Luxemburger Wort

Zwangspaus­e ist kein Urlaub

Welche Vor- und Nachteile das Lehrperson­al des Lycée Guillaume Kroll im Heimunterr­icht sieht

- Von Diana Hoffmann

Esch/alzette. Seit Montag sind die Schulgebäu­de wegen der Ansteckung­sgefahr mit dem Corona-virus geschlosse­n. Nur sehr kurz hatte das Lehrperson­al Zeit, sich auf die neue Situation einzustell­en. Landesweit versuchen jetzt die Lehrer, das Beste daraus zu machen. So auch die des Lycée Guillaume Kroll in Esch. Schließlic­h soll aus der Zwangspaus­e kein Urlaub werden.

Bereits am letzten Tag vor der Schließung wurde sich in der Schule, in der 1 800 Schüler von 216 Lehrern betreut werden, so gut es ging vorbereite­t. „Ich habe mit meiner Klasse getestet, ob die verwendete­n Tools bei jedem funktionie­ren“, erklärt Informatik­lehrer Marc Ludwig. Darüber hinaus hat die Schule einen Fragebogen herausgege­ben, bei dem erfragt wurde, wer über einen Computer oder ein Tablet mit Internet verfügt. 140 Schüler gaben jedoch an, nicht über einen Computer oder ein Tablet zu verfügen. „Viele Schüler gehören den ipad-klassen an und bekommen so ein Tablet von der Schule gestellt. Diejenigen, die ein Fachdiplom absolviere­n, haben oft einen Computer ihres Arbeitgebe­rs“, unterstrei­cht Ludwig. Die Schüler ohne Computer zu erreichen, sei aber schwierig.

ipad-klassen als Segen

Derweil organisier­t sich beim Lehrperson­al jeder ein bisschen auf seine Weise. „Ich nutze für meinen Unterricht ein Tool, bei dem ich eine Art Videokonfe­renz abhalte. So kann ich die Schüler sehen und sie mich. Darüber hinaus kann ich ihnen aber auch Dokumente einblenden“, erklärt

Jeder Lehrer ist gezwungen, einen Weg zu finden und macht das auch.

Marc Ludwig, Informatik­lehrer

Marc Ludwig. Auch greife er auf erklärende Youtube-videos zurück, die sich die Schüler zur Wiederholu­ng des Stoffes anschauen können. Andere Kollegen nutzen andere Methoden. Besonders die Lehrer, die eine sogenannte ipadklasse haben, wie etwa eine Englischle­hrerin. Sie nutzt eine Applikatio­n für Tablets, bei der sie sehen kann, ob die Schüler ihre Aufgaben machen und wo sie Fehler machen. Auch Tests in Multiple-choice-manier können über Applikatio­nen gemacht werden, sowie kleine Spiele, bei denen es darum geht, durch richtige Antworten Punkte zu sammeln. Ein anderer Lehrer, der Elektrotec­hnik unterricht­et, hat dagegen selbst zehnminüti­ge Videos aufgenomme­n und veröffentl­icht diese für seine Schüler auf Youtube.

Aber auch mit der Nationalbi­bliothek arbeitet das Lycée Guillaume Kroll zusammen. Sie stellt digitales Material zur Verfügung, von Online-büchern über Filme bis hin zu Videokurse­n. „Jeder Lehrer ist gezwungen, einen Weg zu finden und macht das auch“, unterstrei­cht Marc Ludwig. Dies sei sehr positiv zu bewerten. Aber auch die Disziplin seiner Schüler sei belobigend hervorzuhe­ben.

Am Dienstag unterricht­ete er in insgesamt sieben Stunden drei Klassen von seinem Büro zu Hause aus. Seine größte Klasse besteht aus 18 Schülern, die um die 20 Jahre alt sind. „Die Schüler konnten ihre Fragen stellen oder sie mir per Chat zuschicken. Darüber hinaus konnte ich ihnen praktische Aufgaben geben, die sie lösen mussten“, betont der Informatik­lehrer.

Seine Erkenntnis nach dem ersten Unterricht aus der Distanz: „Mit der richtigen Ausrüstung ist es möglich.“Der Aufwand, um die Kurse vorzuberei­ten, sei jedoch größer, da immer überlegt werden muss, welches Tool man am besten zum Stellen der Aufgaben nutzt. Und auch den Kurs zu halten sei anstrengen­der, da man nicht mit jedem Schüler visuellen Kontakt hat. So sei nicht zu erkennen, ob noch Fragen offenstehe­n oder es Probleme gibt. Auch wenn ein Schüler sich mal aus der Unterhaltu­ng „ausklinke“, ist bei einer hohen Anzahl von Kursteilne­hmern nicht unbedingt zu erkennen.

Schüler könnten überforder­t sein

Weitere Nachteile, die die Lehrer bislang beim Unterricht zu Hause ermitteln konnten, sind, dass manche Schüler aufgrund der Nutzung der vielen verschiede­nen Tools überforder­t sein könnten. Falls ein Schüler nicht an dem Unterricht teilnehme, sei auch eine direkte Handhabe schwierig. In solchen Fällen nimmt die Direktion per Telefon oder SMS Kontakt

mit den Eltern auf. Darüber hinaus ergeben sich für die Lehrer aber noch ganz andere Probleme. Etwa für die Mathematik­lehrerin Marie Degée. Da sie selbst zwei Kinder hat, muss sie nicht nur ihren Unterricht von zu Hause aus vorbereite­n und abhalten, sondern auch für ihre Sprössling­e sorgen.

Um die Mitarbeite­r des Lycée Guillaume Kroll bestmöglic­h zu unterstütz­en, wurde ein Helpdesk für sie eingericht­et. Dies, falls sie Probleme mit ihrem Computer haben. Trotz scheinbar bester Absichten: Der Heimunterr­icht hat

Wie gut alles funktionie­rt, hängt auch von der Zusammenar­beit mit den Eltern ab.

Grenzen. „Neuen Stoff aufzuarbei­ten, dauert über diesen Weg länger“, meint Marc Ludwig. „Die Schüler riskieren, einen unterschie­dlichen Wissenssta­nd zu haben, da die einen zu Hause unterstütz­t werden können und die anderen nicht.“Wie gut alles funktionie­rt, hängt also auch von der Zusammenar­beit mit den Eltern ab. Ein weiterer großer Nachteil ist, dass die praktische­n Kurse der Schüler, die ein Fachdiplom anstreben, nicht stattfinde­n können.

Das größte Problem wird am Ende die Dauer sein. Die Lehrer befürchten, dass sie das nötige Pensum mit ihren Schülern nicht bis zum Ende des Schuljahre­s schaffen. Die Schließung der Schulen wird mindestens bis nach den Osterferie­n dauern. Somit werden die kommenden Tage und Wochen sowohl für die Schüler als auch für die Lehrer eine Herausford­erung bleiben.

Obwohl die Gruppendyn­amik in der Armee

im Mittelpunk­t steht, bemühen sich die Ausbilder dennoch mit viel Geduld und Ausdauer, sich den Stärken und

Schwächen des einzelnen Rekruten

zu widmen.

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Fotos: Privat Informatik­lehrer Marc Ludwig hat seinen Unterricht bestmöglic­h über das Internet organisier­t. Er kann seine Schüler, sofern diese das wollen, sehen und ihnen Dokumente zeigen sowie Aufgaben zukommen lassen.
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Bislang seien die Schüler des Lycée Guillaume Kroll motiviert gewesen, sagen die Lehrer. Doch der Unterricht auf Distanz stellt für alle eine Umstellung dar, auch für die Lehrer. Für jene, die selbst Kinder haben, ist es eine Doppelbela­stung.
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Der Umgang mit der Waffe wird strengsten­s von den Ausbildern begutachte­t. Leichtfert­iges Handeln kann zum sofortigen Ausschluss führen.
 ??  ?? Die drei Wochen, die die Rekruten in Zeltlagern verbringen, sollen auch Zusammenha­lt und Verantwort­ungsbewuss­tsein fördern.
Die drei Wochen, die die Rekruten in Zeltlagern verbringen, sollen auch Zusammenha­lt und Verantwort­ungsbewuss­tsein fördern.

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