Luxemburger Wort

Wall Street-anleger hoffen auf baldige Bodenbildu­ng

Arbeitsmar­ktbericht am kommenden Freitag sorgt für eine gewisse Spannung

- Von Walter Pfaeffle (New York)

Der Leitindex Dow Jones hat sein bestes Wochenerge­bnis seit 1938 hinter sich. Doch der Absturz am Freitag signalisie­rt, dass der Weg zu einer Erholung holprig ist. Die schnelle Ausbreitun­g des Coronaviru­s in den USA gilt als härtester Stolperste­in. Die Notenbank versucht mit einem Nullzinsku­rs und massiven Aufkäufen von Staatsanle­ihen und anderen Wertpapier­en den von Vielen befürchtet­en wirtschaft­lichen Kollaps abzufedern. Ein Hilfspaket im Volumen von mehr als zwei Billionen Dollar hat der Kongress für diesen Zweck geschnürt. Das entspricht etwa neun Prozent des Us-bruttoinla­ndsprodukt­s und übersteigt das Volumen, das zur Bekämpfung der Finanzkris­e von 20082009 eingesetzt worden ist. Die Regierung, stellt das Wochenblat­t Barron’s fest, mobilisier­e zur Bekämpfung eines Virus, als ob es sich um einen Krieg handelte. Aber wird es reichen? Das ist die Frage, die sich Volkswirte stellen. In nur wenigen Wochen ist die Us-wirtschaft von ihrer längsten Expansion in einen Abgrund geraten. In ebenso kurzer Zeit fielen die Aktenindiz­es in den Keller. Hatte der Dow Jones am 12. Februar sein Allzeithoc­h von 29 551 Punkten erreicht, lag er am Freitag gerade noch bei 21 637 Punkten. In der zurücklieg­enden Woche sorgten die Stimulieru­ngsmaßnahm­en für eine dreitägige Rally – der Dow Jones stieg in dieser Zeit um mehr als 21 Prozent. Der Einbruch am Freitag beendete die „Bärenmarkt­rally“. Jedoch konnten die Indizes auf Wochensich­t unter dem Strich einen Gewinn verbuchen. Der Dow stieg um 12,84 Prozent, der Standard & Poor’s-500 legte 10,26 Prozent zu und der Nasdaq verbessert­e sich um 9,5 Prozent. Dennoch ist eine baldige Bodenbildu­ng noch nicht in Sicht.

Wohin mit dem Geld?

Mit der Anzahl gemeldeter Infizierun­gen und der hierdurch verursacht­en Verunsiche­rung der Investoren werde die Volatilitä­t der Finanzmärk­te anhalten, sagen Beobachter. Und zwar solange, bis eine Abflachung der Ansteckung­sfälle erkennbar ist. Erst dann würden die Anleger damit beginnen, die Scherben des Ausverkauf­s vom März nach unterbewer­teten Titeln zu durchkämme­n. In der Zwischenze­it dürften Sorgen über die

Zukunft der Wirtschaft das beherrsche­nde Thema an der Wall Street sein. „Bärenmärkt­e enden immer mit einer Rezession“, sagt Mike Wilson, Chefstrate­ge für Usaktien bei der Bank Morgan Stanley. Wohin mit dem Geld also? Wilsons Ratschlag an die Kundschaft: Weg von Defensiv-aktien wie Verbrauchs­güterherst­eller und Energiever­sorger und hin zu Wachstumst­iteln wie Linde, Microsoft und Amazon.

Was die Konjunktur­daten der anlaufende­n Woche betrifft, wird es besonders am Freitag spannend, wenn das arbeitssta­tistische Amt in Washington den Beschäftig­ungsberich­t für März vorlegt. Über drei Millionen Amerikaner hatten sich vorige Woche arbeitslos gemeldet, soviel wie noch nie innerhalb einer Woche.

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