Auf Abruf bereit
Léa Thoma zählt zur sanitären Reserve des Gesundheitssektors im Kampf gegen Corona
Bettendorf. Als die Regierung am vergangenen Montag den formellen Appell an alle in Auszeit oder im Ruhestand weilenden Gesundheitsberufler – sowie an eventuelle freiwillige Helfer – richtete, sich über die neue Plattform govjobs.lu für den möglichen Reservisteneinsatz im Kampf gegen das Corona-virus zu registrieren, waren die Würfel bei Léa Thoma aus Bettendorf längst gefallen.
„Angesichts der Entwicklung der Lage hatte ich einen solchen Aufruf eigentlich bereits erwartet. Für mich war jedenfalls schon vor dem Montag klar, dass ich – jenseits jeder Meldepflicht – im Bedarfsfall erneut bereitstehen würde“, sagt sie. Das Wörtchen „erneut“trifft es dabei ganz genau. Denn im Sommer vergangenen Jahres hatte sich die passionierte Krankenschwester mit 60 Jahren eigentlich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.
Mehr als 35 Jahre Berufserfahrung im Gepäck
Nun könnte ihre wertvolle Erfahrung bald schon wieder dringend gefragt sein. Dass sie über eine solche verfügt, steht auf jeden Fall außer Frage. Immerhin war Léa Thoma seit 1981 mehr als 35 Jahre lang im Ettelbrücker Krankenhaus Saint-louis aktiv, das mittlerweile mit der Klinik in Wiltz das Centre hospitalier du Nord (CHDN) bildet. Allein 20 Jahre davon hat sie im Bereich der Palliativpflege gearbeitet, wo sie 1999 zudem an der Wiege der hauseigenen Antenne mobile stand.
„Den Umgang mit schwerstkranken Patienten habe ich während meiner Berufstätigkeit dabei ebenso intensiv kennengelernt wie die Begleitung anderer Pflegekräfte, die in diesem Bereich arbeiten. Vielleicht könnte in diesem Wissen und in der Vermittlung desselben auch mein wichtigster Beitrag in der aktuellen Situation liegen“, meint Léa Thoma.
Von einem Arbeitseinsatz im direkten Kontakt mit Coronapatienten
haben ihr ihre Ärzte dagegen abgeraten, da sie selbst an einer chronischen Erkrankung leidet, deren Therapierung das
Immunsystem bisweilen schwächen kann.
Gezögert hat Léa Thoma mit Blick auf ihre Meldung auf govjobs.lu deswegen dennoch nicht: „Ich habe sämtliche Angaben zu meiner gesundheitlichen Verfassung selbstverständlich beim Ausfüllen des Formulars angeführt. Zweifel oder Ängste habe ich in diesem Sinne aber nicht gehegt. Zum einen bin ich – bei aller gebotenen Achtsamkeit – überzeugt, dass man gerade beim Pflegepersonal mit Argusaugen darüber wacht, jeden bei Bedarf so einzusetzen, dass die Gefahr für den Einzelnen so gering wie möglich ist. Zum anderen bringt man als langjährige Krankenschwester hier aber auch eine gewisse Besonnenheit mit.“
Niemand sollte von vornherein glauben, er könne nicht irgendwo sinnvoll helfen.
Léa Thoma
Für Léa Thoma bleibt ihr alter Beruf eben auch jetzt Berufung. „Ich denke, wer freiwillig Hand mit anlegen will, der sollte sich auch ermutigt fühlen, sich zu melden. Niemand sollte von vornherein glauben, er könne nicht irgendwo sinnvoll helfen – auch wenn eben jeder nur beitragen kann, was ihm persönlich möglich ist“, meint sie.
Die eigene Hilfsbereitschaft spiegelt sich bei Léa Thoma auch gleich im Anmeldeformular, wo sie als mögliche Bereitschaftszeiten 8 bis 20 Uhr angegeben hat. „In erster Linie spiegelt sich darin nur die glückliche Tatsache, dass meine Lebenssituation es mir mittlerweile erlaubt, ohne große Umkrempelungen zu Hause verfügbar zu sein“, sagt sie dagegen.
Die angenehmen Vorzüge des Ruhestands sozusagen. Doch in diesen unruhigen Zeiten kann von Ruhestand wohl nirgends wirklich die Rede sein.