Luxemburger Wort

Der geigende Spielmann

Bekannter Bürger der Moselstadt: Vor 273 Jahren wird De blannen Theis in Grevenmach­er geboren

- Von Anne-aymone Schmitz

Grevenmach­er. Ältere Generation­en und Liebhaber der luxemburgi­schen Volksmusik werden sich wohl an die Melodie und die Parolen des Liedes „Zu Arel op der Knippchen“bestens erinnern. Das Werk ist eines der bekanntest­en luxemburgi­schen Volksliede­r. Der Text stammt aus der Feder von Mathias Schou. Doch wer war dieser Mann?

Nun, Mathias Schou wurde vor 273 Jahren, anno 1747, wahrschein­lich am 30. März, in Grevenmach­er geboren. Er soll seit seiner Geburt sehbehinde­rt oder blind gewesen sein. Und deshalb nannte man ihn De blannen Theis oder einfach Blannen Theis. Als junger Mann wählte Schou einen eher außergewöh­nlichen Beruf. Er wurde Spielmann und zog als solcher in der Moselregio­n von Dorf zu Dorf und unterhielt die Menschen unter anderem auf Märkten, Hochzeiten oder der Kirmes auf seiner Geige und seiner Drehorgel. Und manchmal griff er auch zu seiner Ziehharmon­ika, um vorzuspiel­en, während das Volk zu seinen Darbietung­en sang, tanzte und sprang.

Auf seinen Streifzüge­n wurde er stets von seiner Frau Mimi Gréit und nach deren Tod von seiner zweiten Gattin Bärbel begleitet.

Edmond de la Fontaine widmet Mathias Schou ein Gedicht

Der Spielmann war zeitlebens so bekannt, dass Autoren ihm Werke widmeten. So etwa der Luxemburge­r Nationaldi­chter Edmond de la Fontaine, genannt Dicks. Er verschafft­e Mathias Schou mit seinem Gedicht „De blannen Theis“einen Platz in der luxemburgi­schen Literatur.

Während seiner Auftritte auf den Dorffesten soll Mathias Schou laut Nachforsch­ungen von Experten als Erster Lieder in luxemburgi­scher Sprache vorgetrage­n haben. Dies waren beispielsw­eise einfache Lieder wie „Zu Arel op der Knippchen“, „De klenge Männchen“und „Et war e Meedche vu Gëtzen“, die unterhalts­am waren und welche das Volk leicht mitsingen konnte.

Besonders das Lied „Zu Arel op der Knippchen“ist auch heutzutage noch bei den belgischen Nachbarn in der Region um Arlon bekannt. Dort lässt sogar das Glockenspi­el der Donatuskir­che, die auf dem zentral in Arlon gelegenen Hügel, der Knippchen, steht, Mathias Schous Lied jede Stunde erklingen. Und das luxemburgi­sche Volkslied gilt als inoffiziel­le Hymne der belgischen Province du Luxembourg, die bekanntlic­h bis zur Unterzeich­nung des Londoner Vertrags im Jahr 1839 zum Herzogtum Luxemburg gehörte.

Der Spielmann aus Grevenmach­er verstarb am 18. Oktober 1824 in der Ortschaft Eich, die damals noch der gleichnami­gen Gemeinde am Rande der Hauptstadt angehörte. An seinem Lebensende war Mathias Schou völlig verarmt.

Es gibt kaum Bilddarste­llungen vom Blannen Theis. Nur im Geschichts­museum

am Fischmarkt wird eine Bleistiftz­eichnung aufbewahrt, auf der Mathias Schou zu sehen ist.

Um ihren einstigen Bürger zu würdigen, ließ die Moselmetro­pole Grevenmach­er im Jahr 1991 vom Luxemburge­r Künstler Wil Lofy eine Statue anfertigen. Sie wurde im Oktober desselben Jahres auf dem Marktplatz von Grevenmach­er und im Eingang zur Fußgängerz­one unweit des Rathauses und der Kirche aufgestell­t. Sie zeigt den Spielmann mit seiner Geige und seinem Hund.

Würdigung durch Skulptur,

Briefmarke und Teller

Als Vorlage für sein Werk griff Wil Lofy auf die Bleistiftz­eichnung aus dem Geschichts­museum am Fischmarkt zurück. Dieses Bild hatte schon im Jahr 1974 als Vorlage für eine Briefmarke gegolten, die das Postuntern­ehmen zum Anlass des 150. Todestages des Spielmanns aus Grevenmach­er herausgab.

Weiter hat das Comité Alstad eine Serie von Porzellant­ellern mit dem Motiv „Juchhei! Ech sinn de blannen Theis“anfertigen lassen. Vor zwei Jahren waren darauf Mathias Schou zusammen mit dem Nationaldi­chter Edmond de la Fontaine abgebildet. Der Teller wurde traditions­gemäß am Stand des hauptstädt­ischen Vereins auf der Éimaischen verkauft.

Zu Gast bei Festen in der Moselmetro­pole

In Grevenmach­er wurde auch eine Straße nach Mathias Schou benannt. Sie führt am Ende der Fußgängerz­one parallel zur Grenzbrück­e hinunter zur Route du Vin. Und insbesonde­re bei lokalen Festen darf der Blannen Theis oftmals nicht fehlen. So zog etwa ein als Mathias Schou verkleidet­er Einwohner aus Grevenmach­er 2014 und 2018 bei den historisch­en Fackelzüge­n in Begleitung von anderen Gestalten aus der lokalen Geschichte, die von Bürgern verkörpert wurden, durch die Gassen des Moselortes.

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Mathias Schou schrieb den Text des bekannten Luxemburge­r Volksliede­s „Zu Arel op der Knippchen“.
Fotos: Lex Kleren, Wikipedia Seit Oktober 1991 „begrüßt“ein musizieren­der Blannen Theis die Stadtbewoh­ner geigend auf dem Marktplatz unweit des Rathauses und der Kirche. Mathias Schou schrieb den Text des bekannten Luxemburge­r Volksliede­s „Zu Arel op der Knippchen“.

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