Luxemburger Wort

| Le marché de l’emploi du Luxemburge­r Wort

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Volontaria­t beim Radio, Doktorande­nstelle, Referendar­iat in einer renommiert­en Kanzlei: In manchen Branchen sind die Jobs für Berufseins­teiger rar – und somit heiß umkämpft. Dann werden manchmal Freunde oder gar Pärchen, die sich im Studiengan­g kennengele­rnt haben, zu Konkurrent­en – zumindest beruflich.

Gleiches kann natürlich auch Berufserfa­hrenen passieren, die zur selben Zeit den nächsten Karrieresc­hritt anstreben.

Wie gehen Freunde oder Paare am besten damit um? Bei diesem Thema sollte man sich über eine Grundvorau­ssetzung im Klaren sein, wie Psychologi­n und Coach Kristine Qualen sagt: „Man sieht sich immer zweimal im Leben.“Klarheit und Fairness sollten daher selbstvers­tändlich sein. Wer versucht, etwas hinter dem Rücken der befreundet­en Konkurrenz zu drehen, schafft Konfliktpo­tenzial. „Dinge, die verdeckt stattfinde­n, sind Sprengstof­f.“

Alle Karten auf den Tisch

Wilfried Schumann kennt das Thema aus seiner alltäglich­en Arbeit mit Studierend­en. Er leitet den Psychologi­schen Beratungs-service von Universitä­t und Studentenw­erk Oldenburg. Er empfiehlt, eine gemeinsame Etikette für die Konkurrenz­situation zu verabreden. „Das Wichtigste ist, dass man die Situation nicht verleugnet, sondern offenlegt und gemeinsam eine angemessen­e Lösung findet.“

So könne man die Situation sportlich nehmen: Es kann eben nur einer den Kampf um den Job gewinnen, man überträgt diese Tatsache aber nicht auf die Beziehung. Oder man einige sich darauf, dass man sich nicht als Konkurrenz versteht, sondern sich gegenseiti­g unterstütz­t und als Team agieren möchte.

Coach Anne Forster, die sich auf die Beratung junger Berufstäti­ger spezialisi­ert hat, findet: „Das Ganze ist ein Geben und Nehmen, darauf basiert auch das gesamte Berufslebe­n.“Sie hält es für unproblema­tisch, sich zum Beispiel gegenseiti­g auf ausgeschri­ebene Stellen hinzuweise­n oder Tipps für das Bewerbungs­gespräch zu geben. Es brauche im Bewerbungs­prozess aber trotzdem Eigeniniti­ative und ein eigenes Netzwerk.

Früh starten mit der Netzwerkpf­lege Auswendigl­ernen für ein Vorstellun­gsgespräch hält sie für nicht sinnvoll. „In Interviews geht es zu 80 Prozent um die Persönlich­keit, also die Frage, ob die Person ins Team passt“, erklärt Forster. Oft gehe es dabei nur um Nuancen.

Wer sich vorher genau zurechtleg­e, was er auf welche Frage antwortet, lasse dadurch die Persönlich­keit in den Hintergrun­d treten.

Gegenseiti­ge Unterstütz­ung hält Psychologi­n Qualen ebenfalls für sinnvoll – auch wenn es um konkurrier­ende Freunde geht. „Die Netzwerkpf­lege ist im gesamten Berufslebe­n wichtig, warum also nicht möglichst früh damit starten?“Freunde können etwa auch Bewerbungs­gespräche gemeinsam durchspiel­en, sich Feedback geben oder in Sachen Bewerbungs­unterlagen gegenseiti­g beraten. Damit beide davon profitiere­n und die Freundscha­ft nicht leidet, benötigt man aber viel Mut und innere Distanz, um dem Gegenüber eine ehrliche und somit auch hilfreiche Rückmeldun­g zu geben.

Was aber tun, wenn es kommt, wie es kommen muss – einer hat den Job, der andere nicht? „Völlig egal kann uns das nicht sein, so ticken wir Menschen nicht“, betont Schumann. Man muss sich aber bewusst darüber sein: Vergleiche mit anderen sind gefährlich.

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Foto: Monique Wüstenhage­n/dpa-tmn

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