16 Wochen Drill
Instruction de base: Wie die Luxemburger Armee binnen kurzer Zeit aus Zivilisten wehrfähige Soldaten macht
Diekirch. Mit ihrem Sturmgewehr im Anschlag pirschen sich die beiden jungen Männer in Tarnkleidung über den verschlammten Feldweg am Botterweck an das dicht bewachsene Waldstück heran. In Position 1 Uhr zu 9 Uhr, so wie ihr Ausbilder, der ihnen nur wenige Schritte hinterher folgt, es ihnen eingetrichtert hat. Dann hebt der Ausbilder die Hand und aus dem Gestrüpp vor ihnen wird ein Schuss abgefeuert. Platzpatronen – natürlich. Die beiden Rekruten ducken sich, erwidern das Feuer und suchen Deckung. Zu zögerlich, zu unkoordiniert, zu langsam, findet der Ausbilder. „Dee soll sech an d'box man, well dee mengt, e géing vun enger ganzer Arméi ugefall, net vun esou zwee klenge Männercher wéi iech“, bemängelt er dann auch wenige Minuten später beim Debriefing. Dann: „Allez weider, déi nächst zwee.“
Feindkontakt als Übung
Der Feindkontakt ist eine von vielen Übungen, welche die rund 40 Rekruten der 36. Partie in der Woche absolviert haben. Und für sie gilt es sich ranhalten, denn in wenigen Tagen werden sie darauf bewertet, wie gut sie das in Theorie und Praxis Erlernte auch verinnerlicht haben: Vom Erstellen einer Skizze, der Observierung, bis zum Wachdienst, vom Sich-an-den Feind-heranpirschen, dem Überwinden von Kreuzungen und Hindernissen bis hin zum Feindbeschuss. All das müssen sie am Ende der Woche beherrschen und dazu die militärischen Grundregeln, die ihnen ständig wiederholt werden. Denn, es ist ein entscheidender Teil ihrer viermonatigen Grundausbildung, bevor sie im April vereidigt werden sollten und damit offiziell Angehörige der Luxemburger Streitkräfte werden. Aber das war vor dem Coronavirus (siehe Kasten unten).
Dabei stellt die Woche im Zeltlager – nicht in den Tiefen des Öslings, sondern direkt hinter dem Sicherheitszaun der Herrenbergkaserne – sie auch vor grundlegendere Herausforderungen: Die Wenigsten haben bei den Pfadfindern gelernt, unter freiem Himmel zu überleben – Anfang März, zwischen Regenschauern und Schlamm und das bei Temperaturen, die sich nachts dem Gefrierpunkt nähern und tagsüber nicht weit darüber liegen.
Mali im Visier
Spätestens in der Woche, die sie mit ihren Ausbildern im Biwak verbringen, dürfte dann auch jedem der angehenden Soldaten klar werden, dass auch in Friedenszeiten Missionen in Konfliktgebieten anstehen und, dass dort die Kenntnisse, die ihnen im beschaulichen Luxemburg vermittelt wurden, überlebenswichtig werden können – auch im Hinblick auf die Friedensstabilisierungsmission in Mali, an der die Luxemburger Armee sich ab diesem Jahr stärker beteiligt als bisher.
Am 6. Januar ist die 36. Partie zur Grundausbildung angetreten, und wer von den ursprünglich 63 Volontären noch übrig ist, der hat bereits so einige etwas bodenständige Herausforderungen hinter sich gebracht: ein streng reglementierter Alltag, auch das Leben getrennt von der Familie und in der Gruppe sowie hohe sportliche Anforderungen, die vielen zuvor fremd waren. Nun sollte eigentlich bald der krönende Abschluss bevorstehen. Doch das Corona-virus führt nun zu einer ungeplanten Verlängerung.