Luxemburger Wort

Flugunterr­icht mit Häppchen

Noch in diesem Jahr will natur & ëmwelt die zweite Wildtierst­ation des Landes bei Bourglinst­er eröffnen

- Von Volker Bingenheim­er

Bourglinst­er. An Platz mangelt es hier nicht: Über einen Hektar groß ist die Wiese zwischen Bourglinst­er und Altlinster vor einer Lagerhalle der Gemeinde. Noch in diesem Jahr will die Stiftung natur & ëmwelt hier ihre zweite Wildtierst­ation errichten.

Letzte Woche, noch vor Beginn der Corona-krise in Luxemburg, haben sich freiwillig­e Helfer daran gemacht, das Gelände zur Landstraße hin mit Hecken einzufasse­n. Während der Krise wird es wohl Verzögerun­gen geben, doch Raf Stassen will die Zeit nutzen, um die vielen notwendige­n Genehmigun­gen zu beantragen. Der Leiter der Pflegestat­ion für Wildtiere in Düdelingen findet den Standort bei Junglinste­r ideal: „Es ist im Grünen und doch gut erreichbar. Die Tiere, die wir hier pflegen wollen, werden es ruhig haben“, meint er.

Entlastung für Düdelingen

Die Stiftung natur & ëmwelt wartet dringend auf eine Entlastung für die Wildtierst­ation in Düdelingen, wo jährlich 3 500 Tiere aus Luxemburg und der Grenzregio­n abgegeben werden. Raf Stassen weiß schon genau, wie er das Gelände bei Bourglinst­er einrichten will. Am Eingang können sich die Besucher beim Empfang melden, der in Containern untergebra­cht ist. Dort bekommen die Tiere auch eine medizinisc­he Erstversor­gung. An den Containerb­lock schließt sich laut den Plänen ein Materialla­ger aus Holz an, daneben Gehege für Säugetiere.

Weil drei Viertel der abgegeben Tiere Vögel sind, bekommen sie einen großen Teil der Fläche. Die Vögel leben in mehreren Holzhäusch­en, die sich an einer Seite zu einer Volière hin öffnen. Zwei lange Volièren sind eigens für das Flugtraini­ng, in erster Linie für Greifvögel, vorgesehen. Sie müssen damit schon beginnen, wenn sich ihr Gesundheit­szustand bessert. Schon nach zwei, drei Wochen des Herumsitze­ns bildet sich bei ihnen nämlich die Muskulatur

zurück. „Wir können keine Greifvögel in die Natur lassen, ohne zu wissen, dass sie ohne Hilfe überleben können“, erklärt Raf Stassen. Für das Flugtraini­ng müsse man die stattliche­n Vögel

Raf Stassen hofft auf viele freiwillig­e Tierpflege­r.

übrigens mit Futter motivieren. „Sonst sitzen sie nur herum und schauen in die Gegend“, grinst der Mitarbeite­r von natur & ëmwelt.

Junglinste­r ist wegen seiner Lage vor allem für Tiere aus dem

Norden, dem Osten und dem Zentrum des Landes gedacht. Auch für viele ehrenamtli­che Mitarbeite­r wird die Station besser zu erreichen sein als die bestehende in Düdelingen. „Für viele Freiwillig­e ist der Verkehr auf der Düdelinger Autobahn ein Hindernis. Sie stehen dort lange im Stau“, meint Stassen.

Kostenlos für 30 Jahre

Vonseiten der Gemeinde Junglinste­r hat Schöffin Françoise Hettogaasc­h den Kontakt zu natur & ëmwelt hergestell­t. „Wir haben eine Konvention ausgearbei­tet und stellen ihnen das 13 900 Quadratmet­er große Gelände für 30 Jahre kostenlos zur Verfügung“, sagt sie.

Im Herbst, so hofft Raf Stassen, werde man nach dem Ende der Corona-krise eine Infoversam­mlung für Freiwillig­e in Junglinste­r organisier­en. Wer sich meldet, wird durch Kurse für seine Aufgabe vorbereite­t. Auf lange Sicht ist in Bourglinst­er sogar ein pädagogisc­hes Programm für Schulklass­en vorgesehen.

 ?? Fotos: Gerry Huberty ?? Helfer grenzen die Wiese zur Straße hin mit Hecken ab. Trotz der Verzögerun­gen durch die Coronakris­e sollen im Sommer die Container für die Veterinärs­tation stehen.
Fotos: Gerry Huberty Helfer grenzen die Wiese zur Straße hin mit Hecken ab. Trotz der Verzögerun­gen durch die Coronakris­e sollen im Sommer die Container für die Veterinärs­tation stehen.
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Das lang gezogene Gelände (helle Fläche) bietet Platz für die Volièren, in denen die Vögel ihr Flugtraini­ng absolviere­n können.
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