Eine Frage der Disziplin
Trotz strikter Ausgangsregeln bleiben verschiedene Recyclingzentren geöffnet
Luxemburg. Paul Weimerskirch, Präsident des Syndicat intercommunal à vocation écologique (Sivec) ist formell: „Bei uns bleibt das Recyclingcenter in Schifflingen geschlossen.“Weimerskirch räumt aber ein, dass nicht alle Bürgermeister seines Syndikates dieser Meinung waren. „Die Befürworter für eine Öffnung argumentierten, dass die Polizei zunehmend illegal entsorgten Müll in der freien Natur finden würde. Zudem müsste Grünschnitt entsorgt werden und verhindert werden, dass giftige Materialien wie Medikamente und Batterien oder auch noch Kunststoffe, die nicht über Valorlux entsorgt werden können, jetzt im Restmüll landen.“
So mancher Bürger hat nämlich die freie Zeit genutzt, um zu Hause ordentlich aufzuräumen oder im Garten zu arbeiten. Da können dann schon mal einige Mengen an Abfällen zusammenkommen. Weimerskirch lässt dies aber nicht gelten: „Vielleicht haben einige kleinere Gemeinden da Probleme, aber wir bieten in den großen Südgemeinden ja bereits ein Abholsystem für Restmüll, Glas, Bioabfälle und Papier an. Zudem funktioniert das Valorlux-system und es gibt Container für Altkleider. Die anderen Abfälle können sicherlich zwischenzeitlich zu Hause gelagert werden. Das ist auch eine Frage der Eigenverantwortung.“
Zu großer Zulauf
Laut Weimerskirch bestehe bei der Öffnung der Recyclingparks die Gefahr großen Zulaufs, weil die Menschen dann ein Argument hätten, rauszufahren. „Wenn man bedenkt, dass wir hier an den Wochenenden bis zu 600 Besucher haben, dann wird es unmöglich, diese Menschen auf der vorgeschriebenen Sicherheitsdistanz zu halten. Wir machen also genau das Gegenteil von dem, was wir eigentlich verlangen: Bleibt zu Hause.“Laut Weimerskirch besteht zudem aktuell noch kein so großer Druck, um diese Abfälle loszuwerden. Sollte sich dies aber mit der Zeit ändern, könne man immer noch nachbessern.
Diskussion im Syvicol
Die Bürgermeister der 102 Gemeinden tauschten sich bereits Anfang der Woche untereinander über eine Whatsapp-gruppe aus, um sich gegenseitig zu unterstützen und zu beraten. „Die Gemeinden teilen untereinander Informationen und ,Best Practices‘ aus. Sie schreiben aber auch, was nicht gut läuft“, erklärt Emile Eicher, Vorsitzender des Dachverbandes der Gemeinden (Syvicol).
Drängende Fragen der Gemeinden werden über den Syvicol an das Innenministerium weitergeleitet. Eine Sorge ist denn auch die Müllentsorgung auf lange Sicht. Laut Emile Eicher war es ein ausdrücklicher Wunsch der Gemeinden, die Recyclingparks in Betrieb zu halten. „Irgendwo müssen die Gemeinden und die Bürger den Grünschnitt ja hinbringen können“, sagt Eicher. Viele Gemeinden befürchten, dass die Menschen ihren Sondermüll zu den Haushaltsabfällen geben oder in der Natur entsorgen. „Zumindest die großen Recyclingparks sollten weiterhin für die Gemeinden zugänglich sein“, so Eicher.
Seit Anfang der Woche haben einige Gemeinden, die ihre Parks infolge der Anweisungen der Regierung am 15. März geschlossen hatten, diese wieder geöffnet, aber nur für die Bevölkerung, nicht für die Betriebe.
So kann zum Beispiel in Käerjeng das Eco-center von dienstags bis samstags besucht werden. Allerdings gelten strikte Auflagen: Bauschutt und Grünschnitt sind tabu, erlaubt ist nur eine Person pro Wagen und Tag. Auch in Hesperingen hat Bürgermeister Marc Lies das Oekozenter unter Auflagen öffnen lassen: „Viele Menschen nutzen die ihnen jetzt zur Verfügung stehende Zeit, um aufzuräumen. Wir wollen nicht riskieren, dass in den schwarzen Restmülltonnen alles Mögliche vermischt wird.“
Zwar verfügt Hesperingen über ein selektives Müllsammelsystem. „Aber viele Bürger sind es gewohnt, zum Recyclingcenter zu fahren und besitzen deshalb auch gar keine Papier- oder Glasbehälter. Wir wollen aber nicht, dass die
Abfälle später in der Natur landen.“Laut Lies seien die Auflagen im Oekozenter so gestaltet, dass es nicht zur Gruppenbildung kommt und jeder Bürger einzeln in die Abgabestelle einfährt. „Wir setzen auf die Disziplin unserer Bürger. Unser Frischmarkt bleibt ja auch geöffnet und das klappt in der Praxis eigentlich sehr gut“, so Lies noch.