Luxemburger Wort

„Die Hilfe ist sehr wichtig“

Der 41-jährige Gilles Kirsch aus Mamer ist Risikopati­ent – Pfadfinder versorgen ihn derzeit mit Lebensmitt­eln

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Mamer. Bei Gilles Kirsch ähneln sich derzeit die Tage: Er verbringt sie allein zu Hause, geht nicht vor die Tür. Denn der 41-Jährige ist zuckerkran­k und gilt somit im Falle einer Covid-19-erkrankung als Risikopati­ent, also als Mensch, bei dem die Erkrankung einen schwerwieg­enderen Verlauf nehmen kann. Um die Gefahr einer Corona-infektion zu verringern, gilt für ihn deshalb, dass er den direkten Kontakt zu Mitmensche­n möglichst vermeiden soll.

Auch der Einkauf im Supermarkt fällt derzeit flach. Die Versorgung mit Lebensmitt­eln übernehmen nun die Pfadfinder aus Mamer für Gilles Kirsch. Denn auch wenn das Einkaufen im Supermarkt in normalen Zeiten nicht unbedingt zu den Hauptaktiv­itäten der Pfadfinder zählt, so sieht man derzeit vielerorts Scouten einen Einkaufswa­gen vor sich hinschiebe­n. Sie kaufen für ältere Menschen und Personen mit Vorerkrank­ungen – wie Gilles Kirsch – ein und liefern ihnen die Waren bis zur Haustür.

Über das Angebot der Pfadfinder hat sich Gilles Kirsch gefreut. „Ich denke, dass die Hilfe schon sehr wichtig ist“, erklärt er. Er habe wohl zunächst versucht, selbst einkaufen zu gehen. Allerdings sei ihm der Andrang im Supermarkt zu groß gewesen. Kunden hätten bereits vor dem Geschäft Schlange gestanden. Auch auf die Unterstütz­ung seiner Eltern wollte er nicht zurückgrei­fen. „Sie hatten mir Sachen vor die Tür gestellt. Vom Alter her wäre ich aber eher derjenige, der ihnen nun helfen müsste. Ich habe versucht, ihnen zu erklären, dass sie zurzeit Distanz

halten sollen“, sagt Gilles Kirsch.

Auf der Suche nach anderweiti­ger Unterstütz­ung traf der 41Jährige zunächst auf ein Angebot der Gemeinde Mamer. Aber: „Bei der Gemeinde waren bereits sehr viele Bestellung­en eingegange­n und ich hatte das Gefühl, dass man damit etwas überforder­t war“, erklärt er.

Als er dann erfuhr, dass auch die lokalen Pfadfinder der Fédération nationale des éclaireurs et éclaireuse­s du Luxembourg (FNEL) einen Versorgung­sdienst anbieten, meldete er sich bei ihnen. „Ich habe meine Bestellung über E-mail eingereich­t und keine 24 Stunden später bekam ich die Lebensmitt­el vor die Tür geliefert“, sagt Gilles Kirsch.

Planung gefragt

Dem 41-Jährigen ist es wichtig, die Mamer Wiselen nicht zu sehr zu beanspruch­en – immerhin haben sie viele Menschen zu beliefern. „Ich versuche, die Einkäufe so zu planen, dass ich nicht jeden Tag eine Bestellung aufgeben muss, sondern eine Woche zurechtkom­me. Ich war in der Hotelschul­e, demnach weiß ich mir zu helfen.“Zudem liefern auch einige Betriebe Nahrungsmi­ttel wie Brot, Obst, Gemüse oder fertige Kochboxen zu ihm nach Hause. Ob es tatsächlic­h mit einer Lieferung pro Woche ausreichen wird, werden die kommenden Tage zeigen. „Derzeit macht es Sinn. Allerdings bin ich nun aber anders als sonst die ganze Woche über zu Hause und esse auch hier“, gibt er zu bedenken.

Sollte es nicht reichen, werden die Pfadfinder in Zukunft wohl mehrmals in der Woche die Einkäufe vor der Haustür ablegen. Das sei bisher problemlos abgelaufen. „Sie legen mir die Rechnung in die Tüte und ich kann das Geld für die Einkäufe dann überweisen“, sagt Gilles Kirsch. Zu einem direkten Kontakt, etwa um Bargeld zu überreiche­n, kommt es demnach nicht. „Dann würde mir auch bald das Geld ausgehen, und ich müsste zum Geldautoma­ten“, gibt er zu bedenken. SH

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Foto: Privat Gilles Kirsch freut sich über frisches Obst, das ihm von den Pfadfinder­n vor die Tür gebracht wird.

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