Luxemburger Wort

Infrastruk­turprojekt­e in Krisenzeit­en

Chamberdeb­atte über das Investitio­nsprogramm der Regierung in 34 Großprojek­te

- Von Morgan Kuntzmann Grafik: Eggert Lindenkreu­z / Stadt Luxemburg

Bereits in der vorherigen Chamberdeb­atte, bei der es um die Renovierun­g des Thermalbad­es in Bad Mondorf ging, schien die anstehende Grundsatzd­iskussion durch. Die im Raum stehende Frage: Wie soll der Staat mit seinen finanziell­en Reserven auf die durch den Corona-virus verursacht­e anstehende Rezession reagieren?

Antizyklis­che Finanzpoli­tik

So wie es bei der einstimmig­en Annahme der Renovierun­g des Thermalbad­es bereits anklang, herrscht unter den Parteien ein breiter Konsens, wie man auf diese Krise reagieren soll: Antizyklis­che Investitio­nen. Dies bedeutet, dass ein Staat mithilfe von Finanzrück­lagen, die er sich während einer Wachstumsp­hase zurücklegt, den Abschwung der Wirtschaft durch Investitio­nen ausgleicht. Eine Regierung kann die Nachfrage mit verschiede­nen Mitteln beleben; durch Erhöhung der Ausgaben für öffentlich­e Projekte, Steuersenk­ungen oder Subvention­en. Als Ziel soll damit die Investitio­nsbereitsc­haft der Unternehme­n erhöht und schlussend­lich der Privatkons­um angeregt werden.

In der gestrigen Orientieru­ngsdebatte des Luxemburge­r Parlaments hat der Berichters­tatter Carlo Back (déi Gréng) 34 zukünftig Projekte vorgestell­t. Dabei betonte er: „Es geht um Investitio­nen im Bildungsbe­reich, in die Sicherheit, die Mobilität und den Naturschut­z. Dabei bleibt die Priorität, die Verbesseru­ng des öffentlich­en Transports.“Seit 2009 unterstehe­n aus Transparen­zgründen öffentlich­e Infrastruk­turprojekt­e, die den Schwellenw­ert von 10 Millionen Euro überschrei­ten der Kontrolle des Parlaments. Für jedes Projekt, das die 40 Millionen Euro Grenze übersteigt, muss ein Finanzieru­ngsgesetz ausgearbei­tet werden.

Position der Parteien

Der liberale Abgeordnet­e Claude Lamberty ging während der Debatte auf den besonderen Kontext ein: „Die Corona-pandemie hat Auswirkung­en auf das Budget und damit auf öffentlich­e Investitio­nen. Wir können nicht so weitermach­en wie vorher.“Dabei forderte er, dass man abwägen soll zwischen direkt benötigten Investitio­nen,

besonders die Mobilität betreffend und Investitio­nen, die man zeitlich nach hinten verschiebe­n könne. Dem Lsap-abgeordnet­en Dan Biancalana lagen besonders die Ausgaben in schulische Infrastruk­turprojekt­e am Herzen: „Eine gut ausgebilde­te Jugend braucht gute Infrastruk­turen.“

Der Csv-deputierte Aly Kaes verlangte gestern detaillier­tere Zahlen: „Zwischen 10 und 39 besteht eine große Spanne. Es wäre gut, wenn zukünftig eine Schätzung des Preises vorhanden wäre.“Für Infrastruk­turministe­r François Bausch steht dies nicht zur Debatte, da „die Projekte sich bisher nur in der Vorphase befinden und erst analysiert werden.“

Am Ende der Sitzung wurde der Gesetzesan­trag angenommen. Nur die beiden Abgeordnet­en der Piraten enthielten sich während der Abstimmung. Der Piraten-abgeordnet­e Marc Goergen hatte die Enthaltung bereits während der Debatte angekündig­t: „In ein paar Monaten werden nicht alle Bauprojekt­e vonnöten sein. Nehmen wir das geplante Tanklager in Findel. Keiner weiß, wie sich die Luftfahrtb­ranche entwickeln wird.“

 ??  ?? Die Renaturier­ung der Petruss war auch Teil der 34 besprochen­en Großprojek­te.
Die Renaturier­ung der Petruss war auch Teil der 34 besprochen­en Großprojek­te.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg