oberster Zollbeamter da verkündete, ist eine Revolution. Ceuta, die spanische Nordafrikaexklave, hat bis vor Kurzem ganz gut vom Schmuggel gelebt, der hier nie Schmuggel, sondern immer „atypischer Handel“genannt wurde. An vier Tagen der Woche kamen Tausende Marokkaner – abwechselnd Frauen und Männer – in die 85 000-Einwohnerstadt, um sich mit Schmuggelware zu beladen und sie nach Marokko zu bringen. Alles unter den wachsamen Augen der spanischen und marokkanischen Grenzpolizisten.
Gute Nachricht für Marokkos Wirtschaft Es war ein tägliches Absurdistan, das sich im Laufe der Jahre so eingespielt hatte – und von dem viele Menschen lebten: mehr schlecht als recht die Lastenschlepper, die sich frühmorgens auf marokkanischer Seite mit ihren Sackkarren in langen Schlangen einreihten, um ab 8 Uhr über den Grenzposten ins Gewerbegebiet Tarajal gleich hinter dem Zaun zu laufen und ihre Karren zu beladen; etwas besser die Hintermänner, die ihnen die Ware auf marokkanischer Seite abnahmen und in ganz Marokko verkauften; auch nicht schlecht die marokkanischen Grenzer, die sich bestechen ließen; und ziemlich gut die Händler in ihren Lagerhäusern in Tarajal. Rund ein Viertel der Wertschöpfung Ceutas soll dieser Handel ausgemacht haben.
Seit dem Herbst ist es damit vorbei, seit November werden die Schmuggler von den Marokkanern nicht mehr nach Ceuta gelassen. Der eigens für sie eingerichtete Grenzübergang ist geschlossen. Es gab aber von marokkanischer Seite keine offizielle Erklärung dazu, weswegen sich das sonst so gut informierte Regierungspräsidium in Ceuta auch lange nicht sicher war, ob die Grenze nicht doch wieder für den Schmuggel geöffnet würde.
Die Zweifel dürften spätestens seit dem Agentur-interview mit dem marokkanischen Zolldirektor Lakhdar beendet sein. In der Zwischenzeit gab es
Ein Bild der Vergangenheit:
Auf der rechten Seite gingen die Lastenschlepper hinein in das Gewerbegebiet Tarajal in Ceuta, um es auf der linken Seite vollbeladen in Richtung Marokko zu verlassen.
Ceuta lebt, mehr noch als vom Handel, vom spanischen Staat.