Telemedizinischer Quantensprung
Zentralisierte und gesicherte Online-plattform für ärztliche Konsultationen seit gestern in Betrieb
Was in normalen Zeiten undenkbar gewesen wäre, schafft jetzt ein Virus: In nur wenigen Tagen wurde eine Online-plattform geschaffen, die es Patienten erlaubt, ihren Arzt aus sicherer Entfernung zu konsultieren, auch per Videokonferenz. Die Ärzte können ihrerseits alle relevanten Dokumente (Arztrechnungen, Rezepte) elektronisch weiterleiten: an den Patienten, die Apotheken oder die Labore (siehe Artikel unten).
Neben dieser digitalen Dienstleistung konnte die Öffentlichkeit gestern auch mehr über die Discovery-studie erfahren, an der Luxemburg teilnimmt und die von Frankreich aus koordiniert wird. Weitere teilnehmende Länder sind Deutschland, Belgien, die Niederlande, Spanien und Großbritannien.
Medikamententests in Luxemburg Getestet werden sämtliche Medikamente, von denen angenommen wird, dass sie gegen die Covid-19lungenkrankheit wirksam sein könnten. Dabei handelt es sich um ein Ebola-medikament (Remdesivir), Wirkstoffe gegen HIV (Lopinavir und Ritanovir) und ein Malaria-mittel (Hydroxychloroquin). Die Patienten werden – mit ihrem Einverständnis – einer der vier Gruppen zugeordnet. Eine fünfte Testgruppe (Kontrollgruppe) umfasst Patienten, die nicht medikamentös behandelt werden. „Sobald sich herausstellt, dass ein Medikament bessere Ergebnisse erzielt als die anderen, wird sich darauf fokussiert“, sagte Dr. Romain Nati, Chl-generaldirektor, gestern bei einer Pressekonferenz mit weiteren Experten aus dem Gesundheitsbereich.
Wie viele Patienten aus Luxemburg getestet werden, ist laut Dr. Thérèse Staub, Leiterin des Service des Maladies infectueuses im CHL, noch unklar. Getestet werden ausschließlich Patienten mit schwerwiegenden Krankheitsverläufen. Bei leichten Krankheitsfällen kann die Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden, so Dr. Nati. Europaweit nehmen 3 200 Patienten an der Studie teil. Laut Dr. Staub werden bereits jetzt Corona-patienten
mit schweren Atemwegserkrankungen mit dem Malariamittel Hydroxychloroquin behandelt. Ein Patient bekam das Ebola-medikament verabreicht. Es wird Krankenhäusern ausschließlich im Rahmen der Studie zur Verfügung gestellt.
Drei Zahnarztpraxen geöffnet
Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen haben landesweit drei Zahnarztpraxen geöffnet: im Norden, im Zentrum und im Süden. Wie Carlo Ahlborn, Zahnarzt und Vizepräsident der AMMD erklärte, ist die Ansteckungsgefahr bei zahnärztlichen Behandlungen besonders hoch. Deshalb arbeiten die Zahnärzte unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen und immer zu zweit an einem Patienten. Alle zwei Tage wechselt das Team. Die Praxen sind sieben Tage die Woche von 8 bis 16 Uhr geöffnet.
Behandelt werden ausschließlich Notfälle. Die Patienten sollen vorab ihren Zahnarzt oder die Hotline 8002-8080 anrufen. Von dort werden sie in die jeweilige Praxis orientiert. Im CHL findet wegen der Versorgung der Corona-patienten
kein zahnärztlicher Notdienst mehr statt.
Seit Anfang der Woche ersetzen die Centres de soins avancés die Maisons médicales. Weiterhin gilt, dass Patienten vorab ihren Arzt via Telekonsultation kontaktieren, der sie – falls notwendig – in eines der Zentren orientiert.
Sobald sich herausstellt, dass ein Medikament bessere Ergebnisse erzielt als die anderen, wird sich darauf fokussiert. Dr. Romain Nati, Chl-generaldirektor
Wir empfehlen den Patienten dringend, die Plattform econsult zu nutzen.
Christian Oberlé, Cns-präsident
Centres de soins avancés
Laut Pierre Hertz, Koordinator der Centres de soins avancés, werden die Patienten dort in zwei Gruppen orientiert: eine Gruppe mit potenziell Infizierten und eine Gruppe
mit andersartigen Erkrankungen. In beiden Gruppen gelten identische Schutzmaßnahmen, sagte Pierre Hertz. „Jeder Patient bekommt bei seiner Ankunft eine Schutzmaske. Auch die Schutzkleidung des behandelnden Personals ist in beiden Gruppen identisch.“
Bevor sie untersucht werden, werden die Patienten administrativ erfasst. Darauf folgt eine erste medizinische Untersuchung durch Krankenpfleger. Erst dann wird der Patient in einer speziellen Box von einem Arzt weiter untersucht. Der Arzt stellt daraufhin, wenn erforderlich, einen Krankenschein, ein Rezept für Medikamente oder für einen Covid-19-test aus. Der Test findet unmittelbar nach der ärztlichen Untersuchung statt. Anschließend wird der Patient heimgeschickt „oder aber er wird mit einem Krankenwagen in ein Krankenhaus gebracht, wenn sein Gesundheitszustand es erfordert“, so Hertz.
In den Centres de soins avancés (Luxexpo, Rockhal, Däichhal, Kulturzentrum Grevenmacher) arbeiten ausschließlich Freiwillige, die sich bei www.govjobs.lu gemeldet hatten. Wie der Koordinator erklärte, arbeiten momentan 75 Personen in den drei Zentren in Kirchberg, Ettelbrück und Belval. Bis Mittwochabend 20 Uhr wurden 279 Patienten in den drei Zentren gezählt. Allein gestern (Stand 11 Uhr) wurden über 75 Patienten in den drei Zentren behandelt.