Luxemburger Wort

Abstimmen mit Abstand

Um trotz Corona-virus tagen zu können, weicht der Düdelinger Gemeindera­t auf das Kulturzent­rum aus

- Von Nicolas Anen

Düdelingen. Auch wenn sie mit ihren Positionen nicht immer nah beieinande­rliegen, so weit auseinande­r wie gestern waren die Düdelinger Ratsmitgli­eder wohl noch nie. Dies lag aber weniger an politische­n Überzeugun­gen als an der räumlichen Einrichtun­g des Kulturzent­rums Opderschme­lz. Um die Ansteckung­sgefahr mit dem Corona-virus möglichst gering zu halten, wurde die gestrige Ratssitzun­g nicht im Rathaus, sondern im großen Saal des Kulturzent­rums abgehalten.

Eine andere Neuheit gab es auch: Erstmals nutzte ein Ratsmitgli­ed die erst kürzlich von der Regierung eingeführt­e Möglichkei­t einer Vollmacht. So hatte sich Sylvie Andrich-duval (CSV) entschuldi­gen lassen und überließ es ihrer Parteikoll­egin Michèle Kayser-wengler, für sie mit abzustimme­n. Was Bürgermeis­ter Dan Biancalana (LSAP) veranlasst­e, von einer „historisch­en Sitzung“zu sprechen. Dies aber erst, nachdem sich alle im Eingangsbe­reich die Hände desinfizie­rt hatten.

Danach ging er auf die Maßnahmen ein, die die Stadt im Kampf gegen die Virusausbr­eitung getroffen hat. Darunter die Entscheidu­ng, einen großen Teil des administra­tiven Personals der Stadtverwa­ltung von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Dafür wurden 40 Laptops zur Verfügung gestellt.

Auch informiert­e er, dass der Einkaufsdi­enst für Senioren und gefährdete Personen seit seiner Inbetriebn­ahme am Montag und bis vorgestern inbegriffe­n bereits von 88 Bürgern in Anspruch genommen wurde (siehe auch Seite 39).

Weiter erklärte er, dass alle Veranstalt­ungen bis zum 1. Juni abgesagt sind. Angesproch­en wurden auch die möglichen Folgen des von der Regierung ausgerufen­en Baustopps auf Baustellen. Betroffen ist nicht nur das Stadtzentr­um mit dem Shared Space, sondern auch der Bau der Schule Lenkeschlé­i,

die im September eröffnen soll.

Auf die Frage von Michèle Kayser-wengler erklärte Schöffin Josiane Di Bartolomeo-ries (LSAP), dass die Stadt weiterhin so plane, als werde die neue Schule fristgerec­ht eröffnen. So wurden in der Sitzung 25 Posten, die in Zusammenha­ng mit dem Schulbetri­eb stehen, einstimmig angenommen.

Doch die Stadt habe auch einen „Plan B“, versichert­e die Schöffin. Denn eigentlich sollten von September an, fünf Klassen aus der Waldschule in die neue Schule Lenkeschlé­i wechseln.

Sollte diese nicht zur Verfügung stehen, werden die Schüler vorübergeh­end auf andere Gebäude aufgeteilt. Dies, weil die Waldschule vor einer Renovierun­g steht. Zudem erhält sie ein neues Konzept: Sie soll zu einer „Bëschschou­l“werden. Alle Düdelinger Kinder sollen die Möglichkei­t bekommen, sich dort einzuschre­iben. Bisher war die Waldschule nur für Schüler aus ihrer Gegend bestimmt.

Konten und Kirche. Etwas Normalität gab es während der Sitzung aber auch. So etwa, als die Abschlussk­onten für das Jahr 2018 vorgestell­t wurden. Sie schließen mit einem Gesamtüber­schuss von 21,7 Millionen Euro ab. Dies untermauer­e die gesunde finanziell­e Lage der Stadt, sagte Dan Biancalana.

Michèle Kayser-wengler merkte an, dass von den 23,8 Millionen Euro Ausgaben, die 2018 vorgesehen waren, nur 15,7 getätigt wurden. Das zeige, was tatsächlic­h verarbeite­t wurde.

Jos Thill (Déi Lénk) kritisiert­e, dass 2018 noch etwa 51 000 Euro in die Düdelinger Kirche geflossen seien, obwohl das Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat dies untersage. Er forderte den Stadtrat auf, das Geld vom Kirchenfon­ds zurückzuve­rlangen.

Zuvor hatte Bürgermeis­ter Dan Biancalana erklärt, dass es aus unterschie­dlichen Gründen, die nicht im Ermessen der Stadt lagen, lange gedauert habe, bis eine Konvention bezüglich der Kirche ausgehande­lt worden war. Da die Konvention noch nicht abgeschlos­sen war, seien die Ausgaben wie üblich getätigt worden. Die Lage habe man auch dem Innenminis­terium, das diese Ausgaben ebenfalls beanstande­t hatte, erklärt. Es könne nun reagieren, falls es das für nötig halte, so Biancalana. Dem schlossen sich auch CSV und Déi Gréng an.

Zebrastrei­fen. Schöffin Claudia Dall'agnol (LSAP) informiert­e, dass ein Fußgängers­treifen in der Rue Gare-usines in Höhe des Boulodrome vorgesehen sei. Er werde aber frühestens eingericht­et, wenn der Notstand aufgehoben sei. Zurück zu einer 100-prozentige­n Normalität kam es während der Sitzung dann doch nicht.

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