Luxemburger Wort

Im Clinch mit dem Basketball­verband

Nach der Entscheidu­ng der FLBB prüfen einige Vereine rechtliche Schritte

- Von Bob Hemmen

Bereits Minuten, nachdem die FLBB am Donnerstag­abend verkündet hatte, dass die vorzeitig beendete Basketball­saison gewertet wird, meldeten sich die ersten Kritiker. Auf Facebook äußerten zahlreiche Spieler, Verantwort­liche sowie Fans ihren Unmut. „Viele Kommentare waren deutlich unter der Gürtellini­e“, sagt Flbbpräsid­ent Henri Pleimling.

Viele Clubs fühlen sich durch die Entscheidu­ng benachteil­igt. Contern hat bereits einen Brief an den Verband geschickt. „Erst wurde kommunizie­rt, dass die FLBB mit den Vereinsver­antwortlic­hen diskutiere­n würde, jetzt wurde über unsere Köpfe hinweg entschiede­n“, sagt Amicales Vizepräsid­ent Guy Schiltz. Steinsel und Contern müssen nächste Saison in der Nationale 2 antreten, weil sie sich beim Abbruch auf Abstiegspl­ätzen befanden. „Wir werden diese Entscheidu­ng nicht einfach hinnehmen und auf jeden Fall Berufung einlegen“, so Schiltz.

Zu früh

Laut Anwalt und Ex-cosl-präsident Marc Theisen könnten die Clubs damit Erfolg haben. Denn bereits die Entscheidu­ng, die Meistersch­aft vorzeitig zu beenden, sei anfechtbar. „Der nationale Notstand wurde erst danach ausgerufen, deswegen bezweifle ich, dass der Basketball­verband dazu berechtigt war.“

Auch wenn andere nationale Sportverbä­nde öffentlich viel Kritik hinnehmen mussten, weil sie ihre Meistersch­aften noch nicht annulliert haben, ist dies laut Theisen der rechtlich sicherere

Weg. „Die Verbände müssen sehr durchdacht agieren. Der Notstand ist nur so definiert, dass er maximal drei Monate andauern wird. Es könnte aber sein, dass er in einem Monat aufgehoben wird. Dann könnte wieder gespielt werden. Deswegen muss ich als Jurist sagen, dass die Entscheidu­ng des Basketball­verbandes zu früh fiel.“

Zudem könnte es bei der Entscheidu­ng, die der Verwaltung­srat der FLBB traf, einen Interessen­konflikt gegeben haben. Von den 14 stimmberec­htigten Personen sind nur fünf vereinslos. „Niemand darf sich an einer Abstimmung beteiligen, wenn er einen direkten Nutzen daraus zieht. Deshalb ist es für mich ganz klar, dass die Personen, die in den betroffene­n Vereinen aktiv sind, nicht abstimmen durften. Wenn Rechtsprin­zipien nicht respektier­t werden, können die Clubs das anfechten“, erklärt Theisen. Flbb-präsident Pleimling erwidert: „Das sehe ich ganz anders.

Anwalt Marc Theisen sieht viele Streitpunk­te. Es ist klar festgehalt­en, dass dies nur bei strittigen Entscheidu­ngen der Fall sein muss. Es handelte sich jedoch um eine Tatsachenf­eststellun­g.“

Ein weiterer Streitpunk­t könnte Artikel SR-6.2 der Flbb-statuten werden: „Der Modus für den Aufund Abstieg kann nach Beginn der Meistersch­aft zum Nachteil einer oder mehrerer Mannschaft­en nicht geändert werden“, heißt es. „Durch die Entscheidu­ng sind die beiden

Tabellenle­tzten abgestiege­n und die zwei Ersten der zweiten Liga aufgestieg­en, deshalb ist der Modus nicht geändert worden“, erklärt Theisen, doch er fügt hinzu: „Die Frage ist allerdings, ob es ein Gericht überhaupt bis zu diesem Punkt kommen lässt, weil sich die wesentlich­en Fragen bereits davor stellen.“

Die Vereine haben jetzt die Möglichkei­t, vor das Verbandsge­richt zu ziehen, anschließe­nd können sie vor das Berufungsg­ericht. Die letzte nationale Instanz wäre die CLAS (Commission luxembourg­eoise d'arbitrage pour le sport).

Frage des Geldes

Pleimling hat kein Verständni­s dafür, dass die Vereine rechtliche Schritte einleiten wollen: „Wenn wir jetzt bei allen Entscheidu­ngen im nationalen Basketball die rechtliche­n Aspekte berücksich­tigen wollen, müssen wir mehr Geld in die Hand nehmen, um hauptberuf­liche Entscheidu­ngsträger zu finden. Der Verwaltung­srat besteht zu 100 Prozent aus Freiwillig­en. Wenn wir das ändern wollen, reicht es nicht mehr, dass wir von den Clubs 500 Euro pro Saison bekommen, dann benötigen wir insgesamt bis zu 15 000 Euro monatlich, um das zu finanziere­n.“

Laut dem Flbb-präsidente­n sei die Entscheidu­ng, die abgebroche­ne Saison zu werten, alternativ­los gewesen. „In dem Rahmen, den wir hatten, war das die einzige Möglichkei­t. Wir können nicht einfach den Modus verändern, und vor der Bekanntgab­e hat kein Verein einen Vorschlag gemacht. Egal, was wir gemacht hätten, wir wären nie allen gerecht geworden.“

Pleimling verteidigt den Flbbbeschl­uss, räumt aber Fehler ein. „Es gab einige Kommunikat­ionsproble­me. Es stimmt beispielsw­eise nicht, dass die Pokalendsp­iele ganz sicher in Kayl stattfinde­n werden. Das ist eine Option, allerdings ist dies längst noch nicht entschiede­n.“

Niemand darf sich an einer Abstimmung beteiligen, wenn er einen direkten Nutzen daraus zieht.

Anwalt Marc Theisen

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Foto: Yann Hellers Max Schmit (Amicale) und Yann Besch (Contern, r.) müssen in die Nationale 2.
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Foto: G. Jallay Henri Pleimling verteidigt die Entscheidu­ng der FLBB.
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Foto: Yann Hellers

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