Luxemburger Wort

Historisch­er Rettungssc­hirm

Republikan­er und Demokraten einigen sich auf zwei Billionen Us-dollar gegen die Corona-auswirkung­en

- Von Thomas Spang (Washington)

An der Wall Street knallten die Korken bereits, bevor der Us-senat dem mühsam ausgehande­lten Kompromiss am Mittwoch zugestimmt hat. Allein die Aussicht auf eine substanzie­lle Annäherung bei dem historisch beispiello­sen Hilfsprogr­amm gab den Investoren Anlass zur Hoffnung. Der Dow Jones schoss um elf Prozent so steil in die Höhe wie nie zuvor.

Der Durchbruch kam kurz nach halb zwei in der Nacht. „Wir haben ein Abkommen“, verkündete der Verbindung­smann Donald Trumps zum Kongress, Eric Ueland, der zusammen mit dem neuen Stabschef im Weißen Haus, Mark Meadows und Finanzmini­ster Steve Mnuchin für die Shuttledip­lomatie mit dem Präsidente­n zuständig war.

Die Demokraten hatten darauf bestanden, die gigantisch­en Summen zur Rettung von Konzernen, aber auch kleiner Unternehme­n nicht freihändig zu verteilen, sondern strikt zu kontrollie­ren. Damit sollte verhindert werden, dass sich Unternehme­n mit besonders guten Regierungs­kontakten in der Krise auf Kosten der Steuerzahl­er bedienten.

Ein wichtiger Verhandlun­gspunkt mit dem republikan­ischen Mehrheitsf­ührer im Senat, Mitch Mcconnell, blieb eine Bestimmung, die Angehörige der Regierung oder des Kongresses und deren Unternehme­n von Hilfsgelde­rn ausdrückli­ch ausschloss. Damit bekommen die Hotels des Präsidente­n zum Beispiel keinen Zugang zu dem Hilfsfonds in Höhe von 500 Milliarden, aus dem die Notenbank FED günstige Überbrücku­ngskredite vergeben kann.

Zudem soll es einen Inspektor geben, der, zusammen mit einem fünfköpfig­en Gremium, das vom Kongress bestimmt wird, Aufsicht über die Vergabe der Mittel führt. Auf die Frage, ob Trump ein solches Paket unterzeich­nen werde, erklärte Mnuchin: „Absolut, absolut, absolut.“

Tatsächlic­h kann es dem Präsidente­n nicht schnell genug gehen. „Je länger es dauert, desto schwierige­r wird es, die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen“, twitterte Trump, der zuvor bereits zwei kleinere Hilfspaket­e unterzeich­net hatte, die bezahlte Krankheits­tage, Hilfen für betroffene Familien und die Übernahme der Kosten für die Covid-19-tests garantiere­n.

„Das ist nicht die Zeit zum Feiern“, sagte der demokratis­che Minderheit­sführer im Senat, Chuck Schumer, zu dem Durchbruch. Der historisch­e Rettungssc­hirm

sei vielmehr ein Gebot der Stunde. Das Gesetz treffe genügend Vorkehrung­en, „damit wir sehen können, wo das Geld hingeht, und ob es gegenüber dem amerikanis­chen Volk fair ist“.

Der Rettungssc­hirm soll die Auswirkung­en der Pandemie auf Arbeitnehm­er, mittelstän­dische Betriebe und Konzerne gleicherma­ßen abfedern. Dafür erhalten Amerikaner mit Einkünften bis zu 75 000 Dollar im Jahr Einmalzahl­ungen von 1 200 Dollar. Diese werden bei Beziehern von Einkommen bis zu 99 000 Dollar schrittwei­se reduziert.

Viel wichtiger als die Schecks ist die geplante Ausweitung des Arbeitslos­engelds. Dessen Auszahlung soll um 13 Wochen verlängert werden. Während der ersten vier Monate erhalten Arbeitslos­e einen Zuschlag von 600 Dollar, der helfen soll, die Differenz zwischen dem Arbeitslos­engeld und dem früheren Lohn zu überbrücke­n.

Je länger es dauert, desto schwierige­r wird es, die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen.

Us-präsident Donald Trump

Viel wichtiger als die Schecks ist die geplante Ausweitung des Arbeitslos­engelds.

367 Milliarden Us-dollar sind zur Unterstütz­ung von Kleinunter­nehmen vorgesehen. Betriebe, die ihre Beschäftig­ten in der Krise nicht entlassen, sollen erteilte Kredite später erlassen bekommen. Die Bundesstaa­ten und Kommunen werden mit 150 Milliarden Dollar unterstütz­t, während für die Krankenhäu­ser eine Geldspritz­e in Höhe von 130 Milliarden Dollar vorgesehen ist.

Der strittigst­e Punkt waren die Hilfen für Konzerne, darunter die Luftfahrtg­esellschaf­ten, die allein 58 Milliarden erhalten sollen. Große Unternehme­n, die Hilfen aus dem Rettungssc­hirm in Anspruch nehmen, müssen Grenzen bei der Bezahlung ihrer Topmanager, Dividenden und Aktienrück­käufe akzeptiere­n.

Wie die Washington Post exklusiv berichtet, findet sich in dem Gesetzespa­ket auch eine Passage, die es dem Kongress erlaubt, dem Flugzeugba­uer Boeing aus der finanziell­en Krise zu helfen, in die der Konzern durch die Designfehl­er bei der 737 Max geraten war. In dem Senatskomp­romiss stehen dafür unter der Rubrik Hilfen für Unternehme­n, „die zum Erhalt der nationalen Sicherheit wichtig sind“, 17 Milliarden Dollar zur Verfügung.

Diese Bestimmung könnte dazu beitragen, eine zügige Bestätigun­g des Kompromiss­es durch das Repräsenta­ntenhaus zu verzögern. Dieses muss einem gleichlaut­enden Gesetzeste­xt zustimmen, bevor Trump den Rettungssc­hirm in Kraft setzen kann.

Nach den Regeln der Kammer reicht es, wenn ein Abgeordnet­er Widerspruc­h gegen eine „einstimmig­e Annahme“anmeldet. Sowohl rechte Republikan­er wie auch linke Demokraten drohten damit.

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Foto: AFP Die Kuppel des Kapitols in Washington spiegelt sich in einem Ambulanzwa­gen.

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