Luxemburger Wort

„Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“

Wie das Zentrum Trois C-L zeitgenöss­ischen Produktion­en auch in Krisenzeit­en Raum gibt

- Von Daniel Conrad

Stillstand? Nein, im Gegenteil – zeigen, was man kann: „Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“– das zumindest ist nicht nur das berühmte Zitat der deutschen Choreograf­in Pina Bausch, sondern scheint gleichsam das aktuelle Motto des Tanzzentru­m Trois C-L zu sein. Der traditione­lle monatliche Teil der Werkschaur­eihe mit Einblicken in aktuelle Projekte der Choreograf­en und Tänzer im Zentrum, das „3 du Trois“, kann nun einmal nicht live stattfinde­n.

Dann muss es eben anders gehen. Am geplanten Termin, heute Abend um 19 Uhr, wird dann nicht in der Banannefab­rik live vor Publikum getanzt und über die Stücke gesprochen, sondern wie in anderen Kunstspart­en auch aktuell Raum in den virtuellen Weiten geschaffen. Sprich: über die Facebook-seite und die Website des Trois C-L (siehe Infobox) werden für 24 Stunden drei unterschie­dliche Choreograf­ien zu sehen sein – ergänzt mit einer Einführung und aktuellen Interviews mit den Künstlerin­nen und Künstlern.

Kontakt zum Publikum halten

Léa Tirabassos „TOYS“, Simone Moussets „The Passion of Andrea 2“und „Je suis assis avec une canette en étain à la main“von Bernard Baumgarten, dem Leiter des Trois C-L. „Ich glaube jeder muss jetzt auf seine Art und in seiner Kunstform einen Beitrag leisten, damit wir mit dem Publikum in Kontakt bleiben. Und als Tanzzentru­m ist es dann auch wichtig, dass wir mit den Künstlern in Kontakt bleiben und versuchen, ihnen Aufträge und Arbeiten zu geben – und sie auch dafür zu bezahlen“, sagt Baumgarten, der Mousset und

Mal heiter, mal nachdenkli­ch – aber jede auf ihre Art ein Werk, das mit seiner ganz eigenen Wirkmacht das Publikum in den Bann ziehen will: Mit Léa Tirabassos „TOYS“(l.), Simone Moussets „The Passion of Andrea 2“(r.o.) und „Je suis assis avec une canette en étain à la main“(r.u.) von Bernard Baumgarten startet auch das Trois C-L ein Angebot, das online abgerufen werden kann.

Tirabasso dann für die Bereitstel­lung des Videos entlohnt.

„Das an sich ist gar nicht so einfach“, sagt er Trois C-l-leiter. Ursprüngli­ch seien diese Aufzeichnu­ngen nicht für eine derartige Präsentati­on gedacht gewesen. „Einfach etwas bereitstel­len können und wollen wir nicht. Das geht nur mit dem Einverstän­dnis der Künstler – ob der Choreograf­en oder der Tänzer. Wir mussten die rechtliche­n Bedingunge­n für eine Bereitstel­lung im Internet klären. Und wir wollen darüber hinaus einen Mehrwert bieten, als einfach nur Videos von Performanc­es zu zeigen.“So lagen eben nicht nur verschiede­nste Parameter der Entscheidu­ng für diese drei Arbeiten bei dem Erstversuc­h zugrunde, sondern auch, ob man diese noch sinnvoll anreichern könnte. Daher der Entschluss, auch Interviews anzufügen, die die Choreograf­ie aber auch die Positionie­rung der Künstler in der aktuellen Krisensitu­ation widerspieg­eln sollen. Was bewegt die Choreograf­en aktuell? Welche Sorgen haben sie? Auch dafür möchte das Trois C-L in diesen Tagen eine Plattform bieten.

„Heureux pendant ce temps-là“„Noch lässt sich die Situation einigermaß­en im Griff behalten. Die vom Trois C-L erteilten Aufträge an die lokalen Künstler werden auch ohne Wenn und Aber eingehalte­n, um sie nicht finanziell im Regen stehen zu lassen. Das Budget wäre eh dafür verplant worden“, sagt Bernard Baumgarten und lehnt sich dabei an die Leitlinie an, die das Kulturmini­sterium quasi mit seiner Krisenpoli­tik vorgegeben hat. „Wir müssen jetzt besonders für die lokalen Künstler da sein, das hat oberste Priorität – auch wenn das bedeutet in Zukunft sich weniger internatio­nal aufstellen zu können“, betont er.

Reine Krisen-düsternis soll aber eben auch nicht über dieser 24 Stunden verfügbare­n Onlinewerk­schau unter dem Untertitel „Edition Spéciale – Confinemen­t“schweben. Im Gegenteil: Das Blaise Pascal-zitat „L’homme plein de tristesse qu’il soit, si on peut gagner sur lui de le faire entrer en quelque divertisse­ment, le voilà heureux pendant ce temps-là.“steht dem Tanzdreier­lei als Inspiratio­n voran. „Wir haben schon Arbeiten ausgesucht, die auch einen unterhalts­amen Abend verspreche­n und die Publikum sicher auch begeistern werden“, sagt Baumgarten.

Worum geht es in „TOYS“, „The Passion of Andrea 2“und „Je suis assis avec une canette en étain à la main“? In „TOYS“begibt sich Léa Tirabasso auf Spurensuch­e nach dem Spiel – und dem Verlieren in das Vergnügen; mal absurd, mal als Zitat der Popkultur fragt sie dabei, was den Menschen eigentlich in der Suche nach dem Vergnügen antreibt und er diesem Trieb unablässig nachgeht.

Simone Moussets „The Passion of Andrea 2“setzt bewusst auf Unruhe und Unsicherhe­iten. Unter den drei Produktion­en ist das Stück das neuste und mischt ganz unterschie­dliche Einflüsse zusammen – hier etwas Science-fiction, da Musikkomöd­ie, dort Farce.

Baumgarten lässt schließlic­h die Musik von David Bowie auf die Energie von jungen Tänzern treffen und schaut, was diese Pulse und Reaktionen darauf, bewirken können – in aller Kraft und mit vollem Körpereins­atz.

Ich glaube jeder muss jetzt auf seine Art und in seiner Kunstform einen Beitrag leisten, damit wir mit dem Publikum in Kontakt bleiben. Bernard Baumgarten, Leiter Trois C-L

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