Luxemburger Wort

„Der beste Texter der Theaterwel­t“

Stephen Sondheim, der das „West Side Story“-musical schrieb, will auch mit 90 weitermach­en

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Ob „West Side Story“oder „Sweeney Todd“: Stephen Sondheim gilt als einer der besten Texter und Komponiste­n der Theaterbra­nche. In seiner Heimat USA hat er alle renommiert­en Preise gewonnen. Morgen feierte Sondheim seinen 90 Geburtstag – und schreibt fleißig weiter.

Den Oscar bekam Stephen Sondheim für einen Song in dem Film „Dick Tracy“, den Pulitzerpr­eis für das Musical „Sunday in the Park with George“und sein wohl bekanntest­es Werk als Texter bleibt die „West Side Story“. Sondheim selbst hat aber einen ganz anderen Favoriten: „Assassins“, ein 1990 am New Yorker Broadway uraufgefüh­rtes Musical über neun Männer und Frauen, die versuchen, verschiede­ne Us-präsidente­n umzubringe­n. „Autor John Weidman und ich wussten, was wir machen wollten und haben es getan. So bewerte ich Stücke“, sagte Sondheim einmal dem britischen „Telegraph“. „Ich schaue mir „Assassins“an und es erfüllt mit wenigen Ausnahmen alle meine Erwartunge­n.“

Ein Großer der Theaterbra­nche

Sondheim, der morgen 90 Jahre alt wird, ist ein Großer in der Ustheaterb­ranche – der Größte, sagen manche sogar. „Es ist schwer, Sondheims Einfluss auf das amerikanis­che Musiktheat­er überzubewe­rten“, schrieb der Schauspiel­er, Texter und Komponist Linmanuel Miranda, in der „New York Times“. „Er ist der beste Texter des Musiktheat­ers. Punkt.“

In seiner jahrzehnte­langen Karriere habe er die Möglichkei­ten der Form des Musiktheat­ers weitergebr­acht und auch den Inhalt weiterentw­ickelt. Bei Sondheim gibt es keine schmalzige­n und stets gut ausgehende­n Liebesgesc­hichten, sondern es geht um die großen

Im November 2015 erhielt Stephen Sondheim (o.) die „Presidenti­al Medal of Freedom“: Verdient hat er sie u. a. durch den Text zum Musical „West Side Story“(u.).

Fragen und positiven wie negativen Emotionen des Lebens. Geboren wurde Sondheim in eine reiche jüdische Familie in New York hinein und wuchs dann auch teilweise in Pennsylvan­ia auf. Das Verhältnis zu seinen Eltern, die sich später scheiden ließen, war schwierig. Sondheim freundete sich mit James Hammerstei­n an und lernte dessen Vater, den Komponiste­n und Texter Oscar Hammerstei­n, kennen, der sein Mentor wurde und ihm den Weg in die Branche ebnete. Den Durchbruch schaffte Sondheim dann bereits mit 25 Jahren, als er die Texte zu Leonard Bernsteins Erfolgsmus­ical „West Side Story“schrieb.

In den Jahrzehnte­n darauf arbeitete Sondheim für Theater, Film und Fernsehen und sammelte Preise ein: Einen Oscar, mehrere Tonys und Grammys, den Pulitzer-preis und 2014 die Friedensme­daille des Us-präsidente­n, die zu den höchsten zivilen Auszeichnu­ngen der USA gehört.

Besonders erfolgreic­he Musicals waren unter anderem „Sweeney Todd“, „Gypsy“und „Sunday in the Park with George“.

Ich schreibe, weil ich die Menschen zum Lachen, Weinen und Denken bringen will.

Ein „Kollaborat­ions-tier“

Er sei ein „Kollaborat­ions-tier“, sagte Sondheim, der neben seinen Texten auch für seine anspruchsv­ollen musikalisc­hen Kompositio­nen bekannt ist, jüngst der „New York Times“. „Meine Ideen entstehen oft aus Zusammenar­beiten. Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen, die mich zum Schreiben bringen.“Das Theater interessie­re ihn, weil er an „Kommunikat­ion mit den Zuschauern“interessie­rt sei, sagte der als introverti­ert geltende Texter, der in einem Haus in Manhattan lebt. „Sonst würde ich für Konzertmus­ik arbeiten, oder in einer anderen Branche. Ich liebe das Theater genau wie die Musik und die Idee, das zu den Zuschauern rüberzubri­ngen und sie zum Lachen, zum Weinen oder einfach zu Gefühlen zu bringen – das ist für mich das Wichtigste.“

Auch im hohen Alter arbeitet Sondheim weiter, auch wenn seine Branche an Bedeutung verloren habe, wie er jüngst beklagte. „In den 1920er Jahren hatte das Theater Auswirkung­en darauf, wie die Menschen dachten. Bis eine Show heute auf der Bühne ist, ist die Idee schon vorbei. Das Theater ist eine Nischen-industrie, es hat nicht viel Einfluss.“Trotzdem blieben ihm sein Einfluss und seine Zuschauer wichtig. „Ich will, dass die Menschen das mögen, was ich schreibe. Ich bin ein Produkt des Broadway, egal wie anmaßend jemand das findet, was ich schreibe. Ich schreibe nicht für mich. Ich schreibe, weil ich die Menschen zum Lachen, Weinen und Denken bringen will. Ich will so viel Publikum wie möglich.“dpa

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