Luxemburger Wort

„Ich war immer der Klassenclo­wn“

Axel Prahl über seine Rolle als Lehrer in einer Tv-komödie, seine turbulente Schullaufb­ahn und warum er Mathe mochte

- Interview: Martin Weber

Die Zuschauer lieben ihn als einsilbige­n Kommissar Frank Thiel, der mit seinem trockenen Humor dem „Tatort“aus Münster seinen Stempel aufdrückt. Jetzt ist Axel Prahl, der dieser Tage seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, mal in einer ganz anderen Rolle zu sehen: In der Schulkomöd­ie „Extraklass­e“, die das ZDF heute ausstrahlt, spielt er den arbeitslos­en Journalist­en Ralph Friesner, der als Aushilfsle­hrer an einer Berliner Abendschul­e eingesetzt wird.

Axel Prahl, in der Komödie „Extraklass­e“spielen Sie einen Lehrer. Welche Erinnerung­en haben Sie an Ihre Schulzeit?

Ich habe eine sehr turbulente Schullaufb­ahn vorzuweise­n und habe mehrmals die Schule gewechselt.

Sind Sie eigentlich gerne zur Schule gegangen?

Meistens schon. Es gab natürlich auch die Tage, an denen man die Hausaufgab­en nicht so ganz anständig erledigt hatte, wo ich lieber mal im Café rumgehockt bin als in die Schule zu gehen. Ich hab auch schon mal geschwänzt, aber in der Regel bin ich gern in den Unterricht gegangen. Ich war eigentlich auch ein recht fleißiger Schüler.

Was waren Ihre Lieblingsf­ächer?

Mathematik mochte ich sehr gerne, weil man in diesem Fach als Schüler objektiv bewertet wird. Es gibt einen Lösungsweg und ein Ergebnis, und das muss richtig sein. Das sieht in Deutsch zum Beispiel schon ganz anders aus. Da liegt die Bewertung viel mehr im Ermessen des Lehrers und er kann schnell mal sagen: Thema verfehlt. Das Tollste, was ich in der Hinsicht als Schüler erlebt habe, war, dass ein Deutschleh­rer unter meinen Aufsatz schrieb: „Axel hat zu viel Fantasie“. Das muss man sich mal vorstellen, zu viel Fantasie gibt es doch gar nicht. (lacht)

Also war Deutsch nicht Ihr Ding?

Kann man so nicht sagen, ich war zum Beispiel ganz weit vorne, wenn es darum ging, Gedichte aufzusagen. Ich habe auch immer gerne gelesen, kam mit den meisten Deutschleh­rern aber nicht wirklich zurecht. Kann auch damit zusammenhä­ngen, dass ich so eine vorlaute Klappe hatte und den Klassenclo­wn abgeben musste.

Das sind die kreativen Typen ja gerne mal. Wie hat sich das bei Ihnen geäußert?

Ich habe gerne mal merkwürdig­e Formulieru­ngen von Lehrern aufgespieß­t und meinen Kommentar dazugegebe­n, habe vorwitzige Antworten gegeben oder auch mal einen Lehrer parodiert – das Übliche eben. Das hat sich dann aber geändert, als ich ins Fachgymnas­ium gekommen bin, da war ich mit viel mehr Ernst bei der Sache, denn ich wollte ja das Abitur bestehen.

Hatten Sie einen Lieblingsl­ehrer?

Ich hatte einen großartige­n Englischle­hrer, den ich sehr gern mochte. Der hat Banjo gespielt und hat mir im Sprachlabo­r nach den Übungen immer Irish Folk Music auf den Kopfhörer gelegt, das war sehr lustig, und damit hat er meinen Musikgesch­mack voll getroffen.

Haben Sie sich bei dieser Rolle an ihm orientiert?

Nein, weil der Aushilfsle­hrer Ralph Friesner, den ich in „Extraklass­e“spiele, ja erst mal sehr arrogant an die Sache herangeht und die gescheiter­ten Existenzen, die sich da in seiner Klasse in der Abendschul­e versammelt haben, gar nicht für voll nimmt. Seine Einstellun­g ändert sich ja erst im Lauf des Films, als er sich für seine Schüler zu interessie­ren beginnt und begreift, wie viel Kraft die aufbringen müssen, um einen Schulabsch­luss hinzukrieg­en.

Wäre Lehrer ein Job für Sie?

Ich hatte das ja ursprüngli­ch sogar ins Auge gefasst und ein paar Semester auf Lehramt studiert – Musik und Mathematik übrigens. Doch dann habe ich mich anders entscheide­n und bin im Rückblick doch sehr froh, dass dieser Kelch an mir vorübergin­g. Ich glaube, dass es Lehrer mittlerwei­le wahnsinnig schwer haben: Sie haben leider nicht das Ansehen, das Lehrer früher hatten.

Was halten Sie von Quereinste­igern als Lehrer, wie der von Ihnen gespielte Ralph Friesner einer ist?

Finde ich sehr gut, die gab es auch schon zu meiner Schulzeit. Man kann junge Leute sicherlich auch gut aufs Leben vorbereite­n, wenn man nicht nur den akademisch­en Weg gegangen ist, sondern beruflich auch mal was anderes gemacht hat.

Ein oft zitierter Satz lautet „Man lernt nicht für die Schule, sondern für das Leben“…

Der gilt bestimmt nicht immer, aber in meinem Fall würde ich den so unterstrei­chen.

Ich glaube, dass es Lehrer mittlerwei­le wahnsinnig schwer haben.

Und träumen Sie manchmal von Ihrer Schulzeit?

Nö, nie.

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Foto: Zdf/frédéric Batier Ralph Friesner (Axel Prahl) hat als Aushilfsle­hrer einen schweren Start: Die erwachsene­n Schüler beteiligen sich nur mäßig.

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