Wall Street-anleger hoffen auf baldige Bodenbildung
Arbeitsmarktbericht am kommenden Freitag sorgt für eine gewisse Spannung
Der Leitindex Dow Jones hat sein bestes Wochenergebnis seit 1938 hinter sich. Doch der Absturz am Freitag signalisiert, dass der Weg zu einer Erholung holprig ist. Die schnelle Ausbreitung des Coronavirus in den USA gilt als härtester Stolperstein. Die Notenbank versucht mit einem Nullzinskurs und massiven Aufkäufen von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren den von Vielen befürchteten wirtschaftlichen Kollaps abzufedern. Ein Hilfspaket im Volumen von mehr als zwei Billionen Dollar hat der Kongress für diesen Zweck geschnürt. Das entspricht etwa neun Prozent des Us-bruttoinlandsprodukts und übersteigt das Volumen, das zur Bekämpfung der Finanzkrise von 20082009 eingesetzt worden ist. Die Regierung, stellt das Wochenblatt Barron’s fest, mobilisiere zur Bekämpfung eines Virus, als ob es sich um einen Krieg handelte. Aber wird es reichen? Das ist die Frage, die sich Volkswirte stellen. In nur wenigen Wochen ist die Us-wirtschaft von ihrer längsten Expansion in einen Abgrund geraten. In ebenso kurzer Zeit fielen die Aktenindizes in den Keller. Hatte der Dow Jones am 12. Februar sein Allzeithoch von 29 551 Punkten erreicht, lag er am Freitag gerade noch bei 21 637 Punkten. In der zurückliegenden Woche sorgten die Stimulierungsmaßnahmen für eine dreitägige Rally – der Dow Jones stieg in dieser Zeit um mehr als 21 Prozent. Der Einbruch am Freitag beendete die „Bärenmarktrally“. Jedoch konnten die Indizes auf Wochensicht unter dem Strich einen Gewinn verbuchen. Der Dow stieg um 12,84 Prozent, der Standard & Poor’s-500 legte 10,26 Prozent zu und der Nasdaq verbesserte sich um 9,5 Prozent. Dennoch ist eine baldige Bodenbildung noch nicht in Sicht.
Wohin mit dem Geld?
Mit der Anzahl gemeldeter Infizierungen und der hierdurch verursachten Verunsicherung der Investoren werde die Volatilität der Finanzmärkte anhalten, sagen Beobachter. Und zwar solange, bis eine Abflachung der Ansteckungsfälle erkennbar ist. Erst dann würden die Anleger damit beginnen, die Scherben des Ausverkaufs vom März nach unterbewerteten Titeln zu durchkämmen. In der Zwischenzeit dürften Sorgen über die
Zukunft der Wirtschaft das beherrschende Thema an der Wall Street sein. „Bärenmärkte enden immer mit einer Rezession“, sagt Mike Wilson, Chefstratege für Usaktien bei der Bank Morgan Stanley. Wohin mit dem Geld also? Wilsons Ratschlag an die Kundschaft: Weg von Defensiv-aktien wie Verbrauchsgüterhersteller und Energieversorger und hin zu Wachstumstiteln wie Linde, Microsoft und Amazon.
Was die Konjunkturdaten der anlaufenden Woche betrifft, wird es besonders am Freitag spannend, wenn das arbeitsstatistische Amt in Washington den Beschäftigungsbericht für März vorlegt. Über drei Millionen Amerikaner hatten sich vorige Woche arbeitslos gemeldet, soviel wie noch nie innerhalb einer Woche.