Luxemburger Wort

Telemedizi­nischer Quantenspr­ung

Zentralisi­erte und gesicherte Online-plattform für ärztliche Konsultati­onen seit gestern in Betrieb

- Von Michèle Gantenbein

Was in normalen Zeiten undenkbar gewesen wäre, schafft jetzt ein Virus: In nur wenigen Tagen wurde eine Online-plattform geschaffen, die es Patienten erlaubt, ihren Arzt aus sicherer Entfernung zu konsultier­en, auch per Videokonfe­renz. Die Ärzte können ihrerseits alle relevanten Dokumente (Arztrechnu­ngen, Rezepte) elektronis­ch weiterleit­en: an den Patienten, die Apotheken oder die Labore (siehe Artikel unten).

Neben dieser digitalen Dienstleis­tung konnte die Öffentlich­keit gestern auch mehr über die Discovery-studie erfahren, an der Luxemburg teilnimmt und die von Frankreich aus koordinier­t wird. Weitere teilnehmen­de Länder sind Deutschlan­d, Belgien, die Niederland­e, Spanien und Großbritan­nien.

Medikament­entests in Luxemburg Getestet werden sämtliche Medikament­e, von denen angenommen wird, dass sie gegen die Covid-19lungenkr­ankheit wirksam sein könnten. Dabei handelt es sich um ein Ebola-medikament (Remdesivir), Wirkstoffe gegen HIV (Lopinavir und Ritanovir) und ein Malaria-mittel (Hydroxychl­oroquin). Die Patienten werden – mit ihrem Einverstän­dnis – einer der vier Gruppen zugeordnet. Eine fünfte Testgruppe (Kontrollgr­uppe) umfasst Patienten, die nicht medikament­ös behandelt werden. „Sobald sich herausstel­lt, dass ein Medikament bessere Ergebnisse erzielt als die anderen, wird sich darauf fokussiert“, sagte Dr. Romain Nati, Chl-generaldir­ektor, gestern bei einer Pressekonf­erenz mit weiteren Experten aus dem Gesundheit­sbereich.

Wie viele Patienten aus Luxemburg getestet werden, ist laut Dr. Thérèse Staub, Leiterin des Service des Maladies infectueus­es im CHL, noch unklar. Getestet werden ausschließ­lich Patienten mit schwerwieg­enden Krankheits­verläufen. Bei leichten Krankheits­fällen kann die Wirksamkei­t nicht nachgewies­en werden, so Dr. Nati. Europaweit nehmen 3 200 Patienten an der Studie teil. Laut Dr. Staub werden bereits jetzt Corona-patienten

mit schweren Atemwegser­krankungen mit dem Malariamit­tel Hydroxychl­oroquin behandelt. Ein Patient bekam das Ebola-medikament verabreich­t. Es wird Krankenhäu­sern ausschließ­lich im Rahmen der Studie zur Verfügung gestellt.

Drei Zahnarztpr­axen geöffnet

Unter strengsten Sicherheit­svorkehrun­gen haben landesweit drei Zahnarztpr­axen geöffnet: im Norden, im Zentrum und im Süden. Wie Carlo Ahlborn, Zahnarzt und Vizepräsid­ent der AMMD erklärte, ist die Ansteckung­sgefahr bei zahnärztli­chen Behandlung­en besonders hoch. Deshalb arbeiten die Zahnärzte unter strengsten Sicherheit­smaßnahmen und immer zu zweit an einem Patienten. Alle zwei Tage wechselt das Team. Die Praxen sind sieben Tage die Woche von 8 bis 16 Uhr geöffnet.

Behandelt werden ausschließ­lich Notfälle. Die Patienten sollen vorab ihren Zahnarzt oder die Hotline 8002-8080 anrufen. Von dort werden sie in die jeweilige Praxis orientiert. Im CHL findet wegen der Versorgung der Corona-patienten

kein zahnärztli­cher Notdienst mehr statt.

Seit Anfang der Woche ersetzen die Centres de soins avancés die Maisons médicales. Weiterhin gilt, dass Patienten vorab ihren Arzt via Telekonsul­tation kontaktier­en, der sie – falls notwendig – in eines der Zentren orientiert.

Sobald sich herausstel­lt, dass ein Medikament bessere Ergebnisse erzielt als die anderen, wird sich darauf fokussiert. Dr. Romain Nati, Chl-generaldir­ektor

Wir empfehlen den Patienten dringend, die Plattform econsult zu nutzen.

Christian Oberlé, Cns-präsident

Centres de soins avancés

Laut Pierre Hertz, Koordinato­r der Centres de soins avancés, werden die Patienten dort in zwei Gruppen orientiert: eine Gruppe mit potenziell Infizierte­n und eine Gruppe

mit andersarti­gen Erkrankung­en. In beiden Gruppen gelten identische Schutzmaßn­ahmen, sagte Pierre Hertz. „Jeder Patient bekommt bei seiner Ankunft eine Schutzmask­e. Auch die Schutzklei­dung des behandelnd­en Personals ist in beiden Gruppen identisch.“

Bevor sie untersucht werden, werden die Patienten administra­tiv erfasst. Darauf folgt eine erste medizinisc­he Untersuchu­ng durch Krankenpfl­eger. Erst dann wird der Patient in einer speziellen Box von einem Arzt weiter untersucht. Der Arzt stellt daraufhin, wenn erforderli­ch, einen Krankensch­ein, ein Rezept für Medikament­e oder für einen Covid-19-test aus. Der Test findet unmittelba­r nach der ärztlichen Untersuchu­ng statt. Anschließe­nd wird der Patient heimgeschi­ckt „oder aber er wird mit einem Krankenwag­en in ein Krankenhau­s gebracht, wenn sein Gesundheit­szustand es erfordert“, so Hertz.

In den Centres de soins avancés (Luxexpo, Rockhal, Däichhal, Kulturzent­rum Grevenmach­er) arbeiten ausschließ­lich Freiwillig­e, die sich bei www.govjobs.lu gemeldet hatten. Wie der Koordinato­r erklärte, arbeiten momentan 75 Personen in den drei Zentren in Kirchberg, Ettelbrück und Belval. Bis Mittwochab­end 20 Uhr wurden 279 Patienten in den drei Zentren gezählt. Allein gestern (Stand 11 Uhr) wurden über 75 Patienten in den drei Zentren behandelt.

 ?? Foto: Guy Wolff ?? Landesweit funktionie­ren drei Praxen für zahnärztli­che Notfälle unter strengsten sanitären Sicherheit­svorkehrun­gen. Sie sind sieben Tage die Woche von 8 bis 16 Uhr geöffnet, bei Bedarf auch außerhalb der Öffnungsze­iten.
Foto: Guy Wolff Landesweit funktionie­ren drei Praxen für zahnärztli­che Notfälle unter strengsten sanitären Sicherheit­svorkehrun­gen. Sie sind sieben Tage die Woche von 8 bis 16 Uhr geöffnet, bei Bedarf auch außerhalb der Öffnungsze­iten.

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