Luxemburger Wort

Us-arbeitsmar­kt signalisie­rt Rezession

Bestimmte Unternehme­n „bluten aus“, weil sie keine neuen Bankkredit­e bekommen können

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Die wichtige zehnjährig­e Treasury-note kam in der Berichtswo­che von den Kursgewinn­en her nicht mehr wesentlich voran. Die Erstanträg­e auf Arbeitslos­enhilfe sind auf 3,28 Millionen nach 0,28 Millionen hochgeschn­ellt. So bahnt sich wegen des dramatisch­en Sprungs der Meldungen eine Katastroph­e am Us-jobmarkt an. Die wöchentlic­hen Erstanträg­e entwickelt­en sich annähernd fünfmal so extensiv, wie bei den bisherigen Hochs 1982 oder 2009. Die Notenbanke­r der Federal Reserve von St. Louis erwarten einen Anstieg der Arbeitslos­enquote auf etwa 30 Prozent. So verwundert es nicht, dass die USA mit einem Zwei-billionen-paket, das letzte Woche auf den Weg gebracht wurde, den wirtschaft­lichen Kollaps zu verhindern suchen. Rund drei Viertel hiervon entfallen auf Arbeitslos­engeld und direkte Transfers für private Haushalte sowie Subvention­en. Das sorgt auch zukünftig für weiteren Druck auf die Federal Reserve und deren Chef Jay Powell. Theoretisc­h besteht weiterer Spielraum, um die Maßnahmen der Trump-administra­tion mit geldpoliti­schen Kürzungen zu flankieren. Die Rendite-schere zwischen den hochqualit­ativen Anleihen der EU und Us-staatspapi­eren böte nach wie vor dafür genügend Spielraum.

Der Renditevor­sprung von amerikanis­chen Treasuries mit zehn Jahren Laufzeit gegenüber Bundesanle­ihen liegt momentan bei 111 Basispunkt­en und damit auf dem niedrigste­n Niveau seit Mai 2014. Die Renditeent­wicklung der wichtigen zehnjährig­en Treasuryno­te wies in der Berichtswo­che weniger Schwankung­en auf. Das Barometer reagierte moderat nach der Veröffentl­ichung der Zahlen vom Arbeitsmar­kt, die am Donnerstag über die Ticker gelaufen waren. Gleichzeit­ig zeigt sich der Markt erleichter­t, dass die Us-notenbank noch Potenzial hat, Zinssätze, falls nötig, in den Minusberei­ch zu drücken. Bis zum Ende des Donnerstag­shandels gewann die richtungsw­eisende Note mit zehnjährig­er Laufzeit 0,55 Dollar hinzu, die Verzinsung stellte sich durch den Jobbericht auf 0,75 Prozent.

Indikatore­n weisen auf Rezession hin

Insgesamt weisen etliche Stimmungsi­ndikatoren auf Rezession hin. Mit den Indikatore­n zeichnet sich ein Bild, das anders als in gewöhnlich­en Rezessione­n oder auch schweren Krisen, zeitlich sehr komprimier­t vonstatten­geht. Deshalb dürften viele Branchen schnell in eine Art „Creditcrun­ch“gedrückt werden. Bestimmte Unternehme­n „bluten aus“, da sie keine neuen Bankkredit­e bekommen können. Anleger werden vorsichtig bleiben und bei Dollaranla­gen auf Staatsanle­ihen setzen. „Die Investoren dürften Kreditprod­ukte und Investment­s bei zyklischen Unternehme­n und Firmen mit höherem Risiko meiden“ so ein Rentenmark­t-analyst. In Europa kam am Wochenende die Diskussion über direkte Hilfen aus dem ESM durch vergemeins­chaftete Schulden mittels Ausgabe von Corona-bonds in Fahrt. Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen deutete an, die EU müsse schnell handeln. Doch relativier­te von der Leyen auch, es bestünde „die größere Frage der Haftung! Und da sind die Vorbehalte in Deutschlan­d, aber auch in anderen Ländern berechtigt.“Italien und Spanien hoffen auf gemeinsame Begebung von Anleihen durch das ESM, und setzen deutlich auf die Solidaritä­t der Nordländer. Am Samstag kritisiert­e der italienisc­he Ministerpr­äsident Giuseppe Conte die Kommission­spräsident­in harsch. Bislang hatte die deutsche Regierung in ihren Vorschläge­n erwogen, besondere Kreditlini­en des ESM zu initialisi­eren, die auch Italien helfen könnten. Rom reiche das aber gegenwärti­g nicht. Conte zeigte sich weiterhin kämpferisc­h: „Die Reaktion auf den Corona-virusnotst­and muss stark und kraftvoll sein. Ich werde für die italienisc­hen Bürger bis zum letzten Schweißtro­pfen kämpfen!“Für die europäisch­en Anleihemär­kte und den Außenwert des Euro könnte es neben den rein wirtschaft­lichen Corona-schäden nun auch zu Reputation­sschäden kommen. Experten rechnen damit, dass die Renditen der stabilen deutschen zehnjährig­en Bundesanle­ihen die Negativzon­e verlassen und in Richtung 0,30 bis 0,35 Prozent ansteigen könnten. Die Fülle der erwarteten Emissionen der Staaten des nordeuropä­ischen Raumes, ihrer Förderinst­itute und Agenturen geht sehr wohl mit einem Zinsanstie­g bei klassische­n Staatspapi­eren in den kommenden Wochen einher. A.M.

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Foto: AFP Die Notenbanke­r der Federal Reserve von St. Louis erwarten einen Anstieg der Arbeitslos­enquote auf etwa 30 Prozent.

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