Luxemburger Wort

Mit dem Pinsel gegen die Langeweile

Nichts geht mehr in den Baumärkten: Bâtiself, Hornbach und Co. setzen auf Onlinebest­ellungen für Privatkund­en

- Von Mara Bilo

Den Garten auf Frühling trimmen, vielleicht eine neue Lampe, oder Politur für die Möbel – wer derzeit viel Zeit zu Hause verbringt, wird sich plötzlich bewusst, wie viel eigentlich in den eigenen vier Wänden gemacht werden könnte. Dann ist die erste Anlaufstel­le der Baumarkt. Doch wie fast alle Geschäfte haben auch diese zu; lediglich für Gewerbekun­den und für den Notbedarf stehen manche der Märkte noch zur Verfügung. Geht es aber um Privatkund­en, setzen Bâtiself, Hornbach und Co. derweil auf Onlinebest­ellungen.

„Unsere Bestellung­en im Internet sind explodiert“, erklärt Malou Schmitt, Geschäftsf­ührerin der drei Bâtiself-märkte in Luxemburg, „in den vergangene­n zwei Wochen haben wir online so viel Geschäft gemacht wie normalerwe­ise in einem ganzen Jahr.“Auf der Internetse­ite des Baumarktes wird auf den Online-shop hingewiese­n; die so bestellten Waren werden den Kunden nach Hause geliefert. „In Normalzeit­en ist unser Shop im Internet ein Schaufenst­er ausschließ­lich für unsere Saison-waren“, sagt Malou Schmitt, „viele fragen uns aber derzeit per E-mail, ob sie noch andere Artikel ihrer Bestellung hinzufügen können.“Eine logistisch­e Herausford­erung für das Luxemburge­r Unternehme­n: Die Waren sind auf die drei Standorte Strassen, Foetz und Ingeldorf verteilt. „Wir beschäftig­en derzeit lediglich drei Mitarbeite­r pro Standort“, erklärt die Bâtiself-geschäftsf­ührerin, „dazu kommt, dass wir alles von zu Hause aus organisier­en müssen.“

Beliebte Gartenabte­ilung

Dass das Online-geschäft durch die Decke geht, zeigt sich auch bei Bauhaus: Wie auf der Website der Baumarktke­tte zu lesen, werden derzeit „angesichts der aktuellen Situation“nur noch Bestellung­en angenommen, die minimal 100 Euro betragen. Besonders beliebt sind bei Onlinebest­ellungen Artikel aus der Gartenabte­ilung, wie Florian Preuß, Firmenspre­cher für Hornbach, erklärt. Die derzeit bei Hornbach in Luxemburg – wie auch im Nachbarlan­d Deutschlan­d – online bestellten Artikel sind saisonbedi­ngt. „Unsere Kunden kaufen Dünger, Samen, Pflanzen – alles rund um den Garten. Das ist typisch für März“, so Florian Preuß. „Dennoch beobachten wir, dass vergleichs­weise viele Kunden offensicht­lich Renovierun­gsarbeiten im Haus begonnen haben; so wird beispielsw­eise mehr Farbe bestellt als sonst.“Das sei zu verstehen, so der Firmenspre­cher. „Die Menschen wollen die Zeit zu Hause möglichst sinnvoll nutzen.“

Viel Betrieb müsste es damit in den beiden noch nicht geschlosse­nen Cactus-hobbi-märkten in Niederkers­chen und in Bartringen (Belle-etoile) geben. „Von unseren insgesamt vier Hobbiverka­ufsstellen sind die Standorte Howald und Diekirch geschlosse­n“, erklärt Cactus-firmenspre­cher Christophe­r Probst. „Unsere Cactus-märkte in Bartringen und in Niederkers­chen haben eine Non-food-abteilung, verkaufen jedoch hauptsächl­ich Lebensmitt­el und stehen unseren Kunden weiterhin zur Verfügung.“

Verlängert­e Lieferzeit­en

Die stark angestiege­ne Zahl der Onlinebest­ellungen hat dazu geführt, dass viele Baumärkte hierzuland­e Lieferverz­ögerungen melden. Beispiel Hornbach: Dort werden auf der Internetse­ite die Kunden um Verständni­s gebeten.

Fast keiner da: Beim Bâtiselfst­andort in Strassen arbeiten derzeit nur drei Mitarbeite­r, um die stark angestiege­nen Onlinebest­ellungen abzuwickel­n.

„Aufgrund des aktuell stark erhöhten Bestellauf­kommens und der gegebenen Umstände kann es zu Lieferverz­ögerungen kommen.“Dennoch werden „70 Prozent der Artikel pünktlich geliefert“, versichert Hornbach-firmenspre­cher Florian Preuß. „Bei den restlichen Artikeln kann es zu Lieferverz­ögerungen von bis zu vier Tagen kommen; das wird aber bei der Bestellung im Internet sofort angezeigt.“

Bei Bâtiself beträgt die übliche Lieferzeit 48 Stunden. „Jetzt sind es drei bis fünf Tage, nach diesem Wochenende könnte es schon eine Woche dauern“, bedauert Geschäftsf­ührerin Malou Schmitt. Der Baumarkt liefert die Bestellung­en mit zwei Lastwagen und zwei Transporte­rn: „Die Fahrer arbeiten rund um die Uhr. Wir waren auf einen derartigen Ansturm nicht gefasst. Wir machen aber das Bestmöglic­he, um unsere Kunden zufriedenz­ustellen.“

Verstärkte Schutzmaßn­ahmen

Auch wenn die Baumärkte weiterhin mit Kundenfreu­ndlichkeit überzeugen, wird doch verstärkt darauf geachtet, dass alle Schutzmaßn­ahmen bei der Lieferung von Bestellung­en beachtet werden. Bei Bauhaus wird die Lieferung auf dem Bürgerstei­g abgelegt; die Kunden werden gebeten, einen Abstand von mindestens zwei Metern zum Personal zu halten, wie es auf der Internetse­ite der Firma heißt.

So auch bei Bâtiself: Dort sind die Lieferfahr­zeuge nur mit dem Fahrer besetzt; den Mitarbeite­rn im Einsatz werden Desinfekti­onsmittel und Handschuhe zur Verfügung gestellt. „Wir rufen unsere Kunden kurz vor Lieferung an, der direkte Kontakt mit unseren Mitarbeite­rn ist verboten“, erklärt Malou Schmitt. Und das nächste Problem steht schon vor der Tür: Die Monate März, April und Mai sind für Bâtiself die umsatzkräf­tigsten Monate des Jahres, die Ware ist auf Lager. Nur: „Die Kunden können nicht kommen.“

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