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Das Luxemburger Frauenteam Andy Schleck Cycles-immo Losch will ein Sprungbrett für seine Fahrerinnen sein
Das Experiment läuft gut. Aus dem Women's Cycling Project ist die Mannschaft Andy Schleck Cyclesimmo Losch geworden. 2020 befindet sich das einzige Luxemburger Frauenteam im dritten Jahr seines Bestehens. Die Verantwortlichen des SAF Zéisseng gehen fokussiert ihren Weg.
Michel Zangerlé war einer der Initiatoren der Mannschaft. Derzeit verfolgt der 38-Jährige die Entwicklung aus familiären und beruflichen Gründen eher aus der Distanz, dennoch hat er eine klare Meinung: „Die Grundidee war, den Frauenradsport in Luxemburg zu fördern und neue Impulse zu verleihen. Das ist gelungen. Wir bieten den einheimischen Talenten ein Sprungbrett. Sie sollen sich entwickeln können, Spaß am Radsport finden und dann irgendwann international Fuß fassen.“
Die Mannschaft besteht aus 22 Fahrerinnen. Neun Luxemburgerinnen gehören der Truppe an, wovon einige wie Marie Schreiber (16 Jahre), Nina Berton (18), Lis Nothum (18) und Maité Barthels (18) sehr jung sind und behutsam aufgebaut werden sollen.
„Wir hinkten meilenweit hinterher“
Ein Rückschlag war für das Team der Verlust der – hinter der Spitzenfahrerin Christine Majerus – drei besten Luxemburgerinnen: Claire Faber (Illi-bikes) und Elise Maes (Torelli Assure) wechselten im Winter ins Ausland, während Anne-sophie Harsch ihre Laufbahn offiziell beendete, allerdings dem Team noch angehört und eventuell hin und wieder aushilft. „Das ist sehr schade. Ich kenne die genauen Beweggründe nicht. Deswegen ist es schwierig, etwas dazu zu sagen. Ich finde es dennoch traurig. Grundsätzlich ist es nicht gut, bei den Wettkämpfen ohne Luxemburgerinnen oder nur mit sehr wenigen einheimischen Fahrerinnen zu starten. Das sieht nicht gut aus.“
Bevor die Corona-pandemie auch die Radsportwelt lahmlegte, startete das Team Andy Schleck Cycles-immo Losch in diesem Jahr bei drei Rennen. Bei der Dubai Tour, dem Omloop van het Hageland und dem GP Samyn war Berg jeweils die einzige Fsclvertreterin im Aufgebot. Die 22Jährige schaffte es bei keinem der Wettkämpfe ins Schlussklassement. Für die besten Resultate sorgten bislang Line Marie Gulliksen (N) als Zehnte in Dubai und Mae Lang (EST) als 37. beim GP Samyn. Das ist aber ohnehin eher nebensächlich. „Es geht um die Fort- und Ausbildung. Wir wollen die Mädchen besser machen und ihnen den Weg in eine erfolgreiche Zukunft ebnen“, erklärt Claude Losch, der nicht nur seit 2007 Präsident des „Sport a Fräizäit“ist, sondern in Cessingen auch als Motor und Ideengeber gilt. Er ist der Manager des Frauenteams. „Es ist vor allem aber auch sehr befriedigend zu sehen, dass sich im Großherzogtum etwas im Frauenradsport bewegt. Als Christine (Majerus) begann, gab es nichts. Wir hinkten meilenweit hinterher
– und damit meine ich den gesamten Luxemburger Radsport. Es musste etwas passieren“, sagt Losch, der mit seinem Team auch seit Jahren das nach der Straßenradweltmeisterin von 1958 benannte Ceratizit Festival Elsy Jacobs ausrichtet. Dieses Jahr machte das Corona-virus den Organisatoren jedoch einen Strich durch die Rechnung.
Damit es mit dem Team Andy Schleck Cycles-immo Losch vorwärts geht, kam es im Hinblick zur aktuellen Saison zu einer Art Fusion. Fünf Fahrerinnen des Teams Mexx–watersley International wechselten ins Großherzogtum. Hinzu kam Tjarco Cuppens als verantwortlicher Sportlicher Leiter,
der gleich noch vier Personen aus dem Betreuerstab mitbrachte. Vom Team Differdingen kam zudem der erfahrene Tim Ballini als weitere Stütze.
Cuppens sorgt für frischen Wind
Exprofi Cuppens dirigiert seit einem halben Jahrzehnt Frauenteams. Sein eigentlich auf drei Jahre angelegtes Projekt in Belgien platzte frühzeitig und so kam es zur Zusammenarbeit mit den Luxemburgern. „Für beide Seiten ist dies eine gute Sache. Jetzt sind wir vor allem im Bereich Mechaniker und Soigneurs sehr gut aufgestellt. Wir können uns nicht beschweren“, strahlt Losch, der sich bewusst ist, dass man im Konzert der ganz großen Mannschaften chancenlos ist. „Wir machen unsere Arbeit auf unserem Niveau. Wir schlagen uns tapfer. International hängen die Kirschen allerdings sehr hoch. Der Frauenradsport hat in der Spitze eine enorme Entwicklung gemacht und das ist auch gut so“, sagt er und fügt an: „Tjarco macht eine sehr gute Arbeit. Er genießt bei den Mädchen ein hohes Ansehen und verfügt im Ausland über wichtige Kontakte. Die erlauben uns beispielsweise die Teilnahme am Lotto-cup. Dort sind auch die Topteams am Start. Im Wettkampf mit den Besten können sich unsere Fahrerinnen verbessern.“
Losch gibt sich kämpferisch: „Vielleicht werden wir es bis zu einem UCI-TEAM schaffen. Ich weiß es nicht. Es ist kein Ziel, das wir mit aller Macht anstreben. Wenn unsere Entwicklung allerdings erfolgreich verläuft, ist dies vielleicht der logische nächste Schritt. Dazu müssten wir allerdings zusätzliche Sponsoren finden und uns noch breiter aufstellen.“
Das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt zählt nur eins: Das Experiment befindet sich in der dritten Saison. Das ist auch schon ein Erfolg.