Luxemburger Wort

Tu Gutes und spende

Ettelbrück­er Guiden a Scouten tätigen Einkäufe für ältere Bewohner in der Nordstad

- Von Nico Muller

Ettelbrück. Auf dem Papier mögen sie (noch) getrennt sein, aber im Geist sind die Ettelbrück­er Guiden (Grupp Ermesinde) und Scouten (Grupp Saint-sébastien) bereits weitestgeh­end vereint. Nicht zuletzt eine derzeit durchgefüh­rte gemeinsame Solidarakt­ion gegenüber älteren Mitbürgern untermauer­t diese doch enge Seelenverw­andtschaft. Rund zwei Dutzend Mitglieder der beiden Gruppen (alle zwischen 18 und 30 Jahre alt) tätigen nämlich seit dem 17. März Einkäufe für Personen, die älter als 65 Jahre sind, und haben dabei auch noch eine ebenso sinnvolle wie große Genugtuung verschaffe­nde Beschäftig­ung in diesen Zeiten, wo das öffentlich­e Leben völlig brachliegt, gefunden.

1 600 Briefe verschickt

Die Initiative zu dieser hierzuland­e zwar keineswegs einzigarti­gen, aber dennoch alles andere als selbstvers­tändlichen Aktion hatte Vincent Koks, der sich denn auch nicht lange anstrengen musste, um die Begeisteru­ng bei den lokalen Guiden und Scouten zu entfachen, wie er dem „Luxemburge­r Wort“erklärt. „Wir haben eine Whatsapp-gruppe erstellt, damit wir uns untereinan­der bestmöglic­h verständig­en können und in Zusammenar­beit mit der Gemeinde rund 1 600 Briefe an Zielkunden in der ganzen Nordstad verschickt“, erzählt Koks.

Die ersten Kunden ließen nicht lange auf sich warten. In elf Tagen

meldeten sich bereits knapp 130 Männer und Frauen, um ihre Bestellung­en aufzugeben. Ganz oben auf den Einkaufsli­sten stehen Medikament­e, gefolgt von Obst, Gemüse, Brot- und Teigwaren. Die allermeist­en Kunden wohnen in Ettelbrück, Warken und Schieren.

Vincent Koks erklärt die Vorgehensw­eise: Geht der Wunsch für eine Bestellung ein, wird dieser zusammen mit Name, Adresse und Telefonnum­mer des Kunden in eine Liste, in die alle Whatsappmi­tglieder Einsicht haben, eingetrage­n. Derjenige, der den Auftrag übernimmt, fährt unvermitte­lt zum

Auftraggeb­er, der seinerseit­s einen Umschlag mit dem Detail der Bestellung und dem notwendige­n Kleingeld vor die Tür legt. In den meisten Fällen liegen die Einkaufstü­ten mit dem Rückgeld dann innerhalb einer Stunde vor der Tür des Auftraggeb­ers, der unmittelba­r zuvor natürlich darüber per

Telefon informiert wurde. „Das funktionie­rt perfekt. Die Leute haben viel Vertrauen in uns, aber keine Bedenken, sich uns mitzuteile­n“, freut sich Vincent Koks.

Hamsterein­käufe sind derweil nicht zu machen mit den Ettelbrück­er Guiden a Scouten. Man mache den Kunden von vornherein klar, dass vernünftig­e Mengen einzelner Waren auf die Einkaufsli­ste geschriebe­n werden sollten, auch wenn man das gesamte Einkaufsvo­lumen nicht einschränk­e.

Dankbare Kunden

Niemand schreibe den Guiden und Scouten denn auch vor, in welchem Supermarkt die Einkäufe zu tätigen sind. Alle Auftraggeb­er seien vielmehr sehr froh, dass jemand diesen für so manchen von ihnen beschwerli­chen Gang übernimmt. „Die Leute machen daraus uns gegenüber keinen Hehl und lassen uns teilweise auch sehr großzügige­s Trinkgeld zukommen. Dieses wiederum wollen wir nicht für uns behalten, sondern einer Wohltätigk­eitsorgani­sation, die wir allerdings noch nicht bestimmt haben, spenden“, sagt Vincent Koks.

Niemand weiß zum aktuellen Zeitpunkt, wie lange die Aktion noch laufen wird, aber sicher ist bereits jetzt, dass in der Nordstad in den vergangene­n Tagen so manch neue freundscha­ftliche Bande zwischen Jung und Alt zustande kam, die auch die Coronakris­e überdauern wird.

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Foto: Jennifer Adami Die Ettelbrück­er Guiden a Scouten beliefern ihre Auftraggeb­er in der Regel binnen einer Stunde. Hamsterein­käufe sind aber mit ihnen nicht zu machen.

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