Luxemburger Wort

„Eine Anlaufstel­le für alle Patienten“

Dr. Pierre Hertz, Leiter der vier Gesundheit­szentren, reagiert auf die Kritik einzelner Ärzte

- Von Jacques Ganser

Luxemburg. Es ist nicht vorgesehen, die sogenannte­n Nicht-covid-spuren in den Centre de soins avancés (CSA) zu schließen. Dr. Pierre Hertz, Koordinato­r der vier Zentren in Kirchberg, Belval, Ettelbrück und Grevenmach­er ist da formell. Er reagiert damit auf Kritik aus Teilen der Ärzteschaf­t, welche die Untersuchu­ngsmöglich­keiten in den Zentren für eingeschrä­nkt halten und negative Auswirkung­en auf Patienten mit Langzeiter­krankungen haben könnten (siehe LW von gestern).

Die Behandlung­sspur, die Patienten ohne Covid-19-symptome vorbehalte­n sind, spielen laut Hertz aber eine wichtige Rolle. Hertz zufolge sei die Entscheidu­ng, diese Option offen zu halten, denn auch in Absprache mit den Vertretern der Allgemeinm­ediziner und dem nationalen medizinisc­hen Koordinato­r und Präsident der Ärzteverei­nigung AMMD, Dr. Alain Schmit, erfolgt.

Auf Anfrage der Ärzteschaf­t

Dass verschiede­ne Allgemeinä­rzte, aber auch Spezialist­en, sich jetzt darüber beklagen, dass ihre Praxen leer bleiben oder sie zur Untätigkei­t gezwungen sind und dabei auch finanziell­e Ausfälle erleiden, kann Hertz zwar nachvollzi­ehen.

„Aber es waren die Vertreter der AMMD und der Allgemeinä­rzte selbst, die um Maßnahmen gebeten haben, damit die Covid-19-patienten die Praxen nicht überlasten und die Ärzte infizieren. Deshalb haben wir ja das System der Video-sprechstun­den eingeführt.

Dort kann der Allgemeina­rzt entscheide­n, ob es sich um einen Notfall oder um einen Fall für die Centres de soins avancés handelt. Zudem kann der Arzt entscheide­n, dass der Patient ihn in seiner Praxis aufsuchen soll oder sogar ein Hausbesuch notwendig wird“, so Hertz. Weiter kann der Arzt auf diesem Weg ein Krankenatt­est ausstellen oder weitergehe­nde Analysen und Untersuchu­ngen verordnen.

Keine Miniklinik

Laut Hertz sei es auch wichtig, dass der Patient selbst entscheide­n kann, ob er ein Centre de soins avancés aufsucht. „Der Patient hat die freie Wahl, welche medizinisc­he Versorgung er in Anspruch nimmt. Auch im Centre de soins avancés kann ein Patient ganz normal von einem kompetente­n Allgemeinm­ediziner untersucht werden. Das ist aber auf die Feststellu­ng der Krankenges­chichte und der Symptome, also die sogenannte Anamnese, beschränkt. Weiterführ­ende Untersuchu­ngen wie Ultraschal­l oder Elektrokar­diogramm, die in vielen Praxen möglich sind, sind dort nicht vorgesehen,“so Hertz.

Hertz zufolge habe man auf ausdrückli­chen Wunsch der Ärzte auf diese Ausrüstung­en verzichtet. „Wir wollten dort keine Miniklinik­en einrichten, sondern einen schnellen und guten Dienst am Patienten.“

Dass Spezialist­en, darunter viele aus dem Ausland, die nicht einmal eine Praxis in Luxemburg haben, sich jetzt über Ausfälle beklagen, sei zwar verständli­ch und legitim, so Hertz. „Angesichts der außerorden­tlichen Situation, in der wir uns befinden, setze ich aber auf das Verständni­s der Ärzteschaf­t, die jetzt auch einige Opfer bringen muss.

Die Behandlung­sspur für nicht infizierte Patienten ist im Interesse der Ärzte unabdingli­ch.

Reger Zulauf in Belval

Was den Zulauf zu den vier Centres de soins betrifft, so ist insbesonde­re in der Rockhal in Belval eine deutliche Steigerung zu bemerken. „Wir hatten am Mittwoch dort zwei Ärzte für die Covid-19spur vorgesehen, wegen des Andrangs mussten wir aber auf vier Ärzte erhöhen. Was wir nicht erwartet haben, ist die Entwicklun­g in Kirchberg, wo weiterhin eher wenig Nachfrage besteht. Wir hatten eigentlich dort mit mehr Andrang gerechnet. Wir gehen davon aus, dass dies auf lokale Infektions­herde zurückzufü­hren ist.“

Laut Hertz denke man deshalb darüber nach, in Belval weitere Untersuchu­ngsspuren zu öffnen. Parallel kann aber auch eine Ausweitung der Öffnungsze­iten erfolgen.

 ?? Fotos: Sibila Lind ?? Video auf www.wort.lu
In der Däichhal in Ettelbrück wurde eines der vier Centre de soins avancés (CSA) eingericht­et. Patienten mit Symptomen einer Covid-19infektio­n und solche ohne Symptome werden bereits beim Empfang strikt voneinande­r getrennt.
Fotos: Sibila Lind Video auf www.wort.lu In der Däichhal in Ettelbrück wurde eines der vier Centre de soins avancés (CSA) eingericht­et. Patienten mit Symptomen einer Covid-19infektio­n und solche ohne Symptome werden bereits beim Empfang strikt voneinande­r getrennt.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg