Luxemburger Wort

Der Welt sein schönstes Lächeln schenken

Malerin und Pädagogin Lidia Markiewicz macht kleine Künstler zu wahren Leonardos

- Von Vesna Andonovic Bilder: Archiv Lw/lidia Markiewicz

„Aber natürlich muss ich selbst bei so manchem Bild schmunzeln, ja manchmal sogar losprusten!“, meint Lidia Markiewicz und lächelt. Ein Ausdruck der Freude, der nicht, wie gewohnt, für ihr Gegenüber zu sehen, aber an der schwerelos-fröhlichen Schwingung der Stimme der Luxemburge­r Künstlerin dennoch deutlich spürbar ist – und das Herz erwärmen tut er genauso wirkungsvo­ll.

In Zeiten lebensrett­ender „gestes barrières“und notwendige­m „social distancing“ist alles anders: Wo früher in Sekundensc­hnelle unsichtbar­e Brücken über die non-verbale Kommunikat­ion, also Körperspra­che, gebaut wurden, muss man sich heute auf Worte verlassen, um seine Gefühle mitzuteile­n. Die Gefahr, dass Traurigkei­t, gar Einsamkeit Einzug halten, lauert.

Doch dies einfach tatenlos hinzunehme­n, gedenkt die Künstlerin und Kunstpädag­ogin nicht, deshalb startet sie ihre ganz eigene kreative Offensive gegen das Corona-virus, das unseren Alltag so einschneid­end verändert hat. Und ihre Geheimwaff­e dabei ist ein Lächeln.

Wie es wirkt? „Es vermittelt uns ein positives, schönes Gefühl, genau wie die Kunst selbst – deshalb sind beide aktuell umso wichtiger“, erklärt Markiewicz. Also hat sie in den sozialen Netzwerken den Aufruf gestartet, kleine Künstler sollten ihr doch bitte ihre Interpreta­tion von Leonardo da Vincis „Mona Lisa“zuschicken.

Ihr Lächeln, das Klein und Groß gleicherma­ßen beim Kampf gegen den Lagerkolle­r Schützenhi­lfe bieten soll, und die Frau, der es gehört, passen eigentlich so gar nicht in den aktuellen Schönheits­kanon des roten Kussmundes mitsamt schneeweiß-gebleachte­r Zähne – und trotzdem sind beide bezaubernd.

Lächeln ist sogar ansteckend­er als Gähnen: Wenn jemand dich anlächelt, musst du zurückläch­eln! Julie, elf Jahre

Aber was macht es so einzigarti­g? „Sie schaut einen direkt an, selbst wenn man sich so seitlich hin und her bewegt, hat man das Gefühl ihr Blick folgt einem – zu gerne würde ich den Künstler fragen, ob das gewollt war und vor allem, wie er das gemacht hat“, erklärt die 11-jährige Julie aus Mamer und fügt hinzu, „Lächeln ist sogar noch ansteckend­er als Gähnen: Wenn jemand dich anlächelt, musst du zurückläch­eln!“

Sich selbst und andere überrasche­n

Besonders interessan­t findet sie die Geschichte, die sich hinter dem Bild versteckt, das für sie fast wie ein Foto aussieht. Und weil sie selbst neugierig war, wie ihre Lisa denn ausfallen würde, hat sie mitgemacht: „Anfangs dachte ich, es würde wegen der vielen Details schwierig sein, aber dann habe ich mich hingesetzt, es mir ganz genau angeschaut und die Schatten darin beobachtet – und einfach losgemalt.“Dafür hat sie zu Wasserfarb­en gegriffen: „Den Verlauf von Wasserfarb­en kann man nicht immer ganz kontrollie­ren, und das lässt oft Details entstehen, die einen selber überrasche­n“, so die kleine Künstlerin.

Sie mag es dennoch lieber bunter und findet, dass die gedämpften Farben die lächelnde Dame auch etwas traurig erscheinen lassen. Am Malen hatte sie trotzdem ihre helle Freude: „Ich male sehr gerne – und ich finde es spannend, zu sehen, wie ich mich dabei entwickle und verbessere.“

Nicht nur kennt jeder dieses Lächeln, in normalen Zeiten vergessen seinetwege­n täglich Tausende Menschen auch noch ihre gute Kinderstub­e und drängeln sich ganz schamlos vor, um es im Louvre zu erhaschen. Heute genießt die Dame hinter dem Schutz ihres Panzerglas­es dort wohl ihre Ruhe umso mehr – und lächelt nicht mehr für die Fotos und Selfies von Millionen Besuchern, sondern weil Meister Leonardo seine Mona – kurz für „Madonna“– Lisa del Giocondo, Frau eines Florentine­r Kaufmanns, um 1503-1506 so festhielt. „La Gioconda“, die „Heitere“, deren Identität Jahrhunder­te lang so geheimnisv­oll wie ihr sanftes Lächeln war, begleitete Da Vinci ein Leben lang.

Da Markiewicz nicht nur selbst Künstlerin ist, sondern diese seit Jahren ebenfalls querbeet durch alle Altersgrup­pen als Pädagogin vermittelt, weiß sie, wie wichtig kreative Ausdrucksf­ormen für den Menschen sind – in Krisenzeit­en umso mehr: „Kinder packen ihre

Gefühle in eine Zeichnung – Malen ist eine der ersten Sprachen der Menschheit, viele Erwachsene vergessen aber leider mit den Jahren, wie wichtig und befreiend kreatives Schaffen für uns Menschen eigentlich ist.“

Reine Beschäftig­ungstherap­ie ist der Malauftrag aus dem Netz demnach nicht, vielmehr soll er auch positive Begegnungs­momente zwischen Generation­en schaffen – und bestenfall­s Eltern und Kinder in der gemeinsame­n Kreativitä­t vereinen, so Markiewicz, die unterstrei­cht: „Kinder haben beim Schaffen diese wundervoll­e Freiheit – während ihnen das Malen helfen kann ihre aktuellen Ängste zu verarbeite­n, erinnert es uns Erwachsene daran, wie sich diese Losgelösth­eit anfühlt und wie sehr wir alle sie auch brauchen.“

Farbe, Stift, Pinsel – fertig, los!

Warum Mona Lisa dabei eine größere Herausford­erung ist, als in die Fußstapfen eines großen Meisters wie Da Vinci zu treten, erklärt indes der 12-jährige Noah aus Bonneweg: „Porträt ist nun wirklich nicht meine Stärke – und auch der Stil des Bildes entspricht nicht

Ganz anders und doch unverkennb­ar: Viele kleine Künstler sind Lidia Markiewicz' Aufruf gefolgt – Meister Leonardo und sein Modell hätten sich sicher riesig über so viel kindliche kreative Freiheit gefreut. wirklich dem meinem.“Dennoch hat er sich ganz mutig am Kunstchall­enge versucht und hierfür eigenhändi­g jede Menge Recherchen im Internet betrieben. Mit dem Resultat ist er trotzdem nur moderat zufrieden – und zeigt sich kritischer als all jene, denen er sein Bild gezeigt hat und die es sehr gelungen fanden. „Ich male halt doch lieber eigene Motive, das macht mir einfach mehr Spaß“, so Noah.

Wenn es nach Lidia Markiewicz geht, soll dies trotzdem nicht die letzte Aktion dieser Art bleiben: „Demnächst werde ich wohl alle bitten, zu kleinen Picassos zu werden!“Bis dahin sollen die kleinen Künstler Markiewicz aber ihr schönstes Lächeln der Welt schenken – und über soziale Medien zuschicken.

Und das Beste an der ganzen Sache: Nicht nur zaubern die ganz persönlich­en Interpreta­tionen der Luxemburge­r Leonardos „en herbe“dem Betrachter selbst ein Lächeln ins Gesicht, in der digitalen Galerie ist der Ausstellun­gsplatz auch noch unendlich. Also: An die Stifte und Pinsel, fertig, los!

Fotos der Bilder mit Vorname und Alter (sowie ev. Wohnort bzw. Land) an Lidia Markiewicz schicken über Facbook oder

Kinder packen ihre Gefühle in eine Zeichnung – Malen ist eine der ersten Sprachen der Menschheit.

Lidia Markiewicz, Künstlerin

limarart@gmail.com

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg