Warten und hoffen
Fußballprofi Laurent Jans macht sich Gedanken um seine Zukunft
Als sich Laurent Jans und seine Teamkollegen des SC Paderborn am 13. März bereits in Düsseldorf befinden, wo abends das Bundesligaduell mit Fortuna stattfinden soll, herrscht Unruhe. Trainer Steffen Baumgart sowie zwei Spieler könnten mit dem Corona-virus infiziert sein. „Wir haben auf unsere Handys gestarrt, schließlich wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand, ob das Spiel abgesagt werden würde“, erinnert sich Jans.
Coach Baumgart wird zwar negativ getestet, die Deutsche Fußball Liga beschließt dennoch die Verlegung des 26. Spieltags. Noch am selben Abend wird bekannt, dass Luca Kilian der erste Bundesliga-spieler ist, bei dem das Corona-virus nachgewiesen wird.
Jans und Co. müssen sich direkt am Folgetag ebenfalls Tests unterziehen sowie vorerst zu Hause bleiben. Obwohl diese allesamt negativ ausfallen, hat sich an der Situation bis dato nichts geändert. Der Nationalmannschaftskapitän geht kaum vor die Tür. „Nur um zu laufen, denn zu Hause auf dem Spinning-bike zu sitzen, reicht auf Dauer nicht.“
Lesen, putzen und Poker
Paderborns Athletiktrainer Felix Sunkel stellte Trainingspläne auf: „Ich arbeite viel im Ausdauerbereich, um fit zu bleiben. Der Verein hat alle Spieler mit Spinningbikes, Matten und Hanteln ausgestattet. Einige, die alleine leben, wurden während der Quarantäne mit Lebensmitteln beliefert“, erzählt Jans. Neben dem Training bleibt dem 27-Jährigen reichlich Freizeit: „Wenn man den ganzen Tag zu Hause ist, lernt man erst, sich zu beschäftigen.“Jans liest viel. „Auris“, ein Thriller von Vincent Kliesch hat es ihm angetan. In den ersten Tagen schaut er sich zudem fast alle Pressekonferenzen zur Corona-pandemie an. Zudem vertreibt sich Jans die Zeit mit der Serie „Blacklist“. „Ich habe außerdem die Wohnung geputzt und mit Freunden Onlinepoker gespielt.“
Willkommene Ablenkungen in einer Zeit, in der Jans nicht weiß, wann er wieder Fußball spielen kann. Das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) hat empfohlen, den Spielbetrieb in der Bundesliga bis zum 30. April auszusetzen. „Ich bin kein Experte und weiß daher nicht, wann wir wieder spielen können. Ich hoffe natürlich, dass es so schnell wie möglich ist, weil die Vereine sonst enorme finanzielle Probleme bekommen.“
Bei vielen Clubs haben die Spieler entschieden, auf Teile ihres
Gehalts zu verzichten. „Wenn wir einen Teil dazu beitragen können, dass der Verein diese schwierige Zeit übersteht, ist es unsere Pflicht, darüber zu diskutieren.“
Den Rechtsverteidiger beschäftigt derzeit eine weitere Frage: Wird der vom FC Metz ausgeliehene Profi über die Saison hinaus im Paderborn-trikot auflaufen? Der Bundesligist könnte Jans fest verpflichten. „Wenn ich darüber nachdenke, dass die Saison vorzeitig beendet werden könnte, muss ich mich natürlich auch damit beschäftigen. Es wäre aber jetzt sicherlich nicht der richtige Zeitpunkt, um dieses Thema anzusprechen.“
Auch deshalb hofft Jans, dass sich die Situation schnell wieder beruhigt. Gespräche zwischen den Vereinsverantwortlichen mit Politikern und Gesundheitsämtern stehen an. „Einerseits müssen wir uns bewusst sein, welche Signale wir aussenden, wenn wir plötzlich trainieren sollten. Andererseits: Wir wollen und müssen unserem Job nachgehen. Unser Job ist Fußball, und andere gehen auch zur Arbeit“, sagte Trainer Baumgart in einem Interview im „Kicker“.
Bis zum ersten Mannschaftstraining müssen Jans und seine Teamkollegen selbständig arbeiten. „Der Verein vertraut uns und wir sind professionell genug, um das auferlegte Programm durchzuziehen. Es würde nichts bringen, sich jetzt mit anderen Spielern zu treffen, um nebeneinander Rad zu fahren. Dann ist es besser, wir bleiben zu Hause“, so Jans.
Wenn man den ganzen Tag zu Hause ist, lernt man erst, sich zu beschäftigen. Laurent Jans