Trump vollzieht Corona-kehrtwende
Washington. Eine Zahl scheint Uspräsident Trump ganz besonders zu beeindrucken: zwei Millionen. Während seiner Pressekonferenz im Rosengarten des Weißen Hauses erwähnt er sie genau sechzehn Mal. Dabei handelt es sich um die Projektion der ungefähren Zahl der Toten der Corona-krise in den USA, wenn die Regierung dem Virus freien Lauf gibt.
Die Covid-19-arbeitsgruppe hatte Trump ein Dutzend Szenarien vorgelegt, die ihm die möglichen Konsequenzen der Pandemie veranschaulichten. „Wir haben beachtliche Zeit damit verbracht, über die verfügbaren Daten zu gehen“, erklärt der Leiter des Instituts für Infektionskrankheiten am National Institut of Health, Anthony Fauci, was zu dem Sinneswandel des Präsidenten geführt hat. Fauci sagte in einem Interview mit dem Fernsehsender CNN, er wäre nicht überrascht, selbst mit den Restriktionen auf 100 000 bis 200 000 Tote zu kommen. Trump hatte kürzlich noch erwogen, die Beschränkungen des öffentlichen Lebens am 12. April aufzuheben. Er fantasierte über „volle Kirchen“zu Ostern und eine brummende Wirtschaft, die zu neuem Leben erwacht.
Auf seiner Pressekonferenz behauptete der Präsident nun, dies sei mehr eine „Aspiration“gewesen. Die Kehrtwende erfolgt vor dem Hintergrund rasant steigender Neuinfektionen in den urbanen Ballungsräumen. Allen voran in New York, dem Epizentrum der Krise, wo bereits rund 60 000 positiv auf Covid-19 getestete Menschen leben, von denen bis Sonntag mehr als tausend gestorben sind. Zu Trumps Sinneswandel trugen nach eigenem Zeugnis dramatische Bilder aus dem Elmhurst-krankenhaus im Stadtteil Queens bei, in dem er seine Kindheit verbrachte. Er habe in den vergangenen Tagen gesehen, wie Leichensäcke in den Fluren lagen und Tote in Kühlwagen gebracht
New York, das Epizentrum der Krise
wurden. „Sie wissen nicht, wohin mit den Leichen, es sind so viele.“So etwas habe er in den USA noch nie gesehen.
Die Führerin der Demokraten im Us-kongress, Nancy Pelosi, hielt Trump vor, mit seinem Zickzackkurs Leben zu gefährden. „Menschen sterben“, warnte die Speakerin den Präsidenten. „Wir müssen jede Vorsichtsmaßnahme ergreifen.“Alarmiert äußerten sich zahlreiche Gouverneure, die das Fehlen von Beatmungsgeräten und Schutzausrüstung beklagten. tsp