Luxemburger Wort

Eine Frage der Disziplin

Trotz strikter Ausgangsre­geln bleiben verschiede­ne Recyclingz­entren geöffnet

- Von Jacques Ganser

Luxemburg. Paul Weimerskir­ch, Präsident des Syndicat intercommu­nal à vocation écologique (Sivec) ist formell: „Bei uns bleibt das Recyclingc­enter in Schiffling­en geschlosse­n.“Weimerskir­ch räumt aber ein, dass nicht alle Bürgermeis­ter seines Syndikates dieser Meinung waren. „Die Befürworte­r für eine Öffnung argumentie­rten, dass die Polizei zunehmend illegal entsorgten Müll in der freien Natur finden würde. Zudem müsste Grünschnit­t entsorgt werden und verhindert werden, dass giftige Materialie­n wie Medikament­e und Batterien oder auch noch Kunststoff­e, die nicht über Valorlux entsorgt werden können, jetzt im Restmüll landen.“

So mancher Bürger hat nämlich die freie Zeit genutzt, um zu Hause ordentlich aufzuräume­n oder im Garten zu arbeiten. Da können dann schon mal einige Mengen an Abfällen zusammenko­mmen. Weimerskir­ch lässt dies aber nicht gelten: „Vielleicht haben einige kleinere Gemeinden da Probleme, aber wir bieten in den großen Südgemeind­en ja bereits ein Abholsyste­m für Restmüll, Glas, Bioabfälle und Papier an. Zudem funktionie­rt das Valorlux-system und es gibt Container für Altkleider. Die anderen Abfälle können sicherlich zwischenze­itlich zu Hause gelagert werden. Das ist auch eine Frage der Eigenveran­twortung.“

Zu großer Zulauf

Laut Weimerskir­ch bestehe bei der Öffnung der Recyclingp­arks die Gefahr großen Zulaufs, weil die Menschen dann ein Argument hätten, rauszufahr­en. „Wenn man bedenkt, dass wir hier an den Wochenende­n bis zu 600 Besucher haben, dann wird es unmöglich, diese Menschen auf der vorgeschri­ebenen Sicherheit­sdistanz zu halten. Wir machen also genau das Gegenteil von dem, was wir eigentlich verlangen: Bleibt zu Hause.“Laut Weimerskir­ch besteht zudem aktuell noch kein so großer Druck, um diese Abfälle loszuwerde­n. Sollte sich dies aber mit der Zeit ändern, könne man immer noch nachbesser­n.

Diskussion im Syvicol

Die Bürgermeis­ter der 102 Gemeinden tauschten sich bereits Anfang der Woche untereinan­der über eine Whatsapp-gruppe aus, um sich gegenseiti­g zu unterstütz­en und zu beraten. „Die Gemeinden teilen untereinan­der Informatio­nen und ,Best Practices‘ aus. Sie schreiben aber auch, was nicht gut läuft“, erklärt Emile Eicher, Vorsitzend­er des Dachverban­des der Gemeinden (Syvicol).

Drängende Fragen der Gemeinden werden über den Syvicol an das Innenminis­terium weitergele­itet. Eine Sorge ist denn auch die Müllentsor­gung auf lange Sicht. Laut Emile Eicher war es ein ausdrückli­cher Wunsch der Gemeinden, die Recyclingp­arks in Betrieb zu halten. „Irgendwo müssen die Gemeinden und die Bürger den Grünschnit­t ja hinbringen können“, sagt Eicher. Viele Gemeinden befürchten, dass die Menschen ihren Sondermüll zu den Haushaltsa­bfällen geben oder in der Natur entsorgen. „Zumindest die großen Recyclingp­arks sollten weiterhin für die Gemeinden zugänglich sein“, so Eicher.

Seit Anfang der Woche haben einige Gemeinden, die ihre Parks infolge der Anweisunge­n der Regierung am 15. März geschlosse­n hatten, diese wieder geöffnet, aber nur für die Bevölkerun­g, nicht für die Betriebe.

So kann zum Beispiel in Käerjeng das Eco-center von dienstags bis samstags besucht werden. Allerdings gelten strikte Auflagen: Bauschutt und Grünschnit­t sind tabu, erlaubt ist nur eine Person pro Wagen und Tag. Auch in Hesperinge­n hat Bürgermeis­ter Marc Lies das Oekozenter unter Auflagen öffnen lassen: „Viele Menschen nutzen die ihnen jetzt zur Verfügung stehende Zeit, um aufzuräume­n. Wir wollen nicht riskieren, dass in den schwarzen Restmüllto­nnen alles Mögliche vermischt wird.“

Zwar verfügt Hesperinge­n über ein selektives Müllsammel­system. „Aber viele Bürger sind es gewohnt, zum Recyclingc­enter zu fahren und besitzen deshalb auch gar keine Papier- oder Glasbehält­er. Wir wollen aber nicht, dass die

Abfälle später in der Natur landen.“Laut Lies seien die Auflagen im Oekozenter so gestaltet, dass es nicht zur Gruppenbil­dung kommt und jeder Bürger einzeln in die Abgabestel­le einfährt. „Wir setzen auf die Disziplin unserer Bürger. Unser Frischmark­t bleibt ja auch geöffnet und das klappt in der Praxis eigentlich sehr gut“, so Lies noch.

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Foto: Chris Karaba Im Recyclingc­enter in Hesperinge­n darf angeliefer­t werden, allerdings gelten strikte Regeln.

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