Eine Stunde weniger
In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren wieder auf Sommerzeit gestellt
Luxemburg. Ja, es gibt sie noch, die Zeitumstellung. Heute Abend werden die Zeiger um 2 Uhr nachts auf 3 Uhr vorgestellt. Die Umstellung verkürzt den Sonntag also um eine Stunde, obwohl vor zwei Jahren Millionen von Eubürgern für die Abschaffung der Sommer- und Winterzeit gestimmt hatten. Ein Rückblick: Die Europäische Kommission hatte im Jahr 2018 über eine Internetbefragung die Bürger um ihre Meinung zur Zeitumstellung gebeten und erhielt 4,6 Millionen Antworten. Eine deutliche Mehrheit war für eine Abschaffung von Winter- und Sommerzeit. Dies jedoch in Europa umzusetzen, könnte sich hinziehen – nicht nur wegen der aktuellen Corona-pandemie.
Das Thema ist nämlich komplexer als gedacht – unter anderem, weil man die drei bisherigen Zeitzonen in Europa möglichst beibehalten will. Allein in Mitteleuropa reicht die große Zeitzone von Polen im Osten bis Spanien im Westen, 17 Staaten sind betroffen. Für die Sommerzeitregelungen gibt es erst seit 1996 in der EU einen einheitlichen Termin.
Für die Kritiker überwiegt dennoch der negative Aspekt des halbjährigen Drehens am Uhrzeiger: Der Schlafrhythmus gerät durcheinander. Die Gesundheit der Menschen leide unter den Folgen, bestätigen internationale Schlafforscher.
Länderübergreifende Regelung
Nach der Befragung der Bürger stimmte im Jahr 2019 das Euparlament für eine Abschaffung der Sommerzeitregelungen ab. Die Umstellung solle bis zum Jahr 2021 erfolgen. Damit die Änderung in Kraft treten kann, müssten aber auch die Eu-staaten mehrheitlich zustimmen. Doch bei den zuständigen Verkehrsministern gab es dazu bislang keine Übereinkunft.
Ein Kernproblem: Die Eu-länder sind sich nicht einig darüber, welche Zeit im Anschluss gelten soll. Schließlich sollte im Idealfall länderübergreifend die gleiche festgelegt sein, sonst droht ein Flickenteppich an Zeitzonen in der Europäischen Union. Immerhin, die Eu-bürger waren sich 2018 bei der Abstimmung einig: Von den 4,6 Millionen, die abgestimmt hatten, wollten drei Millionen die Sommerzeit behalten. Ebenso in Luxemburg ist die Winterzeit eher unbeliebt. Das zeigte eine Studie des Meinungsforschungsinstituts
Tns-ilres im Jahr 2018. Die Schlafmediziner sprechen sich hingegen für eine Beibehaltung der Winterzeit aus. Maßgeblich für die innere Uhr des Menschen sei insbesondere der Blauanteil des Sonnenlichts, welcher als Taktgeber fungiere und aus diesem Grund wichtig für den Wach-schlafrhythmus sei. Die Rückumstellung auf die Winterzeit sei für die meisten generell leichter wegzustecken, da ein Schlafdefizit vermieden werde.
Im Laufe dieses Jahres stimmen der Verkehrsausschuss und das Plenum des Europäischen Parlaments darüber ab. Dann wird sich zeigen, wann das jähe Ende der Zeitumstellung kommt.