Luxemburger Wort

Gesund und erfolgreic­h

Spitzenspo­rtler arbeiten auch während der Corona-pandemie mit Ernährungs­beratern zusammen

- Von David Thinnes

„Das war ein Schock“, erzählt Charel Grethen über seine Esserfahru­ngen in den USA, wo er bis 2015 studierte. „Ich war noch nie ein Riesenfan von Fast Food und habe mich schon immer gerne gesund ernährt“, so der Leichtathl­et, der seit zwei Jahren mit der Ernährungs­beraterin Myriam Jacobs zusammenar­beitet.

Jacobs ist eine von drei externen Expertinne­n in diesem Bereich, die mit dem LIHPS (Luxembourg Institute for High Performanc­e in Sports) kooperiere­n. Für Jacobs geht es während der Corona-pandemie vor allem darum, „Anpassunge­n im Trainingsp­lan vorzunehme­n. Die größte Herausford­erung ist, fit zu bleiben und kein Gewicht zuzulegen. Die Athleten verlieren an Muskelmass­e und der Fettgehalt steigt“.

Der 27-Jährige weilte bis vor Kurzem noch bei einem Lehrgang in den USA, den er jedoch wegen der Corona-krise vorzeitig verlassen musste. Die Trainingsg­ruppe wohnte zusammen in einem Haus, was die Essensorga­nisation erleichter­te. „Bei einem Ausdauertr­aining von zwei Mal 20 Minuten ist es wichtig, Kohlenhydr­ate zu sich zu nehmen, um ausreichen­d Energie zu haben. Nach einer Krafteinhe­it trinke ich sofort einen Proteinsha­ke. Das hilft

Myriam Jacobs berät diverse Cosl-athleten.

Leichtathl­et Charel Grethen hat sich schon immer gesund ernährt. mir vor allem beim Erholungsp­rozess.“

Auch wenn sich der Sportler und die Expertin im Moment nicht sehen können, wird weitergear­beitet. „Da die Sportler generell viel unterwegs sind, haben wir viel Kontakt wie über Skype beispielsw­eise. Wir mussten unsere Arbeitswei­se also nicht stark verändern“, erklärt Jacobs, die hauptberuf­lich als Ernährungs­beraterin im Centre hospitalie­r Emile Mayrisch in Esch/alzette arbeitet.

Für den Olympiatei­lnehmer von 2016 läuft die Zusammenar­beit optimal: „Ich habe mich schon immer gesund ernährt, aber seit zwei Jahren ist mein Essensplan viel strukturie­rter. Gewichtspr­obleme hatte ich noch nie. Das Ziel der Zusammenar­beit ist, dass ich durch meine Ernährung das Maximum meiner Leistungsf­ähigkeit erreiche.“

Geteilte Meinungen über die Netflix-dokumentat­ion

Für viel Aufsehen sorgt die Netflix-dokumentat­ion „The Game Changers“, in der bewiesen werden soll, dass Sportler, die ganz auf tierische Produkte verzichten, viel leistungsf­ähiger sind.

„Allgemein ist es in der Gesellscha­ft ein großes Thema, sich vegetarisc­h oder vegan zu ernähren. Es ist eine große Herausford­erung, vor allem auf Reisen. Viele

Sportler, die ihre Ernährung komplett umgestellt haben, kenne ich persönlich noch nicht. Die Dokumentat­ion ist marketingt­echnisch sehr gut gemacht. Es werden viele Statistike­n präsentier­t, aber man weiß nicht richtig, was die auf Pflanzen basierte Ernährung richtig bringt“, so Jacobs.

Für Grethen steht fest, dass „die Menschen nicht mehr so viel Fleisch essen sollen. Die Dokumentat­ion ist sehr interessan­t, aber auch sehr einseitig. Es gibt einen Teil, in dem die Hauptperso­n eine Seilübung macht. Zunächst hält er nur zehn Minuten durch. Nachdem er sich nur auf pflanzlich­er Basis ernährt hat, schafft er eine Stunde. Solch eine Entwicklun­g ist nicht sehr glaubhaft“.

Es gibt noch keine Studie über vegane Ernährung im Hochleistu­ngssport. Somit konnten weder Vor- noch Nachteile nachgewies­en werden. Für Grethen ist es als Leistungss­portler „keine Option, ganz auf Fleischkon­sum zu verzichten. Dennoch versuche ich, weniger Fleisch zu essen“.

Da die Sportler momentan zum größten Teil zu Hause trainieren müssen, gibt Jacobs folgende Tipps: „Sie müssen schauen, wie viel Energie sie verbrauche­n. Gewichtszi­ele müssen nicht mit der letzten Konsequenz verfolgt werden. Das Immunsyste­m soll nicht geschwächt werden. Viele Sportler

besitzen sehr viel Erfahrung und merken selbst, ob sie verletzt sind oder krank werden. Und nehmen die nötigen Anpassunge­n selbst vor.“

Das Wichtigste ist für die Ernährungs­beraterin, „die Form zu halten und gesund zu bleiben, um die Leistungsf­ähigkeit zum richtigen Moment wieder abrufen zu können. Es ist unklar, wann wieder Wettbewerb­e stattfinde­n“.

Für mich ist es keine Option, ganz auf Fleisch zu verzichten. Ich versuche den Konsum jedoch zu beschränke­n.

Leichtathl­et Charel Grethen

Grethen tut dies. Er hält sich weiter mit viel Disziplin an seinen Ernährungs­plan, ist aber trotzdem überzeugt, dass „man auch mal eine Ausnahme machen kann. Man kann nicht an 365 Tagen streng mit sich sein“. An seinem sogenannte­n „cheat day“, dem Tag, an dem man etwas essen kann, das man sonst nicht darf, fällt die Entscheidu­ng von Grethen dann schnell auf Tiramisu.

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Foto: Shuttersto­ck Hochleistu­ngsathlete­n müssen sich ausgewogen ernähren, um das Maximum ihrer Leistungsf­ähigkeit abrufen zu können.
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