„Schwarzer Sommer“
Das Corona-virus verdrängt die Klimapolitik und die Buschbrand-tragödie in Australien
Die verheerende Bilanz von Australiens „schwarzem Sommer“liegt vor, wie Premierminister Scott Morrison die Buschfeuer nannte, die rund eine Milliarde Tiere töteten, ganze Landstriche und rund 3 000 Häuser zerstörten. 34 Menschen starben in den Flammen, die monatelang im dortigen Sommer wüteten und laut Australiens Klimarat fast 80 Prozent aller Bewohner direkt oder indirekt betrafen.
Letzten Sommer traten die Feuer ausgesprochen früh und ausgesprochen heftig auf. Auch über Metropolen des Landes hing lange eine dichte Rauchwolke, erstmals galten auch für den Großraum Sydney drastische Brandwarnungen. Menschen im ganzen Land atmeten Rauch ein.
Dem Bericht des Klimarats zufolge stießen die Feuer zwischen 650 Millionen und 1,2 Milliarden Tonnen CO2 aus – das entspricht etwa der Summe des gesamten Flugverkehrs in einem Jahr weltweit.
Allein im Tourismus sollen sich die Schäden auf umgerechnet mindestens 2,6 Milliarden Euro belaufen. Bei Versicherungen in den vier Bundesstaaten New South Wales, Queensland, South Australia und Victoria gingen 23 000 Schadensmeldungen ein. Eine Fläche von rund 125 000 Quadratkilometern wurde zerstört, etwa die Größe Griechenlands.
Dann endlich, nach der langen, Experten zufolge durch Klimawandel noch verstärkten Trockenphase zogen im Februar starke Regenfälle durch den Südosten des Landes, wo die Feuer am stärksten gewütet und ganze Landstriche von der Außenwelt abgeschottet hatten. Regen halfen, die Lage unter Kontrolle zu bringen, auch wenn infolge Erosion teilweise Überschwemmungen erfolgten, die neue Schäden verursachten. Im Februar regnete es wie noch nie im Krisengebiet.
Aus schwarz verkohlten Gebieten begann schon innerhalb von Tagen frisches Grün zu sprießen.
Mit der Einkehr der kühleren Herbst- und bald Winterzeit sind die Brände nun in ganz Australien erloschen. Nach 240 Tagen ging Anfang März auch im besonders geplagten Bundesstaat New South Wales das letzte Feuer aus. Doch die Probleme, die den „schwarzen Sommer“gebracht haben, sind weder verschwunden noch angegangen worden.
Keine Anstrengungen zum Klimaschutz Die Dürre während der heißen Monate hat in den vergangenen Jahren immer größere Gebiete im Landesinneren erfasst. In rund vier Monaten beginnt Australiens Buschfeuersaison wieder, während die Regierung noch keine wesentliche Änderung ihrer Klimaschutzpolitik angekündigt hat.
Aus den Augen, aus dem Sinn. Australien hat gegenwärtig größere Sorgen. Zwar hatte die Regierung Morrison schon während dem Höhepunkt der Buschfeuer entschieden, Einreisen aus China zu regulieren und zu blockieren, um einer Ausbreitung des Corona-virus auf dem Kontinent vorzubeugen. Doch schließlich fand das aggressive Lungenfieber-virus seinen Weg auch nach Down Under, wo es derzeit wie in vielen Teilen der Welt die Menschen in Atem hält und die Schlagzeilen dominiert.
Die Buschfeuer-tragödie und Prävention für die nächste Feuersaison scheinen nicht länger oben auf der Agenda zu stehen. Man hofft auf eine günstigere Wetterlage in ein paar Monaten, auf weniger Hitze und frühere Regenfälle. Die Einbrüche an der Börse und hohen wirtschaftlichen Kosten der Corona-pandemie sind es, die gegenwärtig die ganze Aufmerksamkeit von Regierung und Verwaltung beanspruchen.
Dies, während die Strom- und Wasserversorgung in zahlreichen von Feuern heimgesuchten Siedlungsgebieten noch nicht wiederhergestellt ist. Betroffene haben sich angesichts der Bürokratie und beschränkten Kapazitäten in Geduld zu üben, während sie versuchen, ihr Leben wieder in Ordnung zu bringen.
Australiens Feuersaison beginnt wieder in vier Monaten.